Den Wirt ohne Rechnung machen
Mittags in ein einfaches Restaurant kommen. Zuhören, was auf dem Herd steht. Ein paar solide Gerichte essen. Und zufrieden einen vernünftigen Betrag dafür auf den Tisch legen. Ich mag das, ich mag das, ich mag das.
In Italien geht das anscheinend an jeder Ecke. Dafür braucht es keine «Mittagskarte (nur 12 bis 14 Uhr!)», kein «Menü I oder II mit Suppe oder Salat», keinen «Fitness- oder Vegiteller», keinen «Businesslunch», keine «frische Marktküche» und keine «Mediterrane Spezialitätenwoche» oder sonstige Fertigmischungen.
So etwas genussentwicklungshemmendes wie einen «Kinderteller» gibt es selbstverständlich auch nicht. Entweder ist das Kind gross genug, um zu essen, was alle essen, oder es bekommt einen kleinen Extrateller und darf von allem probieren – ohne Murren seitens Personal oder Kind.
Sobald man am Tisch sitzt, fängt man an, Grissini-Päckchen aufzureissen und ungeduldig bis vorfreudig daran rumzuknabbern bis ein Kellner auftaucht.
In einem einfachen Restaurant handelt es sich dabei zuweilen um eine etwas unterbelichtete Ausgabe der Spezies. Vielleicht nicht besonders freundlich, aber distanziert höflich.
Immerhin besser, als aufgesetzt freundlich und aufdringlich unhöflich.
Zu Domenico müsste man eigentlich mittwochs und freitags gehen. Weil mittwochs und freitags gibts immer Fisch. Nur Fisch.
Das ist, zugegeben, nicht besonders originell, aber hier will auch niemand originell essen. Alles, bloss das nicht.
Heute ist Donnerstag. Pech. Als Antipasto kann man sich einen Teller aus einem Dutzend eingelegten oder gebackenen Gemüsen bringen lassen. Oder einen Teller mit diversen Salami und Schinken – lassen wir beides aus.
Aus den sechs, sieben meist unverständlich heruntergebeteten Vorschlägen für den Primo Piatto bestellen wir 2 Pappardelle mit Hasenragout und ein Mal Gnocchi di Patate al Pomodoro.
Auf die Frage: «Wünschen Sie etwas Wein?», antwortet man am besten mit «Ja», und schon steht ein Halbliter-Schoppen Hauswein auf dem Tisch. Und «plumps!» wechselt mein Zitronenschnitz (wie bei den meisten anderen Gästen) vom Wasser- ins Weinglas. Doch, das passt!
Als Secondo gibts Fleisch vom Grill über dem offenen Kamin – klingt vielleicht romantisch, kommt aber total alltäglich und ohne Allüren rüber.
Vorgeschlagen werden Salsiccie, Bistecca alla Fiorentina oder vom Angus Beef, Tagliata di Manzo Toscano oder Angus und Kalbskoteletten. Wir bestellen 3 Mal Tagliata di Angus. Dazu gibts zwei Salate und ein Mal Broccoletti.
Da der Kleine nur den Extraprobierteller hatte, wird er jetzt von der Kellnerin entführt und über die Gelati-Truhe gehievt, wo er sich ein Cono Classico rausfischt.
Und jetzt kommt der mathematische Teil: Was kostet das alles, inklusive zwei Flaschen Wasser und drei – unheimlich guten – Caffè?
Nicht nur der Betrag machte mich leer schlucken, auch die Präsentation der, ehm, na ja, Rechnung kann man dem ja nicht sagen.
Wie der Wirt damit rauskommt ist mir ein Rätsel, aber es geschieht vermutlich an jeder Ecke in Italien. Dort macht man die Rechnung nämlich lieber ohne den Staat.
Ja, sowas ist nur in Italien möglich! Und, nebenbei sind die Läden auch noch manchmal verdammt gut!
Ich war von den besternten Läden in Italien eigentlich immer enttäuscht, aber nur von der Trattoria um die Ecke.
Unmöglich in Frankreich, die 54EU verisst eine Person in einem Bistro, und, zudem ist es auch noch schlecht………
-So einen Laden hätte ich auch gerne in Berlin. Für 54 Euro bekommst Du hier gerade mal ein Mineralwasser.
Vor allem die Weinpreise in den Restaurants sind vollkommen durchgeknallt. Hier ein Beispiel. Einer meiner Lieblings-Rieslinge der 2005 „Idig“ GG von A. Christmann aus der Region Pfalz kostet ab Weingut 20 Euro.
-Im TOP Restaurant „Fischers Fritz“ mußt Du dafür 90-100 Euro hinlegen. Manche Restaurants schlagen sogar Faktor 4 drauf. Crazy!
