Viva la Mamma!

Von der Besten lernen: Pasta machen mit meiner Ma.

Es sind unsere Mütter die, statt dem Bewahren der Asche, das Feuer für das leidenschaftliche Kochen weitergeben. War bei mir jedenfalls so. Wie vermutlich bei den meisten von uns.

Wenn man darüber nachdenkt: Mütter ernähren uns schon, bevor wir überhaupt den ersten Atemzug machen. Neun Monate lang geniessen wir exklusives All you can eat und den privatesten SPA ever.

Und dies währenddem sie einer Lawine von Ratschlägen ausgesetzt sind. Ausgelöst von Besserwissern, die anderen ihr Essen so gerne madig machen und speziell ihnen vorschreiben wollen, was sie als Schwangere essen dürfen und was nicht.

Und die ihnen Vorwürfe über das Stillen oder Nichtstillen machen. (Und egal wie, wo und wie lange, es ist eh immer verkehrt).

Gut, spüren Mütter ganz allein, welchen Weg sie gehen müssen. Es ist ihr Weg. Und der ist eh der beste. Denn wie blöd ist es, den Weg eines anderen zu gehen, um sich da in etwas zu verrennen.

Es sind auch die Mütter, die dem Kochen Poesie einhauchen. Wenn sie beim ersten gemeinsamen Werkeln in der Küche mit uns konspirieren, mit uns singen oder uns Geschichten –  Familiengeschichten – erzählen. Während wir ihnen beim geduldigen Zubereiten zusehen und ihre Rezepte und Tipps einsaugen.

Mütter kochen mit Selbstverständlichkeit und Selbstlosigkeit. Tagein, tagaus. Immer besorgt, dass alle gut versorgt und bestens umsorgt sind. Und bekommen dafür statt Anerkennung und Dank, allzu oft Achtlosigkeit und jedes noch so kleine Haar in der Suppe serviert.

Sie kochen nicht wie die vielen Männer, die tendenziell einen Hang zum kulinarischen Drama haben. Die, wenn sie dieses eine Mal am Wochenende kochen (aber dafür richtig!) aufrüsten, als müssten sie eine Rakete auf den Mond schiessen.

Und natürlich erwarten diese Männer dann, im Gegensatz zu Frauen, höchste Anerkennung, einen Lorbeerkranz und einen Pokal, den sie sich stolz in die Heldensammlung stellen wollen.

Mütter sind kulinarische Quelle und Inspiration. Immer bereit, ihr Wissen zu teilen und zum wiederholten Mal zu verraten, woran es liegen könnte, dass ihre Version eines Gerichts immer ein wenig besser schmeckt, als wenn wir es kochen (auch wenn wir daran zweifeln, je hinter das wahre Geheimnis zu kommen).

Und noch etwas. Ich kenne es von Marokko, wo sich die Frauen in die Küche zurückziehen und die Männer aussen vor lassen, um dann vergnügt miteinander in einfachsten Verhältnissen handwerklich erlesene Köstlichkeiten hervorzuzaubern.

Auch in Italien gibt es eine Beobachtung, die mich schon lange fasziniert: In traditionellen Osterien und Trattorien sind es Frauen; Mütter, Töchter und Tanten, die zusammen die Küche dirigieren. Während ihre Männer die Gäste bedienen.

Und diese Frauen kochen natürlich auch ohne männlich geprägte Küchen-Hierarchie. Sie leben tradiertes Wissen und geben es weiter – quasi von Hand zu Hand. Denn es gibt viel Handwerk in diesen Küchen zu verrichten.

Ohne sie würde die Kultur der aufrichtigen, ehrlichen italienischen Küche vermutlich verblassen. Sie erbringen auf eine unaufgeregte Art eine Spitzenleistung. Ohne diese Leistung auf die Spitze zu treiben, wie es Spitzenköche gerne tun, um sich abzuheben.

Wie sehr wir im Alltag vergessen, den Wert der Arbeit, die Mütter pausenlos und kostenlos verrichten, zu würdigen, zeigt dieser virale Werbespot eines Kartenherstellers, der den härtesten Job der Welt ausgeschrieben hat, eindrücklich.

Also danken wir ihnen. Rufen sie heute an. Besuchen sie und sagen ihnen, wie sehr wir sie lieben.

Viva la Mamma – ihr seid die Besten!


