Erste Adresse in Hamburg

Wer träumt nicht davon, einmal ein eigenes, kleines Restaurant zu betreiben?

Klar, die mit einem gesunden Sinn für Realität sagen sich, träumen darf man doch. Den notorischen Träumern, befiehlt hoffentlich rechtzeitig jemand, träum weiter!

Und dann gibt es noch die wenigen Mutigen, die mit klarem Sachverstand und viel Herz ein Bijou realisieren, das man respektvoll mit einem Ausdruck umschreiben kann: Ein Traum.

Wie gesagt, ich war neulich zum ersten Mal in Hamburg. Und es gäbe dort weiss Gott genügend gastronomische Hot Spots, die man anlaufen könnte. Aber ich wusste genau, in welches Restaurant ich als allererstes gehen würde: Ins Trific.

Die Glasfront, die Einrichtung und das Ambiente könnten dazu verleiten, das Trific als Boutique-Restaurant zu bezeichnen.

Aber mit dieser gespreizten Marketingterminologie würde man dem Trific unrecht tun. Weil hier macht nicht irgendjemand auf irgendwas.

Hier stehen zwei, die bei sich selber angekommen sind, mit beiden Beinen im Leben. Oliver Trific am Herd und seine Frau Tanja im Service. Das war ihr Ziel und das ist ihre Mitte.

Ich bildete mir ein, Oliver ein wenig zu kennen, weil wir unsere Blogs gegenseitig gelesen, uns ein paar Kommentare und Mails getippt oder kurz auf Facebook gechattet hatten.

Und doch – es ist immer wieder faszinierend – die Haltung, die jemand an den Tag legt, nennen wir es Ehrlichkeit, kann man nicht faken.

Auch nicht gegenüber sich selbst. Nach Jahren als Koch in Sternelokalen und später als Foodstylist für renommierte Auftraggeber ist die Zeit reif, seiner Berufung ungeschminkt nachzugehen.

Diese Ehrlichkeit macht auch die Stimmung im Restaurant aus.

Von der schlanken Auswahl an marktfrischen Gerichten mit regionalem Bezug bis zur unversnobten Weinkarte.

Worum es den beiden grundsätzlich geht, bringen sie in diesem Interview mit dem gemeinsamen Freund Stevan Paul wunderbar auf den Punkt.

Für mich ist das Trific eines dieser seltenen Restaurants, bei denen es nicht darauf ankommt, was auf der Karte steht, sondern wie es auf den Teller kommt.

Ungekünstelt, aber handwerklich impeccable. Und ein bisschen, wie wenn man zu guten Freunden essen geht.

Es wäre im besten Sinne, dieser Vergleich sei erlaubt, eine Osteria, wie sie im italienischen Slow Food-Guide steht: Der Patron steht selber in der Küche und konzentriert sich auf selbstgemachte, schnörkellose Gerichte.

Wenn immer möglich mit biologischen Produkten aus der Region. Die Handschrift ist zeitgemäss und inspiriert von der Küche Italiens und Frankreichs.

Man muss hier niemandem etwas beweisen – ausser vielleicht, dass es möglich ist, seinen Traum mit Gästen teilen zu können, ohne dass man ihnen eine Illusion servieren muss.


25 Kommentare zu Erste Adresse in Hamburg

  1. Alex am 17. Mai 2010 at 18:02:

    Sehr schön. Hört sich nach dem idealen kleinen Restaurant an. Davon gibt es in D viel zu wenig. Zwischen gutbürgerlich und gehobener Küche muss man in D lange suchen. Gruß

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  2. Carlo Bernasconi am 17. Mai 2010 at 21:20:

    Und warum schreibst zum Teufel nicht, w a s. Du dort gegessen hast???? Quello m’interessa!!!!!!

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  3. Paul Fritze am 17. Mai 2010 at 23:30:

    Ich habe schon so einige Dinge über das Trific gelesen. Dieser Text bringt mich dem Besuch nun noch ein Stück näher. Ich kann es kaum erwarten wieder in Hamburg zu sein. Danke.

