Anscheinend unvorstellbar inkompatibel: Zeitgleich Bier und Espresso trinken.

Mir fällt das schon gar nicht mehr auf. Aber mein Freund Sardenny hat mich letzthin darauf aufmerksam gemacht: «Hey, ich hab das jetzt auch mal probiert! Das mit der Stange und einen Espresso dazu. Du trinkst das doch immer? Funktioniert voll, hammer Durstlöscher!»

Sag ich doch. Wenn es so richtig hot in the City ist, man zum Beispiel total auf dem Shopping-Hund ist, einen Koffeinflash zum regenerieren braucht und gleichzeitig nahe am dehydrieren ist, gibt es nichts besseres.

Da ist einmal dieses majestätische Bild vom eiskalten Bier mit Schaumkrone in einem beschlagenen Glas – unschlagbar, kein Kerl mit trockener Kehle kann da widerstehen.

Aber bei 34 Grad im Schatten im Sturz runtergekippt, ist die Wirkung auf den Bewegungsapparat so verheerend wie eine Blutgrätsche von einem Chilenischen Verteidiger.

Espresso macht müde Beine munter. Aber bei Sommerhitze auch eine Zunge wie ein Bärenfell. Deshalb serviert ja auch jeder halbwegs humanitär veranlagte Barista ungefragt ein Eiswasser dazu. Ganz okay, aber eben nur Wasser. Und somit zu dünn. Ein Bier muss her.

Der perfekte Ablauf für «Stange/Espresso» sieht das Eintreffen beider Getränke zur gleichen Zeit vor: Der Espresso dick und heiss. Das Bier kühl und schaumig. Davon nimmt man erst Mal einen kräftigen Schluck.

Dann kann man sich Zeit nehmen, um den Espresso reichlich zu zuckern und ihn genüsslich umzurühren. Zucker ist wichtig, wir brauchen bei der Affenhitze leichten Treibstoff, um die Blut-Hirn-Schranke mit vollem Karacho zu durchbrechen!

Das ideale Schluckverhältnis der beiden Getränke liegt dann abwechselnd bei etwa 3:3 Espressonippern zu Bierschlucken. Die Rausch-Aufputsch-Balance hält sich ziemlich die Waage.

Wackliger hingegen ist das Bestellen der Combo. Das Personal rafft in der Regel nicht, was man will. Eine Bestellung zu zweit spielt sich meistens so ab:

– Eine Stange und einen Espresso, bitte.
– Stange und Espresso, kommt sofort.
– Moment! Für mich ein Bitter Lemon.
– Aha, Stange und Bitter Lemon. Kommt sofort.
– Und einen Espresso.
– Wie jetzt, Bitter Lemon und Espresso?
– Nein, Stange und Espresso.
– Also doch kein Bitter Lemon?
– Doch für mich!
– Und was bestellen Sie?
– Eine Stange und einen Espresso.
– Ach so, kommt noch jemand.
– Nein.
– Dann ist beides für Sie? Stange und Espresso?
– Ja.
– Okay, zuerst den Espresso oder die Stange?
– Beides gleichzeitig bitte!
– Stange mit Espresso und Bitter Lemon?!?
– Genau.
– Also Stange, Espresso, Bitter Lemon. Für sie zwei. Gleichzeitig. Kommt sofort.

Nebenbei und als bierlose Alternative sei an dieser Stelle wieder einmal die Koffeinpeitsche in Erinnerung gerufen.

Schwierig, ja praktisch unlösbar halte ich hingegen das Wein-/Espressodilemma nach einem mehrgängigen Menu.

Zum einen möchte man ja zum Dessert ungern auf den Espresso verzichten, und vielleicht braucht man ihn auch, weil man schon etwas dösig ist.

Zum anderen möchte man doch aber unbedingt noch bei diesem schönen Rotwein bleiben und damit die interessanten Tischgespräche möglichst lange nähren.

Unlösbar, sag ich doch.


29 Kommentare zu Stange und Espresso, bitte.

  1. lamiacucina am 1. Juli 2010 at 07:33:

    sagt nicht der Volksmund:
    Kaffee mit Bier, das rat ich dir,
    Kaffee mit Wein, das lasse sein.

