Das ist nicht Robbens Bier

Wie kommt einer bloss drauf, diesen Fleischteller Filet Robespierre zu nennen?

Ich hab dieses Rezept erst kürzlich zum ersten Mal aufgeschnappt und fand das most intriguing wie der Brite zu sagen pflegt. Ich frage nach bei Petra Foede, Historikerin, bloggende und buchschreibende Kollegin:

„Es soll ein Gericht aus dem bekannten Restaurant „Antoine’s“ in New Orleans (Anthony Bourdain besucht es hier) sein, erfunden von dem Gründer Antoine Alciatore, geboren 1813, der aus der Nähe von Marseille stammt und dort auch noch seine Ausbildung zum Koch gemacht hat, ehe er 1832 in die USA kam. Er soll das Filet noch in Frankreich erfunden haben und zur Begründung für den Namen gesagt haben, Robespierres Gesicht hätte bei seiner Hinrichtung 1794 ausgesehen wie rohes Rindfleisch. Es ist anzunehmen, dass das eine Anekdote ist, aber das steht z.B. in einem Buch über die bekannten Restaurants in New Orleans.“

Natürlich wollte ich diesen nach Brasserie schreienden Klassiker gleich selber ausprobieren. Das Blöde vorweg: Mit gemütlich da sitzen und entspannt essen läuft nix. Zumindest nicht, wenn man es für vier Personen zubereiten will. Man bräuchte, nun ja, am besten eine grosse Brasserieküche!

Weil nur ein einzelner meiner grossen feuerfesten Teller im Ofen Platz hat, ging der Service etappenweise über die Bühne. Begleitet von immer dichter aufsteigenden Rauschschwaden mit jedem Öffnen der Ofentüre.

Aber das Spektakel lohnt sich. A weil es toll schmeckt und B weil man ein bisschen Theater spielen kann und beim Servieren so oberkellnermässig „Vorsicht, Teller verdammt heiss!“ zischen kann.

Wer sich den Zirkus zuhause ersparen will, geht – je nach Polsterung seines Portemonnaies – in die  Kronenhalle oder in den Bederhof nach Zürich.

Dazu habe ich sehr passende, sehr dünne und salzige Kartoffelscheiben gebraten.

Das Rindsfilet habe ich mir vom Metzger auf der Aufschnittmaschine 3 mm dünn schneiden lassen. Lasst es Zimmertemperatur annehmen und plattiert es vor dem Braten vorsichtig so flach es geht.

Eure Mise en Place besteht aus: Olivenöl, Fleur de Sel, schwarzem Pfeffer und fein geschnittenen frischen Kräutern nach eurem Gusto. Ich hatte: Estragon, Salbei, Thymian und Rosmarin.

Den leeren Teller auf 220 Grad aufheizen. Wenn ihr bereit seid, Grillfunktion zuschalten, Öl auf den Teller geben und 1 Minute im Ofen heiss werden lassen.

Teller rausholen, ungewürzte aber eingeölte Filetscheiben (1 oder 2 je nach Tellergrösse) darauf legen (beginnt sofort an zu zischen) und in den Ofen schieben.

Nach 30 Sekunden rausholen, salzen, pfeffern, Kräuter und Olivenöl darübergeben, servieren! Kartoffeln separat dazu reichen oder auf dem Teller verteilen.

 


12 Kommentare zu Das ist nicht Robbens Bier

  1. patrick am 26. April 2012 at 19:17:

    Oh, wenn mein Metzger nicht schon geschlossen hätte.
    Ich würde das gleich heute probieren.
    Sofort! Jetzt! Subito! Aber Holla!

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  2. Claus am 26. April 2012 at 19:53:

    Absolut geiles Rezept. Aber wen meinst du mit Robben? Heute! Doch nicht DEN Robben!?!

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  3. Britta am 26. April 2012 at 21:50:

    Trotz meiner Begeisterung für die französischen Revoluzzer kenn ich dieses Rezept hier auch noch nicht.

    Hört sich aber super an, puristisch-lecker, ich überlege gerade, bis zu welcher Temperatur meine Teller eigentlich feuerfest sind 😉

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  4. Petra am 26. April 2012 at 22:33:

    Ich hätte jetzt angesichts des Namens gedacht, das Filet müsse innen noch blutig sein …

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  5. Marqueee am 27. April 2012 at 11:18:

    OMG! Hammerezept. Das will ich auch. Und zwar genau jetzt!

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  6. Claudio am 27. April 2012 at 23:00:

    Hoffe, du warst in der Zwischenzeit beim Metzger, Patrick! Wusst ichs doch, dass du mir mit sonem Titel ins Netz gehen würdest, Claus. Omas Goldrandteller würd ich dafür nicht aufs Spiel setzen, Britta, ich habs mit ikea versucht und s hat sich gelohnt. Schafft man bei so dünnen Schnitzel fast nicht, Petra, ich müsst mal mit dickeren versuchen, wäre bestimmt nicht verkehrt. Ging mir genauso, Marqueee!

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  7. Alex am 28. April 2012 at 09:51:

    Hmm, ich würde sie auch lieber etwas dicker und dafür ganz kurz in die heisse Pfanne, ist doch praktischer! ;=)Gruss

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  8. TheCookiez am 1. Mai 2012 at 11:51:

    Sieht sehr lecker aus 🙂

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  9. Wilde Henne am 8. Mai 2012 at 14:57:

    Habe da jetzt noch eine provokative Frage dazu. Ist das nicht ein bisschen schade für das schöne Rindsfilet? In der Pfanne würde das ja auch keiner so braten, da würde ein Aufschrei durch sämtliche Küchen gehen.

    Also ich glaube, ich schliess mich Alex an.

    Die Kartoffeln sehen aber schmaggich aus.

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  10. Claudio am 8. Mai 2012 at 15:53:

    Warum schade, Wilde Henne? Es ist hauchdünn, es bildet herrliche Röstaromen, es ist total zart und es verströmt eisenschwere Brasserie-Ambiance. Diesen ersten Versuch bereue ich keine Sekunde. Aber gut, wenn ich jetzt wählen müsste, zwischen Robespierre und Rossini, tja – dreimal darfst du raten.

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  11. Wilde Henne am 8. Mai 2012 at 16:06:

    Ich sehe, wir verstehen uns… Beim Rossini bin ich sooofort mit dabei *lätzchenumbind*

    😉

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  12. Erika am 20. Juli 2015 at 00:21:

    Sehr schöne Rezepte, sehr kreativ. Danke schön!
    Was ist das für eine Soße auf dem Teller und funktioniert es auch, wenn man kein Herd mit Grillfunktion hat?

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