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  4. Tweets that mention Anonyme Köche » Blog Archive » Erste Adresse in Hamburg -- Topsy.com am 17. Mai 2010 at 23:42:

    […] This post was mentioned on Twitter by Paul Fritze. Paul Fritze said: Ein wunderbarer Text über ein scheinbar tolles Restaurant in Hamburg http://bit.ly/bwkJl2 #Trific #AnonymeKöche […]

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  5. Magdi am 18. Mai 2010 at 08:38:

    Du hast kein eiziges Foto von den Gerichten gemacht?? Ich möchte nie und nimmer ein Restaurant, nicht geschenkt. Bring das mit einer Familie unter einen Hut!? Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der das zu Stande gebracht hat. Und zum Glück gibt es immer wieder so „Verrückte“, sonst gäbe es sowas natürlich nicht.

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  6. Claudio am 18. Mai 2010 at 11:52:

    Genau so sehe ich das auch, Alex, das mit dem Zwischending. Eben, wie ich geschrieben habe, lieber Carlo, weil das w a s für diese Betrachtung keine Rolle spielt. Um in den Tagesaktualitäten zu schmökern empfehle ich dir die FB-Seite vom Trific: http://bit.ly/9uLzCj und für die Degustation eine Reise nach Hamburg 😉 Danke, Paul, freu dich! Magdi, die beiden sind tatsächlich so verrückt – sie haben drei Kinder unter dem Hut!

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  7. inspirado am 18. Mai 2010 at 13:54:

    Das Trific ist wirklich terrific. Uns hat schon deine Ankündigung in deinem Blog gereicht, um mal bei Facebook zu schauen und noch am selben Tag spontan von Berlin nach Hamburg zu fahren. Und wie sich das gelohnt hat. Der Laden ist sehr aufgeräumt und gleichzeitig warm und frisch eingerichtet mit vielen schönen Details –Liebe ist, wenn die Petrolfarbe im Lokal sich im exakt gleichen Ton auf der Visitenkarte wiederfindet. Das Essen (Pasta mit Lachsforelle in Wodka, Haxnravioli mit angebratenen Radieschen, Spargel, Backhendl…) und der Wein waren wirklich befriedigend und Inhaber und Mitarbeiter von einer aufrichtigen Herzlichkeit. Links und rechts von uns aßen zwei größere Gesellschaften, die komplett a la carte bestellt haben und ihre Gerichte zeitgleich und in Perfektion bekommen haben. Keine Ahnung, wie die das – wenn ich mich nicht verzählt habe: zu dritt – in der Küche geschafft haben.
    Kurz: Genau so ein Laden, den es in Berlin nicht gibt. Danke noch mal für den Tipp.

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  8. Florian Mayr am 18. Mai 2010 at 13:57:

    sehr, sehr, sehr chic!

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  9. Magdi am 18. Mai 2010 at 15:53:

    Kompliment an die Leute!! Drei wär für mich schon allein ein Job. Wiklich alle Achtung!

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  10. Oliver Trific am 18. Mai 2010 at 19:00:

    Wenn ich mal etwas ausholen darf:

    Danke dir, Claudio, für diesen wunderbaren Bericht. Es ist schön zu wissen, dass das was wir vorhaben, auch so bei „Aussenstehenden“ rüberkommt. Die Worte die du gefunden hast, drücken so ziemlich exakt aus was uns bewegt hat dieses Unterfangen zu starten. Ich bin wirklich gerührt und froh.

    Alex, du hast absolut recht. In Deutschland scheint es immer hopp oder topp zu sein, meist nichts dazwischen. Früher waren eigentlich alle Restaurants wie unseres. Da wurden die Dinge selber gemacht und der Wirt wusste wann welche Produkte auf den Markt kommen. Das ist heut nur selten der Fall und meist in preislich gehobenen Lokalen. Gute Küche kann aber auch 2010 stattfinden ohne gleich ein Lolli von der Gänseleber auf die Karte zu setzen.

