Buon Viaggio, Carlo Magno!
Drei Tage zuvor hatten wir noch telefoniert. Ich wollte ihm mitteilen, dass ich es nicht an die Lesung von unserem gemeinsamen Freund Stevan Paul in seine Osteria schaffe. «Ich auch nicht,» sagte er, «sto in partenza – ich mach mich auf die Reise, caro mio.» Leider viel zu früh. Am 26. Oktober 2016 ist er gegangen. Erst 64-jährig. Traurig, aber von ganzem Herzen: Buon viaggio, Carlo Magno!
Carlo Magno (Karl, der Grosse) musste er sich immer von mir als liebevolle Anrede gefallen lassen. Obwohl er es war, der sich, als wir uns das erste Mal an der Buch Basel begegneten, vor mir verbeugte und meinte: «Was du machst, mein Lieber, ist ganz grosse Klasse.» «Wie bitte? Nein, Du bist der grosse Meister!» protestierte ich und versuchte mich noch tiefer zu verbeugen.
Das war typisch für ihn. Anderen die Bühne überlassen.
Für die Fachzeitschrift «Der Schweizer Buchhandel», dessen Chefredaktor er 16 Jahre lang war, hatte er mich einmal interviewt. Ich habe es nie geschafft, mich zu revanchieren. «Komm, wir machen ein schönes Portrait oder ein Interview auf meinem Blog!», aber er lehnte ab, «Ach, das hat Zeit, das machen wir dann ein ander Mal.» Jetzt kann ich ihm hier wenigstens gedenken.
Am liebsten erinnere ich mich an unser gemeinsames Kochen. In seinem Restaurant «Cucina e Libri» im Zürcher Seefeld haben wir mehrmals einen vegetarischen Abend aus meinem Buch «Italien vegetarisch» ausgerichtet. Und dabei ordentlich Feuer gemacht, wie man auf den Fotos sieht!
Schon bei der Planung vom Buch machte Herausgeberin Katharina Seiser den Vorschlag, Carlo um Rat zu fragen. Und natürlich stand er mir als erfolgreicher Kochbuchautor von Bestsellern wie «La cucina verde», aber auch als traditionsverpflichteter Koch und Hüter der italienischen Küche, Kulinariker, Branchen-Journalist und Buchverleger mit seinen enormen Kenntnissen zur Seite und ging mit mir die Rezeptliste durch.
Einmal musste ich ohne ihn kochen. Eine Feuerprobe, die ich dank der spontanen Hilfe von András Németh ebenfalls gut in Erinnerung behalte. Am nächsten Tag besuchte ich Carlo im Spital. Scheisskrebs.
Irgendwann kam er dann mit der Idee, aus seinem Restaurant die vegetarische «Osteria Condosin» zu machen. Mit Freude habe ich ihn dazu bestärkt.
Ich werde seine grossartige, kantige Persönlichkeit, seine Passion und Herzlichkeit, seine Liebe zu Italien und vor allem seine Inspiration sehr vermissen.
Grazie di tutto!
Schön geschrieben, lieber Claudio!
-Deinen Worten möchte ich mich anschließen. Ich kannte Carlo nicht so gut wie du und habe leider nie mit ihm zusammen in der Küche gestanden, aber unser Treffen vor ein paar Jahren werde ich nie vergessen. Damals hatte er dem Krebs für eine Weile hinter sich gelassen und er hat mir ganz offen davon erzählt. Irgendwie war gleich so eine Vertrautheit da, vielleicht auch durch das Interview, dass er vorher (auch für den Schweizer Buchhandel) mit mir geführt hat. Und weil ich ihn irgendwie vorher schon kannte: Durch seine Bücher. Eines davon durfte ich sogar mitgestalten – ich weiß noch, wie stolz ich damals war mit so einem großartigen Autor zusammenzuarbeiten. Ein Traum ging in Erfüllung.
Es ist traurig, dass er so früh gegangen ist. Aber er lebt durch seine Bücher in vielen Küchen und Herzen weiter und ich hoffe, dass ihn unsere Worte irgendwie erreichen. Wo auch immer er jetzt ist …
Danke für deinen Kommentar, liebe Ariane! Bin gerührt.
-Grazie Claudio und danke für deine Geschichte mit dem lieben Papa!
Ich weis so viel über Ihn aber doch so wenig! Wass ich weiss das er
So vielen Menschen geholfen, vertraut und sein Wissen gegeben hat!
Habe es an die Familie weitergeleitet und Ariane: Er liest sicherlich mit 🙂
Liebe Grüsse und „easy going“
-Fabio
Ich kannte ihn ja nicht, aber nach dem Text vermisse ich ihn auch.
-Am Sonntag gibts nun etwas aus Italien Vegetarisch.
Nach deinem Beitrag habe ich erstaunlich sehr großen Hunger auf italienisches Essen bekommen…
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