Das könnte zu meinem Lieblingslokal werden (außer mittwochs und freitags ;-)). Wenn ich mir so die Einkaufspreise für Angus anschaue, stellt sich mir die Frage: Wo klaut der Wirt sein Fleisch? Vielleicht hat er ja auch nur das Zettelchen verwechselt, und am Nachbartisch wunderte man sich, warum man für eine Person 150,- Euro bezahlen soll? Oder hat man Dich mit dem örtlichen Geldeintreiber verwechselt und nur die Differenz in Rechnung gestellt?
-Bolli: Obwohl, ich muss unbedingt wieder einmal ins „Grenadier“ nach Schiltigheim bei Strassburg. Dort gabs für 76 Francs formidable Plats du jour inkl. 1 Carola vert und 1 café. Zum Beispiel mit einem Tellerchen Rillette zur Vorspeise, Boeuf bourgingon mit Beilagen auf der Platte zum selber schöpfen und einer hausgemachten Tarte à la rhubarbe meringué. Nimmt mich wunder wie viel das heute in Euro kostet.
-Martin: Es gibt in der Schweiz vermehrt trendy Lokale die, wie in Italien, einen günstigen Hauswein auf den Tisch stellen, allerdings ist der so sauer, dass es dir die Stiefel auszieht!
Mike: Oder aber der unterbelichtete Kellner hat mehr Sympathien für mich als für seinen Arbeitgeber!
Oh, ja! Solche Lokale lieben wir auch und leider können wir sie auch immer nur im Urlaub besuchen…. und dann am allerliebsten nur die, die keine Karte haben, sondern wo eben „heruntergebetet“ wird, was die Küche und der Markt hergeben an dem Tag…. darf man wissen, wo das be- schriebene Restaurant sich im „gelobten Land“ bella Italia befindet…?
-Eigentlich steht dieses Lokal stellvertretend für so viele einfache, unprätentiöse Lokale in Italien. Aber falls du dich tatsächlich je in «Avezzano» in den Abruzzen verirren solltest, dann ist das «Ristorante da Domenico» keine schlechte Wahl:
-+39 0836 36 123
Chissà??? 😉
-darf ich mal ganz dumm fragen (da ich nix gefunden habe): gibt es irgendwo auf eurem blog einen rss-feed, den ich abonnieren kann?
-Hm, auf Firefox und auf Safari sollte rechts oben in der Adresszeile ein (blaues oder oranges) RSS-Symbol stehen: anklicken, abonnieren, geniessen.
-Da bin ich ja mal gespannt, was Ihr von meiner Speisekarte und meinem Preisniveau haltet. Am 19.4.
-Hehe.
Muss man bei dir Angus vorbestellen?
-Nutzt nix, es gibt Menü. Und mehr. Frage war theoretisch.
-Logo, meine Frage war ja auch rhetorisch. Andere Frage: Glaubst du, der Mike bringt Steaks vom Dexter-Bullen mit, die wir heimlich um drei Uhr morgens in die Pfanne hauen können?
-Wenn der Mike auf so eine abstruse Idee kommt, dann schon! Ich hoffe nur, ich muss keine Gänsefeder mitbringen …
-Och, ich glaube, wir können schon was ab.
-Die Feder war auch eher für mich …
-Claudio, richte Dich auf 76EU ein……Die haben hier 1 zu 1 den Francs in Euro umgewandelt….Wahrscheinlich musst Du aufs Land fahren, um einigermassen preiswert und gut im Elsass essen kannst! Fernab der Touri-Routen.
-Wichtige Frage zuerst (für viele Leute)?:
Wie kommt der raus? Keine Frage..! gute Buchführung und der richtige tip!
(sogar 5 zuviel und das Teuerste war sicher das Cono Classico. Das hat den ich-runde-auf-auf-50 zum kippen gebracht).
Wein-Frage:
Wein? Jawoll, immer!
(die besten Weine sind italienische Hausweine, erfreut das Gemüt immer)
Originell?
Mittwochs und freitags nur Fisch… das sind Werte!
und Tipp…
sauft nicht Wasser, was mehr als 2 Einheiten kostet.
(Ausser an der Flasche sind Swarovski-Steinchen dran!)
Claudio: Ins “Grenadier” will ich auch mal mit.
-Ja, verdammt. Du musst dort unbedingt das Cordon bleu à la crème essen! Nochmal, die machen ein exzellentes, knuspriges Cordon bleu – und dann kippen sie einfach eine Champignon-Rahmsauce darüber! Aber es funktioniert, die Kombination ist göttlich.
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