9 Kommentare zu Viva la Mamma!

  1. Lisa am 11. Mai 2014 at 11:03:

    Ja, ja, ja! Danke Claudio für Hommage und Wertschätzung – gekonnt und mit wachem Herzblick geschrieben! Herzlich-unbekannt grüssend, L.

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  2. Lissi am 11. Mai 2014 at 16:16:

    Wow, so wachsam und wertschätzend geschrieben, das erfreut doch jedes Mutterherz 😉

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  3. susann am 11. Mai 2014 at 16:57:

    Nun, ich danke dir für diesen schönen Blog. Schliesslich bin ich auch begabte Freizeitköchin und Mutter von einem bald 17jährigen, einer volljährigen Tochter und einem Stiefkind von 13 Jahren. Und dann essen wöchentlich ca. 2-4 Freunde meiner Kinder mit uns am selben Tisch. Ich gebe denen DIESE Tradition weiter. Frisch zu kochen. Mit Liebe gekocht zu haben. Bei mir war es aus der Not heraus, dass ich mit 10 zu kochen begann. Meine Mum hat bis heute leider ein sehr seltsames Gefühl dafür. Also sattle ich das Pferd ein wenig anders. Ich schenke meiner Nachfolge-Generation die Freude daran. Dies als mein Muttertagsgeschenk an sie, ein leckeres Essen und meine bis jetzt 50 festgehaltenen Rezepte. Auch eine Variante. Ihre Freude am Geniessen und heraustüfteln mit was ich alles gekocht habe ist dann wiederum mein MUTTERTAG!
    Liebe Grüsse, Susann Aeberhard

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  4. Freundin des guten Geschmacks am 12. Mai 2014 at 08:05:

    Ich danke sehr als Tochter uns als Mutter!

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  5. Magdi am 12. Mai 2014 at 10:16:

    Dann kannst du dich glücklich schätzen mit deiner Mamma. Ich habe und erlebe es so ähnlich wie Susann. Meine Mutter hat zwar immer gekocht, hat es aber nie gerne getan. Sonst muss ich dir in allem Recht geben was du geschrieben hast, vorallem, dass Männer nicht so selbstlos sind, wenn sie kochen, wie die meisten Frauen. Unser Papa hat am Sonntag den Reis (als Beilage) gekocht und was war dann immer zu hören: „Der Reis ist phantastisch geworden.“ Der Rest des Mahles wurde ignoriert:)

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  6. Claudio am 13. Mai 2014 at 15:43:

    Danke, unbekannte Lisa. Musste schmunzeln: Mein Heimatort ist Teufen 😉 Freut mich, Lissi. So wertvoll, kannst stolz sein, Susann. Con piacere, liebe Freundin. Diese Männergeneration kenn ich, Magdi, aber du setzt da einen guten Kontrapunkt.

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  7. Andrea am 14. Mai 2014 at 07:57:

    Ein toller, liebevoll geschriebener Beitrag. Eine richtige Liebeserklärung an Deine Mama, aber auch an jede andere Mama auf der Welt. Ich habe leider nie den Elan und das Interesse am Kochen und Backen entwickelt, sodass die Küchenstunden bei mir ausgefallen sind. Dafür telefonieren meine Mama und ich heute sehr häufig miteinander und tauschen uns aus (wir wohnen 400 km auseinander).

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  8. Fleischwolf Welt am 20. Mai 2014 at 21:45:

    Wunderschön gesagt bzw. geschrieben. Auch mir macht es immer viel Spaß, mit meiner Mutter zu kochen. Leider liegen auch bei uns geografisch ganz schöne Hindernisse dazwischen, um gemeinsam kochen zu können.
    Beim gemeinsamen Kochen bin ich dann immer wieder überrascht, wie viele Sachen ich noch immer von meiner Mutter lernen kann. Muttertag ist zwar jetzt schon vorbei, aber dieser Artikel war ein guter Anstoß, nochmals „Danke“ zu sagen.
    LG, Günter

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  9. Andreas am 22. Mai 2014 at 18:34:

    Hey, ich finde den Artikel toll! Ich liebe das Essen mit dem echten HANDMADE-Zertifikat. Bei meinem letzten Urlaub am Gardasee habe ich mir Pasta al la mamma gewünscht, aber nein! Es gab nur Touri-Pizza! Freue mich auf weitere Artikel

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