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  2. nata am 1. Juli 2010 at 08:04:

    Diese Kombination wird das Rentnergedeck Pils/Korn ganz sicher als Klassiker ablösen.

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  3. Mmmatze am 1. Juli 2010 at 08:17:

    Ich habe das neulich zufälligerweise das erste Mal getrunken (in einem Anfall von: „Boah, hab ich Durst“ und „Ich schlaf gleich ein“) und für durchaus statthaft befunden. Wenn ich auch gestehen muss, dass ich erst den Espresso gestürzt und dann das Bier geschlürft habe.

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  4. Doc Barney am 1. Juli 2010 at 08:42:

    Hatspass gmacht, gell?

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  5. Schnick Schnack Schnuck am 1. Juli 2010 at 08:48:

    Ich hatte am Wochenende erstmals Blue Mountain Espresso getrunken, ohne Bier, jedoch voller Glückseligkeit.

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  6. Claus am 1. Juli 2010 at 09:34:

    Ich probier´s mal aus – wenn mich keiner sieht!

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  7. Eline am 1. Juli 2010 at 10:33:

    Kaffee macht mich nicht munter, auch der stärkste Espresso nicht. In der Kombi mit einer Stange Bier geradezu ein Sedativum für mich.
    Was ich an der Schweiz unter anderem liebe: die Bezeichnung „Stange“ für ein Glas Bier.

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  8. Claudio am 1. Juli 2010 at 11:43:

    Den hast du jetzt aber schön umgedrechselt, Robert. Nicht unbedingt, Nata, kommt halt auf das Trinkziel an. Völlig in Ordnung, Mmmatze, manchmal gibts einfach kein Halten. Nicht so wie mit dir in der „Sonne“, aber okay, Doc. Quasi der Gipfel des Espressogenusses, Schnick Schnack Schnuck? Und wenns dir dann schmeckt, Claus, immer so, dass es alle sehen. Teile meine Liebe für Sprachperlen aus Schweizerdeutsch-Österreichisch / Österreichisch-Schweizerdeutsch mit dir, Eline.

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  9. Mike am 1. Juli 2010 at 12:14:

    Bier und Espresso ist ok, aber Wasabi-Erdnüsse dazu? Brrrrr …

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  10. Jutta Lorbeerkrone am 1. Juli 2010 at 13:31:

    DAS Gesicht von meinem „barista“ moechte ich sehen….

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  11. nata am 1. Juli 2010 at 21:36:

    Bei uns, in Köln, heißt das Trinkglas für das hiesige Bier übrigens auch Stange. Bei der Bestellung spielt das jedoch keine Rolle. Da sagt man höchstens „Tuhsse mir noch ’n Kölsch“. In der Brauereigaststätte ist aber nicht einmal das nötig, weil dort ohne Aufforderung nachgeliefert wird.

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  12. Tweets that mention Anonyme Köche » Blog Archive » Stange und Espresso, bitte. -- Topsy.com am 1. Juli 2010 at 23:02:

    […] This post was mentioned on Twitter by Paul Fritze, Wir Alle. Wir Alle said: Bei Affenhitze empfehlen die Anonymen Köche ein Duett von Espresso und Bier. Klingt überzeugend, bleibe skeptisch. http://bit.ly/8ZQgQT […]

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  13. Veroohh am 1. Juli 2010 at 23:40:

    sag mal, wo trinkt man denn in züri gute espressi?
    bin gerade aus rom zurück und mein herz blutet…

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  14. Thomas am 2. Juli 2010 at 10:14:

    Fein anzusehen, schmeckt gut, erfrischt und macht gute Laune. Allerdings bleibts nicht ( niemals ) bei einem Hellen. Vielleicht liegt aber grad darin der Reiz. Umgekehrt ist es mir noch nicht passiert ( drei drei Doppio und ein Helles ).

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  15. Boris Zatko am 3. Juli 2010 at 08:25:

    Die schlimmste Kombo, die ich je probiert habe, war Bier und Fruchtsalat. Allerdings kommt es bei vielen Umsetzungen der eigenen Gelüste auch einfach auf die Stärke des jeweiligen Magens an. Buschmänner besitzen zum Beispiel eine bis zu 7 Mal höhere Magensäure-Konzentration als ein Mitteleuropäer. Was die alles probiert könnten, ohne dass es in einem Desaster endet!

