Hoch-Genuss

Die Schweiz. Die Alpen. Was für ein Käse.

Wie viele tausend Jahre ist das jetzt her? Zehn, zwanzig, dreissig? Ein Horde steinzeitlicher Jäger und Sammler machte mal einen Ausflug. Die frische Milch, die sie als Wegzehrung mitnahmen, füllten sie in einen Kälbermagen.

So war das. Mägen und Blasen von Tieren waren damals die trendigsten Trinkbeutel und leichtesten Flüssigkeitsbehälter. Was dann geschah, gehört zur delikatesten und bedeutendsten kulinarischen Entdeckung der Menschheit: Die Milch im Beutel war dick geworden – und essbar.

Seit mindestens 2000 Jahren nutzen die Menschen gezielt Kälber-Lab, um Süssmilchkäse herzustellen. Im Mittelalter entstanden die ersten lang gereiften Käse in den Alpgebieten – Greyerzer, Emmentaler, Appenzeller.

Das darf man sich auf der Zunge zergehen lassen: Milch und Lab und sonst gar nichts. So ursprünglich natürlich und fast unverändert die Zutaten auch sind, so erstaunlich und schier unüberblickbar ist die reiche Vielfalt an Käsesorten, Würze, Geschmack und Qualität.

Auch dank der Veredelung durch raffinierte Reifungsprozesse und Edelschimmel.

Eine aussergewöhnliche Käse-Freude hat mir heute ein Freund mit einem Geschenk bereitet. Einem Stück Formagella von der Bündner Alp de Lagh.

Ein Halbhartkäse aus Ziegen- Schafs- und Kuhmilch. Zwei Monate gereift im Steingrotto der Alp.

Ungläubig kaute ich den ersten Bissen. Cremig-würzig und von vollem Geschmack, aber da war auch etwas ganz Frisches präsent: Kräuter.

So was wie Melisse, Salbei, Minze. Das habe ich bisher noch aus keinem Käse herausgeschmeckt. Wirklich eindrücklich.

Ich glaube, nächsten Sommer nehme ich den Dreistundenmarsch auf mich und Besuche diese aussergewöhnliche Alpkäserei – allem voran die raren Tiere und Persönlichkeiten, die ein so genuines Lebensmittel hervorbringen.

(Alp-Fotos: Robert Mühleisen)



11 Kommentare zu Hoch-Genuss

  1. Antonio da Stuttgart am 24. September 2010 at 09:37:

    Das übernachten in Kirgisischen Zelten könnte mein nächster Urlaub werden.
    Ich liebe Käse!

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  2. Magnus Zwyssig am 24. September 2010 at 14:58:

    Ja, ja geht, seht und geniesst, die wunderbare Natur, die tollen Tiere und den unglaublichen Käse!
    Durfte es mit meinem eigenen Augen, Ohren und dem Gaumen erleben.

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  3. Kirsten am 24. September 2010 at 15:16:

    Die Landschaft ist ja unglaublich!!! Was für eine Idylle! Und ich bin mir sicher: der Käse wäre genau mein Fall!

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  4. Magdi am 24. September 2010 at 18:58:

    Fast wie der Lardo, der in Marmortruhen reifen muss. Ich bin eine absolute Käse-Liebhaberin. Über so ein Geschenk würde ich mich auch freuen, mehr als über Blumen, die man bekanntlich nicht verspeisen sollte.

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  5. Petra aka Cascabel am 24. September 2010 at 20:33:

    Die Alp de Lagh mit ihrem Käse (ich liebe ja auch frischen, leicht bizzelnden Büscion oder die Formaggini mit Essig und Öl!) würde mich sehr reizen, zumal dort ein Geocache liegt ;-)(musste natürlich gleich nachgucken). Von Ascona aus ist man ja in 45 Autominuten am Startpunkt der Wanderung – das wird für den nächsten Aufenthalt notiert. Danke für den Tipp!

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  6. Jaz am 24. September 2010 at 21:32:

    ohh, Käse. Mag keine Milch… aber Käse lieb ich!
    Claudio, du hast es geschafft, bin ganz gierig auf dieses Stück.
    Mit Apfel und Traube: nein. Mit Nuss: ja. 😉

    Kräutergeschmack, woohh!

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  7. Sheik am 24. September 2010 at 22:11:

    Claudio du tiefstapler;-)

    ich beneide dich um die samstägliche einkaufsmöglichkeit am marktplatz vis a vis vom klöpferstand wo der verschrobene chääsmacher steht und seine 3 oder 4 sorten anbietet. wunderbar rezent, mild und einfach hervorragend im geschmack,,,,,,,, ich muss mindestens 45 km fahren um an solche käse zu kommen ;-))
    danke dass du mich daran erninnert hast ………

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  8. multikulinaria am 25. September 2010 at 14:48:

    Dieses Fleckchen Erde sieht aus, als wäre es auch ohne Käse einen 3-stündigen Marsch wert. Wobei ich diesen tollen Käse ganz sicher auch nicht vom Teller schubsen würde…

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  9. anette am 27. September 2010 at 15:01:

    die frechsten ziegen der welt gibts dort! auf der alp…die schönen verzasca nera und auch pfauenziegen….
    und einen der moosigsten aufstiege…

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  10. Fonduemischung am 21. Oktober 2010 at 23:24:

    Herrlich! Diese Käsebilder machen grad hungrig! Von so einem Alpkäsli würde ich jetzt sofort ein Stück abschneiden.

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  11. Sabine am 25. Oktober 2011 at 12:45:

    Hallo Claudio,

    dein blog ist wirklich toll! Wenn ich die zutaten bekomme, werde ich morgen mal das Gericht mit dem roten und gelben Mangold ausprobieren. Das sieht sehr lecker aus!
    Jetzt habe ich die Bilder aus den Schweizer Bergen gesehen, wo ich früher öfters Urlaub gemacht habe und die einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben. Die Natur ist herrlich und der Käse sicher auch!

    Viele Grüße und danke für die tollen Kochideen
    Sabine

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