The Simple Life

Mangoldf

Dass den millionenschweren It-Girls aus oben genannter Soap nicht unbedingt alles schmeckt, was nach einfachem Leben riecht, dürfte inzwischen jedem Land-Ei aufgefallen sein.

Umgekehrt braucht es auch nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wie es wäre, wenn man jeden Tag nur teures und exklusives Essen vorgesetzt bekäme. Vermutlich würden die meisten schon nach einer Woche brüllen: «Hilfe, ich bin KEIN Star – holt mich hier raus!»

Es ist immer wieder beruhigend (und für einmal wohl eher keine Marketingmasche) von Starköchen zu lesen, was ihr Lieblingsgericht ist, oder was sie sich als Henkersmahlzeit wünschten: etwas Brot und Käse oder Wurst, Butter, wenns nicht zuviel verlangt ist, ein Kalbsbäckchen, ein getrüffeltes Omelett oder auch ein einfaches Pastagericht.

Ist das nicht rührend bescheiden?

Obwohl, hat nicht François de La Rochefoucauld einmal bemerkt: «Bescheidenheit ist die schlimmste Form der Eitelkeit»? Na ja, auch dies dürfte inzwischen jedem aufgefallen sein, der schon mal einen Starkoch reden gehört hat.

Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass mir einmal ein Henker meine letzte Bestellung abnimmt und diese dann auch so zubereitet wird, wie ich das erwarte(!), lege ich schon mal folgendes Gericht in meiner kulinarische Wunschliste ab: Orechiette e Bietola.

Für den sehr, sehr, sehr, sehr, sehr unwahrscheinlicheren Fall, dass hier ein Henker mit gespitzem Bleistift auf das Rezept wartet, bitte sehr:

In einer weiten Schwenkpfanne Olivenöl extra vergine erhitzen und langsam mit Knoblauch parfümieren (halber Knoblauch mit der Schnittfläche nach unten, danach entfernen). Die Zugabe von Peperoncino ist eigentlich zwingend, darf allerdings aus Rücksicht auf unscharfe Mitesser ausgelassen werden. Direkt über den eigenen Teller gestreut ist auch reizvoll.

Halber Knoblauch

Eine Mangoldstaude entblättern, waschen. Stiele dranlassen, aber etwas stutzen. Nur braune Teile, falls vorhanden, wegschneiden. Blätter mit Stiel mehrmals falten und mit einem grossen Gemüsemesser in kleine Streifen schneiden.

Das Gemüse in die Pfanne zischen und sofort den Deckel drauf. Nach ein paar Minuten fällt es zusammen: Salzen, Pfeffern und zwei, drei Löffel passierte oder gewürfelte frische Tomaten dazugeben. Gut vermischen und nochmals mit Deckel so lange weiterköcheln, bis die Orechiette al dente gekocht sind.

Mangold mit Tomate

Eine Handvoll geriebener Pecorino (je nach Gusto von frisch-mild bis gereift-pikant) und die abgegossenen Orechiette zum Mangold geben und etwa eine Minute bei kleinster Hitze sanft vermengen (die Italiener sagen «amalgamare» dazu).

Zum Henker mit Schickimicki-Essen!

Orechiette e Bietola


13 Kommentare zu The Simple Life

  1. BerlinKitchen am 6. Mai 2008 at 06:51:

    Aha, „Orechiette e Bietola“………noch nie gehört. Werde ich in den kommenden Tagen mal machen und wehe es schmeckt nicht………. :)))

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  2. einfachkoestlich.com am 6. Mai 2008 at 07:33:

    Schätze mal, diese leckere Pasta wirst Du Dir noch zig mal selbst machen dürfen. Auch ich schätze den herben Geschmack von Mangold und scharfem Pecorino sehr. Mit den Orechiette habe ich allerdings immer meine liebe Mühe, weil die Dinger sich so gern ineinander kuscheln. Deshalb greife ich lieber zu Penne oder diesen verdrehten Apulischen Halbröhrchen, deren Name mir jetzt nicht einfällt.
    Schönes Posting, gute Fotos, köstliche Pasta.