    Inspirado, es hat mich wirklich umgehauen dass Sie die lange Reise nur wegen uns gemacht haben. Und noch schöner ist dass Sie es genossen haben. Wir sind tatsächlich zu dritt in der Küche, Koch Marc und ich und Superman Nti, unsere geheime Waffe gegen den Stress.

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  11. Volker am 18. Mai 2010 at 20:28:

    Der Kritik bzw dem Lob kann ich nur zustimmen.
    Es Schmeckt dort hervorragend und das Auge darf sich auch mitfreuen. Alles toll angerichtet und super präsentiert. Auch der Service ist sehr angenehm und sehr zu meiner Freunde nicht aufgesetzt,wie in anderen „gleichwertigen“ Restaurants in Hamburg, dies leider zuoft der Fall ist.
    Sehr empfehlenswert auch der Welschriesling aus Österreich, falls dieser noch im Sortiment ist.
    Es gibt wirklich viel zu wenig solcher guten Restaurants in Hamburg. Deshalb hingehen! Es lohnt sich.

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  12. capitan am 18. Mai 2010 at 21:53:

    und weil ich jetzt nachbar in eppendorf bin, geh ich da am wochenende mal mit meiner süssen hin. den bericht MIT fotos gibts dann auf meinem blog 😉

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  13. Jutta Lorbeerkrone am 19. Mai 2010 at 16:06:

    Da wuerde ich mich bestimmt auch sehr gut fuehlen und ueber das freuen, was mir vorgesetzt wird.

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  14. Eva am 21. Mai 2010 at 10:13:

    Danke für den tollen Bericht, Claudio.
    Habe gleich einen Tisch für mich und meinen Schatz für unseren Jahrestag reserviert und kann den 18. Juni kaum abwarten! Solche Restaurants machen einfach Spass, denn sie werden mit Liebe und nicht mit Augen-voller-Dollarzeichen betrieben. Bin schon gespannt was Du bei Deinem nächsten HH – Besuch für Dich/uns entdeckst!

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  15. Ellja am 21. Mai 2010 at 11:27:

    Gut geschrieben… mich würde es auch noch sehr interessieren, was und wie es auf den Teller kam. Schließlich gehts ja dort ums Essen ,-)

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  16. Larissa am 21. Mai 2010 at 22:45:

    @ carlo, ich kanns dir heimlich verraten – ich war dabei 🙂
    meiner atelierkollegin jutta hab ich den restauranttipp gleich weitergereicht, weil sie um die ecke wohnt – sie war da und SEHR BEGEISTERT! wir kommen auch wieder sobald der babysitter mal wieder einen termin frei hat…

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  17. capitan am 25. Mai 2010 at 14:35:

    Boah, war das lecker!!!

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  18. i love to see you smile » Blog Archive » Essen in Hamburg: TRIFIC am 25. Mai 2010 at 16:46:

    […] Anonyme Köche » Blog Archive » Erste Adresse in Hamburg. 25. Mai 2010 […]

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  19. Paul Fritze am 3. Juni 2010 at 11:13:

    Geschafft. Ich war vor zwei Tagen nun auch endlich im Trific und bin immer noch begeistert. Werde bei meinen nächsten HH-Besuchen dort sehr sicher wieder anhalten und geniessen…

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  20. Christian am 4. Juni 2010 at 22:49:

    Danke für den Tip,Claudio! Da lebe und wohne ich seit Jahren in Hamburg, und lerne durch deinen Hinweis hier eine neue, kleine feine Perle in der Gastroszene kennen! Restaurantbesuche habe ich persönlich aufgrund mangelnder Qualität generell stark eingeschränkt – da koche ich doch für das Geld lieber selber für mich und Freunde. Im Trific war ich heute zum Mittagstisch, und es war eigentlich so wie von dir bereits beschrieben: „schnörkellos, ungekünstelt, ein bisschen, wie wenn man zu guten Freunden essen geht.“Ich kann das nur bestätigen: einfach nur entspannt und angenehm.Klein und fein. Nicht abgehoben. Einfach sympatisch. Ich wünsche dem Trific alles Gute, auf das es sich in Hamburgs Gastroszene nicht nur am Eppendorfer Weg behaupten kann ! Als Gast hat mich das Trific jedenfalls nicht zum letzten Mal gesehen!

