Rote Karte

Dass Italien aus der WM geflogen ist, beisst mich nicht. Was mir auf den Magen schlägt (und zwar jeden Sommer), ist dass der Schweizer Detailhandel systematisch die aromatischen italienischen Tomaten aus dem Angebot kippt und dafür diese auf gutes Aussehen getrimmte, geschmacksarmen Plastikdinger aus Almerìa und Holland verkauft.

Die Gewächse aus der Schweiz (selbst Bio) sind leider keine Alternative, auch wenn sie aus dem wärmeren Tessin kommen. Schale zu dick, zu wässrig, zu viel Säure.

Obs am Preis liegt? Am Lobbying der Hors-Sol-Mächte? Oder an Lieferengpässen der Italiener?

Bleibt mir nichts anderes übrig, als den extra Weg zum apulischen oder kurdischen Gemüsehändler zu gehen. Dort finden sich zum Glück noch immer schmackhafte, süsse Geschmacksbomben aus dem Bel Paese.

Anders kommt keine Sommerfreude auf.

[Nachtrag]: Ich will ja den Teufel nicht an die Wand malen. Aber man stelle sich vor, die guten italienischen Dosentomaten und die passierten aus dem Glas (die ja das ganze Jahr über im Schweizer Detailhandel zu haben sind), würden zugunsten von eingemachten holländischen und spanischen aus dem Sortiment geworfen.

Schluck! Will gar nicht dran denken.

[Nachtrag 2]: Ein Trost bleibt – Jahr für Jahr kommen dann im August zollfreie Kontingente wunderbar überreifer San Marzano-Tomaten in die Schweiz, die sich  ganz gut zum Einmachen von passierter Tomatensauce eignen!


11 Kommentare zu Rote Karte

  1. lamiacucina am 25. Juni 2014 at 19:07:

    Sobald die einheimischen Gewächshaustomaten massenweise auf dem Markt sind, werden die italienischen Tomaten mit Zollzuschlägen belastet.Damit sind sie weg vom Markt.

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  2. Claudio am 25. Juni 2014 at 19:19:

    Das würde aber nur einen Teil der mediokren Tomatenschwemme erklären, lieber Robert. Bei den Holländern und Spaniern muss die Marge wohl besonders saftig sein.

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  3. Claus am 25. Juni 2014 at 23:07:

    Bei uns verkaufen die apulischen und kurdischen Händler auch nur diesen Plastik-Scheiß. Tomaten sind und bleiben ein Problem!!!

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  4. Karin am 26. Juni 2014 at 15:01:

    Du sprichst mir aus dem Herzen und vor 6 Monaten hat auch noch mein ach so geliebter italienischer Gemüsehändler in Augst zugemacht, Gemüse und Früchte direkt ab dem Laster, woher bezieh jetzt nur meine 100kg San Marzano!!!

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  5. Magdi am 26. Juni 2014 at 17:29:

    Ich war immer der Meinung du hast einen Garten? Tomaten von der eigenen Staude, vom Samen bis zur Frucht, alles selbst gezogen, da kommt Freude auf. Die kannst du solange hängen lassen, bis dir der Reifegrad passt.

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  6. Gian am 30. Juni 2014 at 10:03:

    Welches sind denn für dich die «guten italienischen Dosentomaten» und die «passierten aus dem Glas»? Bin immer noch auf der Suche nach solchen.

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  7. Vero am 1. Juli 2014 at 11:46:

    danke claudio.
    das war wohl der wichtigste blogeintrag dieses sommers für mich.
    endlich weiss ich wo ich meine paradeiser finde.
    wie stehts denn deiner meinung nach um die aromen der pro specie rara von coop?

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  8. Claudio am 1. Juli 2014 at 18:06:

    Eben beim türkischen Händler Pachino-Tomaten bekommen, Claus, für 8 Franken 90 das Kilo. Egal. Lohnt sich! Am ehesten im Kleinbasel, Karin. Hab ich aufgegeben, Magdi, wenn ich eines Tages mehr Zeit, Geduld und besseres Wetter habe, versuch ichs wieder. Da gibt es natürlich viele, Gian, kommt drauf an, wo du einkaufen gehst. Ehrlich gesagt, Passata Rustica im Glas von Cirio bei coop wandert bei jedem Einkauf ins Körbchen. Die find ich top. Je nachdem wo ich gerade einkaufe (Italien z.B.) bunkere ich dann auch andere Marken: Annalisa, Valfrutta, Mutti, kleine Bio-Manufakturen etc. Vero, da hab ich schon gute und total fade gehabt. Leider sind diese Label (Bio, Pro Specie Rara etc.) nicht immer Garant für guten Geschmack, auch wenn die Intention dahinter gut ist.

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  9. Udo am 2. Juli 2014 at 09:35:

    Tomaten aus dem Handel sind in Tat ein Problem bzw. eine geschmackliche Ohrfeige.
    Wir pflanzen auf unserer Terrasse [Garten ist ja Aufgrund der Regenempfindlichkeit der meisten Sorten eher nicht optimal] einige Tomaten an [leider nicht so viele, dass man auf die aus dem Supermarkt verzichten könnte], und da merkt man dann erstmal wie toll doch so eine Tomate schmecken kann….

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  10. Jingle am 18. Juli 2014 at 15:41:

    Meine Frau baut Tomaten im eigenen Garten an, die jede Industrietomate um Längen schlagen. Keine Pestizide oder künstlichen Dünger. Der Urgeschmack der alten Sorten ist so köstlich, dass man dafür wenigstens 10 Euro für das Kilo verlangen kann. Doch werden die etwa 50 Kilo von uns gegessen und die Vorfreude auf die nächste Ernte ist groß.

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  11. Sugo: Auf den Spuren eines Dogma | Cookingcrisis am 11. Juni 2015 at 22:48:

    […] Zum Beispiel wenn es um Tomatensauce geht. Zum Beispiel hier oder hier oder auch und vor allem hier. Klar, er ist Italiener, da werden die Diskussionen ums Essen  leidenschaftlicher geführt, als […]

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