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  3. Bolli am 6. Mai 2008 at 07:47:

    Perfektes Timing, die gab’s bei mir mit Spinat…

    Pasta ist eh das beste!!! Ich vergesse immer, statt Spinat mal Mangold zu kaufen, beim nächsten Mal!

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  4. Claudio am 6. Mai 2008 at 11:00:

    Martin: Achtung, das ist ein einfaches Gericht. Da kann man viel falsch machen 😉
    Franz: Das Rezept ist ursprünglich aus Apulien. Deshalb lieber apulische Fusilli oder eine andere Muschelform statt Penne.
    Bolli: Unbedingt, es lohnt sich. Und versuchs dann in der süditalienischen Version mit Knoblauch statt Schalotten und ohne Pancetta.

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  5. LarsB am 6. Mai 2008 at 11:19:

    Schöne Idee, das mit der Henkersmahlzeit. Bei mir gäbe es auch Mangold, zusammen mit frischem Sepia, Knoblauch und besten Tomaten in Rotwein geschmort. Ich vergesse auch nicht, den passenden Wein zu ordern: Einen Flaccianello della Pieve der Fattoria Fontodi aus Panzano, in der Magnumflasche. Ein Hauch Schickimicki darf´s doch sein?

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  6. BerlinKitchen am 6. Mai 2008 at 13:32:

    „Flaccianello“ aus der Magnum, Du Snob!

    Übrigens, Flaccianello 2004 soll phantastisch sein……..

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  7. Claudio am 6. Mai 2008 at 14:15:

    Lars + Martin: Hätt ich jetzt nicht gedacht, dass Fontodi schon als Schickimicki gilt. Obwohl ich nur den Chianti kenne. Müsste es nicht mindestens Tignanello oder Sassicaia sein? Und gibt es auch apulische Weine für Snobs?

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  8. LarsB am 6. Mai 2008 at 14:57:

    Ok, der Snobismus bezog sich auf die Magnumflasche – ganz für mich allein! Apulische Weine für Snobs? Da gibt es eher den Stoff für die kämpfende Arbeiterklasse.

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  9. BerlinKitchen am 6. Mai 2008 at 17:38:

    ha,ha,ha………den Wein für die „kämpfende Arbeiterklasse“ habe ich vor kurzem zum Kochen benutzt! Eine ganze Flasche für meine geschmorten Rinderbäcken. Dazu gab es neben diversen anderen Weine, einen wunderschönen 99 Le Puppille „Saffredo“ und einen „Frankenstein“-Brunello 01 Valdicava.

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  10. BerlinKitchen am 6. Mai 2008 at 17:42:

    Claudio,

    der Sassicaia bzw.Tignanello sind Weine für Neureiche. Allerdings ist der Flaccianello eher was für Kenner.
    Der Chianti von Fontodi ist übrigens erstklassig und einer meiner Lieblings-Chianti. Empfehlen kann ich noch den 04 Chianti von Castello dei Rampolla, ebenfalls ganz hervorragend.

    Klar gibt es apulische Weine für Snobs!!! :)))

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  11. BerlinKitchen am 6. Mai 2008 at 17:46:

    P.S. Ich hab mich vertan, es gibt noch keine apulische Weine für Snobs.

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  12. Mike Seeger am 7. Mai 2008 at 09:13:

    Den „Castel del Monte DOC“ aus Uva di Troia und Montepulciano hätte ich den Snobs anzubieten. Ein Aromenfeuerwerk aus dunklen Früchten (Kirsche, Brombeere) und Schokolade. Kein ganz preiswertes Vergnügen, so um 20,- € die Flasche. Aber für Snobs …

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  13. zorra am 8. Mai 2008 at 19:03:

    Meinst du der Henker kocht auch noch? Ich glaube das übernimmt dann ein anderer. 😉

    Mein Lieblings-Orechiette-Rezept ist mit Broccoli, Weinbeerli, Knoblauch, Olivenöl und Pinienkerne. Ach ja, Peperoncino und Peccorino nicht vergessen. Yummie!

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