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  16. MALATHOUNIS » Blog Archive » Fisch im Sommer am 3. Juli 2010 at 10:37:

    […] knusprige Haut, die duftenden Röstaromen der Fische ….  das ist Sommer pur. Und dazu ein Hefeweizen […]

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  17. Claudio am 3. Juli 2010 at 14:59:

    Dir entgeht wieder einmal nichts, Mike, und recht hast du, sogar ziemlich brrr!. Ja gut, aber die Italiener sind ja auch nicht wirkliche Biertrinker, Jutta, ab und zu mal einen Fingerhut voll. Ich muss mal nach Köln kommen, ganz klar, Nata. Würde ich in Zürich wohnen, Veroohh, würde ich unbedingt das neue Caffè Motta testen: http://bit.ly/ahSx43. Ja, doch, Thomas, ich bin dann auch schon länger hängen geblieben 😉 Irgendwie bin ich aber auch ganz froh, dass meine Magensäure sieben Mal milder ist, Boris!

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  18. nata am 3. Juli 2010 at 19:33:

    Komm nur nach Köln, Claudio. Ich würde mich freuen, ein Kölsch mit Dir zu trinken.

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  19. Wolf am 5. Juli 2010 at 07:48:

    Kann ich mir gar nicht vorstellen… Weder im Magen noch im Kopf.

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  20. capitan am 5. Juli 2010 at 20:08:

    Prost!

    und btw: „thusse mir“ sagt man in Köln nicht! das klingt eher nach ruhrpott. „machste mir…“ ist Kölsch. Und damit Du nicht gleich total rausfällst (Kölner dulden imis, mögen sie aber nicht) sag einfach: „isch hätt jern en kölsch und en lecker mädschje!“

    viel spaß*

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  21. nata am 6. Juli 2010 at 16:53:

    Sorry, manche Kölner mögen Imis, Fremde, Zugezogene und Touristen. – Ich zum Beispiel! Für alle anderen Kölner kann ich nix.

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  22. capitan am 6. Juli 2010 at 18:32:

    claudio, machste dem nata und mir noch’n kölsch?! und bring dir auch eins mit und setz dich dazu! 😉

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  23. fressack am 8. Juli 2010 at 01:12:

    Bier macht müde.
    Also Apfelwein trinken, vielleicht gespritzt bei Hitze und den Espresso weglassen.

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  24. Arthurs Tochter am 10. Juli 2010 at 17:59:

    Kein Tag in Holland am Meer, an dem P. nicht einen Kaffee mit einem Heineken bestellt. Spätestens nach dem Frühstück. Seit Jahren kann mich diese Kombi also nicht mehr überraschen.
    😉

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  25. Magdi am 12. Juli 2010 at 22:14:

    Ich würd jetzt das Bier auf der Stelle weg süffeln. Den Kaffe könnte ich dir überlassen:)

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  26. Anfänger am 27. Juli 2010 at 15:55:

    Wo bekommt man denn einen Espresso in so einem „Eimer“?

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  27. Claudio am 27. Juli 2010 at 16:18:

    Ja, sag nix. Im Nachhinein ist mir auch aufgefallen, wie hässlich die Tasse ist. Beschweren kannst du dich hier: http://bit.ly/1UBpN7

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  28. Gregor am 2. August 2010 at 11:14:

    Die Vorstellung fand ich im ersten Moment etwas schräg aber beim Lesen hat mich diese Kombination je länger desto mehr überzeugt. Werde sie heute Nachmittag ausprobieren. Und ich freu mich schon auf die verwunderten Gesichter um mich herum. Tut man das?! Ist mir eigentlich egal – gut ist, was dir schmeckt.

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  29. Links 03/10: Heute alles über LECKER. « Möglichmacher-Blog am 8. Dezember 2010 at 15:50:

    […] gehört genau so zu den Themen wie das unschlagbare Plädoyer für den parallelen Genuss von Bier und Espresso sowie den geringfügig neidisch machenden Beitrag über sein neues Induktionskochfeld – im […]

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