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  21. NUR DAS GUTE ZEUGS » Blog Archiv » Trific – Hamburg am 8. Juni 2010 at 10:50:

    […] durch den animierenden Bericht von Claudio war ja klar, wo gegessen wird. Die Nummer will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen […]

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  22. Claudio am 10. Juni 2010 at 00:32:

    Es ist eine echte Lesefreude! Danke für die Beschreibung eurer Besuche. Dem Trific wünscht man viele weitere Gäste wie ihr.

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  23. l'art de vivre » Trific (2010/08) am 29. Oktober 2010 at 12:52:

    […] zum Essen und Ambiente ebenfalls sparen, denn die findet man unter anderem schon bei Ulrike, Claudio, Claus und bei Anke sogar 2 Mal. Aber das schaff ich dann doch nicht ganz. Schließlich ist die […]

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  24. Schatzstadt*, Tag 1 | Glasklare Gefühle am 31. Januar 2012 at 11:12:

    […] Jahren ist dieser Name in diversen Blogs verhältnismässig oft zu lesen – pars pro toto sei hier die kleine Hommage von Claudio genannt. Nein, über mangelnde Webpräsenz konnte sich das Trific von Anfang an nicht beklagen. Was […]

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  25. Antonio am 18. Januar 2013 at 09:18:

    Hamburg!
    Im November war ich mal wieder in Hamburg und habe eines der schönsten Restaurants entdeckt! Ich kam mir vor wie in Paris! Zu dem waren dort die absolut freundlichsten und charmantesten Servicekräfte seit Jahren am Werk!
    Eigentlich wollte ich mir einen jahrelangen Traum Erfüllen. Aber als ich vor dem Sgroi von Anne Sgroi stand und rein schauen durfte wusste ich: No. Das ist mir zu langweilig. Dann noch diese paar Menschen die in ihren schwarzen Anzügen, drei Männer eine Frau….
    Wenn ich in nächster Zeit wieder nach Hamburg fahren dann werde ich mit großer Sicherheit wieder im COX speisen. Hier hat alles bestimmt das Essen das Ambiente, das Personal,
    die Gäste, die Größe des Lokals … einfach alles alles alles. Ich kann es nur empfehlen.
    http://www.restaurant-cox.de/

    Ich habe mir auch das HENSSLER angeschaut und auch dort gegessen! Sushi vom Feinsten in Mensaatmosphäre. Dazu den klassischen Arroganten Gymnasiumabgänger im Service, ein Lautstärke wie im derzeit amputierten Stuttgarter Bahnhof, Eine stickige Luft, dass die Kleidung danach unbrauchbar war und völlig überteuerte Preise machen dieses Restaurant für mein empfinden zu einem No Go. Die sehen mich da nicht mehr. Das war McDonald’s für Blankenese.

    Ein ganz klares DAUMEN HOCH muss ich hier für Mälzers Bullerei aussprechen. Diesen Laden muss man einfach selber sehen und sich ein Bild und auch ein Geschmacksbild machen. Ich war zwar „nur“ samstagmittags im Bistro aber das war jede Mühe und Geld wert die ich aufbringen musste um dort essen gehen zu können. Ein bisschen hat es mich an das AQUA In Basel erinnert……

    Aber eigentlich wollte ich über die Suchfunktion einen ganz anderen Eintrag suchen…..

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