Discount Kobe Beef

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Jetzt mal im Ernst, nehmt ihr den Japanern das Affentheater ums Kobe Beef ab?

Die machen doch um alles einen heiligen Tanz: Kochemesser beerdigen, Giftfische zubereiten, Hoden essen und dergleichen. Okay, letzteres macht zwar auch Alex Kapranos, Ex-Koch und Leadsänger von Franz Ferdinand, aber das ist eine andere Geschichte.

Sicher, es ist nicht nur das zarteste und teuerste Fleisch der Welt. Sicher ist es auch eines mit dem besten Geschmack. Ich durfte es schon zweimal geniessen, im Sala of Tokyo, und dabei sind mir meine Synapsen nur so explodiert. Ich kenne nichts nussig-buttrigeres im Vergleich.

Aber ist es den Preis wirklich wert? Vielleicht ist diese Unverschämtheit der Grund, weshalb Japan von Riesenquallen geplagt wird?

Jetzt muss man sich Folgendes mal vorstellen: Ich gehe auf Sardinien in einem Riesen-Auchan shoppen (an sich ja schon pervers genug! weil 1. Supermarkt 2. Französisch).

Und was finde ich da in der Fleischtruhe? Total mit Fett durchzogene Rindersteaks. Aber so was von fett, dass die Leute die Packung ungläubig anheben und sie dann Nase rümpfend wieder in die Truhe schmeissen.

Die Dinger heissen Fettine die Reale und sind vom Rind. Und ich weiss, die will ich!

Pippo, der weltbeste italienische Metzger in Basel, hat mir erklärt, Reale sei vom Federstück geschnitten. Richtig, das Stück, das mir Jürg schon vor Jahren als bestes Siedfleisch empfohlen hat.

Pippo sagt, hier bestellt das praktisch niemand: Eben wegen dem hohen Fettgehalt. Es wird auch nicht so lange abgehangen, wenn es als Siedfleisch verkauft wird, weshalb es sich weniger gut zum Braten und Grillen eignet.

Aber auf Bestellung verkauft er es gerne. Sehr gerne sogar: «Für einen, der wirklich etwas von Fleisch versteht, gibts nichts Besseres! Da kannst du das Filet rauchen.».

Zurück zu meinem Discount-Schnitzel: ich hab die Dinger mit Olivenoel, Knoblauch und Rosmarin mariniert. Einen Tag etwa. Vor dem Grillen (Gott, war das eine Glut, thaaaank you Jaz!) durften sie sich dann etwa zwei Stunden an die Raumtemperatur anpassen. Gesalzen und gepfeffert wird erst auf dem Teller.

Tja, und was danach kam – ich weiss, es glaubt mir eh niemand – aber es war wirklich, wirklich verdammt nahe am Kobe Beef, schwöre!

Schau sich nur mal einer diese Fettmarmorierung an!

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Ja, so saftig, wie sie aussehen, schmecken die Dinger auch.

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12 Kommentare zu Discount Kobe Beef

  1. Mike Seeger am 25. Oktober 2007 at 16:42:

    Könnte man das Fleisch nicht auch nach Deutschland exportieren? Hier bekommt man sehr wenig gutes Rindfleisch; abgehangen ist es fast nie. Das brasilianische schmeckt nicht und das argentinische ist zwar zart, aber leider kaum marmoriert (wovon denn wohl auch). Ich habe, seit das schottische Angus-Beef nicht mehr importiert werden darf, kein vernünftiges und vor allem geschmackvolles Rindersteak mehr gegessen.
    Der Beitrag macht richtig Appetit – aber wo stillen? Das ist, als wenn man einem Verdurstenden in der Sahara die Vorzüge von Voss, einem Minaralwasser aus Norwegen, schilderte.
    Kulinarische Grüße
    Mike

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  2. Claudio am 25. Oktober 2007 at 17:07:

    Hach, MIke! Ich hab leider keine Export-Quelle, sorry. Aber was du schreibst, stimmt schon. Ich kaufe oft Bio-Fleisch in Deutschland und es ist grad so okay. Aber es zieht dir nicht die Stiefel aus! Es ist irgendwie nicht würzig. Brasilien? Genau das finde ich auch, geht gar nicht, fast so schlimm wie Südafrika! Argentinien, du sagst es. Und hey, du hast recht, where the fuck is Angus!? Gibts bei uns praktisch auch nimmer. Zum Glück boomen bei uns die Bio-Qualitäten (Grossverteiler Coop zum Beispiel), die sind sehr okay. Und die verflixten Franzosen (in Grenznähe), die haben echt klasse Sorten – so richtig zum rare essen! Italien ist halt zu weit weg um einzukaufen und Import in die CH oder D kenn ich nicht. Aber wenn ich an so eine Tagliata di Manzo oder Bistecca alla Fiorentina denke, mamma mia! Sahara, durst!

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  3. Mike Seeger am 25. Oktober 2007 at 17:24:

    Bistecca alla Fiorentina hatte ich vor zwei Jahren in der Toskana. Habe ich im Supermarkt gekauft (schäm), waren aber garantiert nicht vom Chianina-Rind, denn es hat nur „solala“ geschmeckt. Das größte Problem in Deutschland ist die zu geringe Reifezeit des Rindfleisches. Nach spätestens fünf Tagen wird es zerlegt und verkauft. Gewichtsverlust und Kühlhauskapazität sind den Schlachthöfen einfach zu teuer. Ich ergötze mich also weiterhin an Deinen Bildern. Wird allerdings jetzt laut hier; der Magen!

