Kalbskaramell
Steht bestimmt in keinem Rezeptbuch und schmeckt auch so: Einmalig.
Mein Türke wieder. Seit Tagen steuert das Wetter auf ein perfektes BBQ-Weekend zu. Und er? Hat schon am Samstagmorgen keine Lammkoteletts mehr. Er wisse auch nicht, was los sei. Ach, nichts, Hasan.
Sag mir lieber, was ich auf den Rost legen soll. Na hier. Schöne Kalbsbrust, schau mal. Kalbsbrust? Weisst du, wie lange die auf dem Grill hat, Hasan? Das ganz gut, sicher! Warum du schauen so? Ach, nichts, Hasan. Pack das 3-Kilo-Ding ein. Wird schon irgendwie werden.
Natürlich war das Fleisch nach zweieinhalb Stunden noch nicht annähernd zart. Aber erklär das mal deinen Leuten (von aussen sieht es super aus, das ist bestimmt schon gut!).
Was folgte, war zäh. Und ich meine nicht nur das Fleisch. Auch die Litanei über fehlende Kundenorientierung von türkischen Fleischhändlern. Falschem Timing beim Befeuern der Grillstelle. Ungeeignetem Grillgut. Oder dem Grillglück mit saftigen Rinds-Entrecôtes
Aber noch etwas folgte. Der glückliche Zufall, der solchen Kochpannen manchmal anhaftet. Am nächsten Tag nämlich wurde aus dieser Kalbsbrust das wahrscheinlich weltweit erste Kalbskaramell!
Dazu hab ich die restliche Kalbsbrust mit Knochen in einem selbstgemachten Kalbsfond aufgewärmt und während rund zwei Stunden simmernd zu Ende gegart.
Das Fleisch beginnt sich dann vom Knochen zu lösen und ist butterweich. Grob zerteilen und beiseite stellen. Fond mehrmals durch ein feines Sieb passieren. Dann reduzieren, reduzieren, reduzieren.
Frisch mit Knoblauch und Thymian aromatisieren und zum Schluss mit Unmengen eiskalter gesalzener Echiré-Butter montieren. Fleisch in dieses Aromabad legen.
Bon dieu! Diese Sauce schmeckt wie das reinste Karamell. Aber salzig. Wie so Karamell mit Fleur de Sel.
Man will gar nicht mehr aufhören, das auszulöffeln. Oder höchstens mal, um noch ein Stück von diesem knusprigen Baguette dazu abzubrechen.
Und das Beste: Ich durfte alles allein aufessen. Meine Leute glauben einfach nicht mehr an Kalbsbrust.
Ich schon. Danke Hasan!
Mit der Art wie du es verstehst, einem den Mund wässrig zu machen, bist du schon ein Gangster!
-Gut gelöst, schaut wirklich fantastisch aus!
-Ich steh ja total auf große Fleischteile vom Grill. Aber bei mir hat ja ausser mir auch niemand was zu sagen :p
Kalbsbrust vom Grill kannte ich bisher noch nicht, ich habe die immer gefüllt und als Braten serviert. Aber indirektes Grillen auf einem Weber-Grill sollte funktionieren. Dein Kalbskaramell ist aber auch nicht zu verachten. Und wie heißt es doch so schön: Selber essen macht fett!
-Naja, wenn ich mir das Tier auf dem Grill so anschaue – das kann so nix werden 😉
-Aber was Du dann draus gemacht hast, das gehört dann schon in die erste Liga! 🙂
Butter ist schon was Leckeres!
-Du schwenkerst? Geht das denn auch für große Fleischstücke?
-Schrecklich, wenn das schöne Kalb zäh geworden ist, ist mir aber auch schon passiert. Und umso schöner, wenn man so eine wunderbare Ehrenrettung hinlegt.
Wir schwenkern übrigens auch, sehr gerne 😉
-Claudio, Du kannst es einfach!
-Wie gut, dass Hasan im Grunde keine Ahnung hat! Das liest sich einfach unglaublich lecker!
-Einige der berühmtesten Gerichte sollen ja durch „Unfälle“ geboren worden sein. Dieses sensationelle Gericht zählt mit Sicherheit dazu. Trifft genau meinen Geschmack und ich werde das baldmöglichst mal nachkochen. Bravo!
-Wie neulich mit meiner dicken Rippe vom Schwein. Mit so´nem Grill und Ungeduld im Nacken kannste nur alt aussehn. Aber du hast die Kurve elegant gekriegt. Hut ab.
-Boah, in dem Aromabad könnt ich mich auf der Stelle suhlen!
-… und Du hast wirklich keine Sauce übrig? Da würd ich mich nämlich gerne mal reinsetzen – 🙂
-Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Das schaut super lecker aus.. und die Kombi Caramell und Fleur de Sel mag ich sowieso. Verfolge euren Blog fleissig.. deshalb stehen die Anonymen Köchen natürlich auch in meiner Food-Blog Top 10.
Der Beitrag ist seit heute auf unserem Firmen-Blog online. Falls du mal reinschauen möchtest, würde mich freuen.
http://blog.xeit.ch/2012/06/foodblog-top-10-die-besten-deutschsprachigen-food-blogs/
Liebe Grüsse aus der Schweiz.
-Nicole
Hallo, das Rezept klingt gut und sehr interessant, daher werde ich es mal am WE ausprobieren.
-Gruß Evi
Sollten wir uns eines Tages treffen und in der Nähe bruzelt etwas auf dem Grill – wir bleiben über Nacht! Nur zur Sicherheit!
-Ich brauche auch so einen Hasan bei mir um die Ecke 😀
-Also ich hätte das Teil rundherum mit einem schönen Branding versehen und dann indirekt bei 110°C in einem Kugelgrill auf eine entsprechende Kerntemperatur gebracht. Ergebnis garantiert lecker ^^. Vielleicht noch ein bisschen mit nassem Hickoryholz geräuchert. Aber auch so eine schöne Story.
-knupserknusperknäuschen sieht das gut aus!
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