Laemmle live

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«Was soll ich heut Abend kochen?» ist eine Frage, die ich mir selbst fast nie stelle. «Was koche ich heut Abend nicht?» schon eher.

Aber es ist eine Frage, die mir andere ganz oft stellen. Eine Antwort, die immer geht, ist Gövec.

Das behaupte ich jetzt einfach so lapidar, obwohl ich es vorgestern zum ersten Mal überhaupt gekocht habe. Aber es kommt mir so vor, als ob ich es schon seit Jahren koche, weil dieses Gericht so einfach, so ehrlich, so selbstverständlich gut ist.

Ich habe denn auch improvisiert. Es ist die Interpretation meines Lieblingsgerichts in meinem Lieblings-Türkischen-Restaurant Pinar.

Eigentlich heisst es, glaube ich, Güvec (sprich Güwetsch) mit „ü“ und ist nach dem Tontopf benannt, in dem das Essen gegart wird. Aber Ali hat mir gesagt, je nach Region, zum Beispiel bei ihnen, sagt man Gövec, mit „ö“.

Man findet im Web ganz viele Rezepte (mit „ü“), aber ich finde sie alle ziemlich ü wie übel. Sogar das bei Johann Lafer macht mich nicht an.

Macht es deshalb so wie ich, dann wirds ein Hammer:

Genügend Lammgigot, um den eigenen Fleischhunger zu stillen (ich hab für 2 Erwachsene und 2 Kinder 600 g genommen).

Fleisch (roh) vom Knochen lösen und in nussgrosse Stücke schneiden.
In Olivenoel mit 3 Knoblauchzehen etwa 5 Minuten schön anbraten (Röstaromen!) salzen, pfeffern.

Fleisch raus nehmen, warm stellen (Gratinform, Ofen, 100 Grad).

Dann in derselben Pfanne 3 gewürfelte Rüebli anbraten,
nach 4 Minuten 2 grob gehackte Zwiebeln dazu,
1 in Würfel geschnittene Aubergine,
2 in Würfel geschnittene Zucchini,
3 in Würfel geschnittene rote (türkische) Peperoni
3 in Würfel geschnittene grüne (türkische) Peperoni
und anstelle von frischen Tomaten, 3 EL passierte Tomaten
und eine Hand voll gehackte, glatte Petersilie.

Keine Kartoffeln, Herr Lafer, verdammt!
Hört mal auf, immer und überall diese Sättigungsbeilage reinzuschmuggeln.

Dann alles mit selbstgemachtem Fond aufgiessen, bis alles zugedeckt ist.
Nach Bedarf nachsalzen, nachpfeffern.

Natürlich geht auch jede andere Brühe, die grad griffbereit ist (selber schuld).

Ich hab dann das Ganze in die Gratinform zum Fleisch gegeben und bei satten 250(!) Grad ohne abzudecken turbogeschmort. Nach 30 Minuten war ich zufrieden (das Gemüse hatte dann so hübsch angesengte Öhrchen!).

Man muss aber schon aufpassen, dass es nicht austrocknet oder verbrennt (ich kenn eure Öfen nicht, sorry). Gegebenenfalls Bouillon nachgiessen, mit Alufolie abdecken oder Temperatur runter auf 190 Grad.

Dazu gibts frisches Fladenbrot vom türkischen Laden und Pilav (Coop hat jetzt neu Bio Bulgour, das ist Vollkorn-Weizen), den koche ich in Boullion weich, lass ihn abtropfen und gebe reichlich Butter dazu.

Das schmeckt dann weiss Gott besser, als irgendwelche Alibikartoffeln.

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8 Kommentare zu Laemmle live

  1. katha am 5. November 2007 at 23:38:

    klingt super, wenn ich nur erfahren könnte, was lammgigot ist. googlen geht auch, ist aber nicht so lustig. stelze, keule, haxe?

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  2. Claudio am 6. November 2007 at 00:13:

    Jetzt bin i grad a bissl erstaunt, meine Liebe. Ich dachte, Österreich sei mindestens so frankophil wie die Schweiz. Das Gigot ist die Hammel- oder Lammkeule auf gut Deutsch. Und wo Sie schon fragen, Lammschulter oder -Hals ginge natürlich auch. Nur Rind (wie in gewissen Rezepten vorgeschlagen) find ich dann doch zu weit weg für meine Interpretation der Türkischen Küche). Küss die Hand!

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  3. comenius am 6. November 2007 at 00:24:

    ich küsse die hand auch. claudio hat recht! busserl

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  4. LarsB am 7. November 2007 at 15:00:

    Das mit den Kartoffeln sehe ich exakt genau so, mit Hirse, Bulgur und Co. lassen sich doch wahrlich variantenreichere Beilagen (und Salate!) zaubern. Ich werde das Laemmle sicher bald nachkochen, Rezept ist schon ausgedruckt! Lukullische Grüße!

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  5. katha am 8. November 2007 at 10:22:

    habe ich jetzt beide hände geküsst bekommen? sehr schön. danke. in wien mag man das.

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  6. katha am 10. November 2007 at 14:49:

    ps: österreich und frankophil? das muss jahrhunderte her sein. ausser „tschest la wi“ (jaja), „melausch“ (mélange) und „bambfinäwara“ (pompes funèbres) ist da nicht mehr viel übrig.

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  7. Özgül am 12. November 2007 at 00:08:

    Ja, es heißt GÜVEC! sieht übrigens sehr lecker aus.
    Selamlar

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  8. Anonyme Köche » Blog Archive » Selam aus Kappadokien am 20. September 2012 at 17:51:

    […] Schmorgericht. Wer es nicht kennt, dem sei es wärmstens empfohlen. Ich hab vor Jahren einmal dieses Rezept dazu gepostet – und heute beim erneuten Lesen sehr […]

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