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  4. LarsB am 26. Oktober 2007 at 01:22:

    Also, ich kann da alternativ auch sehr Steaks von der Hochrippe empfehlen. Eine wirklich saugute Qualität habe ich im Freiburger Migros bekommen, richtig perfekt im Geschmack und mit ordentlicher Fettmarmorierung. Ein guter Metzger, der weiß was er verkauft, ist halt extrem wichtig.

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  5. kaltmamsell am 26. Oktober 2007 at 14:22:

    Hier in München habe ich mal ein ähnlich marmoriertes Entrecot von den Hermannsdorfer Landwerkstätten bekommen (Empfehlung!): langsam gewachsen, lange abgehangen. Klar kostet das, aber ich kann mich auch zwei Jahre später noch genau an diese Köstlichkeit erinnern.

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  6. Mike Seeger am 26. Oktober 2007 at 15:38:

    @kaltmamsell: Danke für den Tipp! Leider haben die keine Filiale bei uns in der Nähe und keinen Onlineshop. Ich werde die aber mal kontaktieren. Vielleicht haben die ja Mitleid mit mir, und schicken mir ein Entrecote …

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  7. kaltmamsell am 26. Oktober 2007 at 16:01:

    Richtig, zum Konzept von Hermannsdorfer gehört konsequenterweise, dass es deren Produkte nur vor Ort und im nahen Umkreis gibt. Aber sollten Sie mal in München sein: Direkt am Viktualienmarkt gibt es einen Laden. Entrecote allerdings nicht immer (ebenfalls ein Unterschied zu Fabrikfleisch) – am besten vorher anrufen. Oder gleich im Gasthaus bei den Hermannsdorfer Landwerkstätten einkehren.

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  8. Jürg am 26. Oktober 2007 at 23:06:

    Kommen wir doch wieder zu der Kernaussage deines Artikels zurück!
    Du erzählst uns dass Du Steaks geschnitten aus dem in der Schweiz als Federstück bekannten Stück tatsächlich auf dem Grill zubereitest. Du vergleichst das Erlebnis als sehr nahe am Kobe-Beef. Ich habe etwas recherchiert um wirklich sicher zu sein dass mit dem italienischen REALE wirklich das gleiche Fleischstück wie bei uns in der Schweiz gemeint ist. Unglaublich, aber es handelt sich wirklich um das Stück welches unter den Rippen liegt und nach dem ausbeinen die typischen Furchen der entfernten Rippen zeigt. Auf deutschsprachigen Seiten habe ich vergebens nach Hinweisen gesucht, das man Steaks geschnitten aus dem Federstück auf dem Grill zubereiten kann!!! So wuchsen wir im Glauben auf Federstück eigne sich nur als Schmorbraten oder Suppenfleisch (dafür eignet es sich auch hervorragend).

    „Das Federstück –> Es liegt zwischen Rücken und Brust und wird für Siedfleisch oder saftige Schmorbraten verwendet“.

    Schade, wirklich schade das die Grillsaison zuende ist! Glaubt mir, das erste was nächstes Jahr meinen Grillrost berühren wird, werden „FETTINE DI REALE“ sein, geschnitten aus einem guten Stück „Suppenfleisch“ vom Federstück!!! Irgendwie kann ich es erst glauben wenn ich es selbst probiert habe…
    ps: Suppenfleisch ist rund zweidrittel günstiger als beispielsweise Hohrücken.

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  9. Mike Seeger am 27. Oktober 2007 at 14:35:

    Im „Lehrbuch der Küche“ von Eugen Pauli (8. Auflage von 1976, Offizielles Lehrmittel für die meisten Hotelfach- und Gewerbeschulen in der Schweiz) ist das Federstück auch „nur“ zum Sieden geeignet. Dass es sich auch zum Grillen eignet, ist wohl keine Erfindung der Schweizer. Der Deutschen auch nicht, obwohl die wirklich jeden Mist fast alles grillen. Hierzulande wird das Federstück wohl meist als Suppenfleisch angeboten, dazu so klein geschnitten, dass man es nicht mehr einwandfrei als Federstück identifizieren kann.
    @ Jürg: Grillsaison vorbei? Wieso?
    @ Kaltmamsell: Es gibt eine Filiale in Hannover, auch eine in Berlin. Bayern ist zwar ziemlich groß, aber zum nahen Umfeld würde ich Hannover und Berlin nicht zählen. Leider sind beide Städte immer noch zu weit entfernt für mich, um mit vertretbarem Aufwand ein Stück Fleisch zu kaufen. Den Tipp mit München merke ich mir, da bin ich oder mein Onkel ca. ein mal im Jahr.

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  10. Jürg am 27. Oktober 2007 at 20:22:

    @ Mike Seeger: sorry, es sollte heissen „für MICH ist die Grillsaison vorbei“. Mein Grill steht vor dem Gartenhaus, im Garten halte ich mich nur im Sommer auf . . .

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  11. Rolf am 13. November 2007 at 16:43:

    Sali Claudio, nachdem ich den letzten „Bericht“ gelesen habe, halt ich’s nicht mehr aus; Ich habe mir durch das viele lesen einen solchen Hunger zugelegt, dass ich mir sofort ein Kangaroo-steak braten werde(hab leider gerade kein beef mehr im Haus, aber bei meinem Hunger spielt das wirklich keine Rolle). Uebrigens, Deine Beitraege sind wirklich genial! Cheers, Rolf

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  12. Claudio am 13. November 2007 at 16:53:

    Rolf!?! Down under-Rolf? Verglemminomol! Willkommen auf dem Blog, freu mich, dass du da bist. Hau rein, Junge!

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