Konservierungsmittel zum Zweck

Trauben

Jetzt lesen, bevor die Kraft der Sonne nachlässt und der Frost das Licht ausknipst.

Keine Ahnung, was das für eine Rebsorte ist. Gelber Muskateller vielleicht? Oder Birstaler Muskat? Die hingen schon da, als wir eingezogen sind. Chatzeseicherli (Katzendreckler?)  werden gewisse Sorten hier in der Schweiz auch genannt (jaja, nicht nur die roten Americano).

Typisch ist jedenfalls das aufdringliche Aroma – eben eine kräftige Muskatnote.

Essen kann man die kleinen Duftkügelchen ja nicht wirklich, man muss sie schon eher zutzeln und aussaugen. Die Schale ist hart (und leicht bitter) und die Hälfte des Innern sind eh Kerne.

Aber es gibt einige Bekannte und Verwandte, die regelrecht verrückt danach sind.     Um denen noch einen letzten Rest in den Winter zu retten, habe ich beschlossen, endlich einmal Gelee aus den Dingern zu machen.

Beim Einkochen (etwa eine Stunde, bis alle geplatzt sind) der abgezupften und gewaschenen Trauben, musste ich wieder an «Chatzeseicherli »denken: Die ganze  Bude hat gestunken, als hätte ein Duztend rollige Miezen in den Topf gepisst!

Durch ein Sieb gestrichen, ergab sich aus den etwa 1,5 Kilo Trauben ein guter Liter Saft. Jetzt gibt es im World-Wilde-Web etliche Rezepte für Traubengelee, und die meisten kippen auf einen Liter Saft einen Viertel Orangensaft. Warum tun die das?

Ich meine, ich hab zur Probe ein Gläschen vom Saft, leicht gezuckert, degustiert: Einwandfrei, meine Trauben. Dann hab ich im Verhältnis 1:4 Orangensaft dazu gegossen und nochmals probiert: Elend!

Zitrone hingegen geht sehr gut, ist nicht sehr aufdringlich. Zwei unbehandelte, ausgepresste Zitronen (mit Schale) gute 10 Minuten mit dem Saft aufkochen und 20 Gramm Zitronensäure geben dem Gelee eine herrlich prickelnde Säure.

Dann kommt schon das Gelieren. Innerhalb von acht Minuten (Packungsanweisung) verwandelt 1 Kilo Gelierzucker das Ganze zu einem dickflüssig sprudelnden Gelee.

Diesen braucht man dann nur noch heiss in sterilisierte Weckgläser abzufüllen und fertig ist die ganze Alchemie.

Mal sehn, was sich damit machen lässt: Süsse Beigabe zu brutalem Rohmilchkäse oder tonnenschwerem Roquefort oder Stilton? Kleine Kügelchen auf einem reichen Wildteller? Als Spiegel auf einem Teller mit einer schlichten Panna Cotta (und grob gehackten Pinienkernen)? Oder einfach auf einem lauwarmen Stück Butterzopf, mit einer verschwenderisch grosszügigen Butterunterlage?

Hach! Warum hab ich nicht mehr davon gemacht?

Traubengelee


13 Kommentare zu Konservierungsmittel zum Zweck

  1. lamiacucina am 1. Dezember 2008 at 06:42:

    Traubengelee ist wunderbar, auch Sorbet schmeckt aus diesen Trauben köstlich.

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  2. katha am 1. Dezember 2008 at 08:29:

    hach, warum sind wir bloss nicht „echte“ (irl)nachbarn…
    den butterzopf würde ich beisteuern. stilton steht auch gerade im kühlschrank. traubengelee ist echt super. gibt’s leider selten im genau richtigen verhältnis von süss-fruchtig und aromatisch-säuerlich. deines klingt so, als könnte es das.

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  3. Bolli am 1. Dezember 2008 at 10:53:

    ich bewundere Deinen Elan……..

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  4. zorra am 1. Dezember 2008 at 11:37:

    Letztes Jahr habe ich auch mal versucht Traubengelee aus unseren Trauben zu machen. Bin leider kläglich gescheitert, es ist reine Zuckermasse geworden. Wohl zu lange eingekocht…

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  5. Claudio am 1. Dezember 2008 at 14:28:

    Sorbet wäre auch eine Premiere, muss mich mal schlau machen, danke, Robert. Auch Butterzopf hab ich noch nie selbst gemacht, Katha, -> Workshop! Aber jetzt ist ja eh wieder Linzer angesagt 😉 Was soll man dann bei dir erst sagen: Und täglich bloggt die Bolli? Hab mich ganz fest an die Gelierzuckerpackungsanweisung gehalten, Zorra, geliert hat es tatsächlich exakt nach acht Minuten.

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  6. katha am 1. Dezember 2008 at 16:24:

    jederzeit. aber nur, wenn du zwei gläser gelee mitnimmst. eines für gleich und eines für später 😉

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  7. peppinella am 1. Dezember 2008 at 20:15:

    und ich würde alles nehmen…mit Butterzopf, mit Roquefort, con la panna cotta di sicuro. Hab noch nie irgendein gelee gekocht…

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  8. Mike Seeger am 1. Dezember 2008 at 23:37:

    Ich würde es mit Ziegenkäse probieren. Was daran liegen mag, dass ich weder Ziegenkäse noch Traubengelee pur mag. Zusammen könnten sich neue Welten eröffnen …

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  9. zorra am 6. Dezember 2008 at 16:11:

    Hier in der Pampa gibt’s kein Gelierzucker. Muss noch wie früher alles von Hand äh mit normalem Zucker machen.

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  10. Iris am 11. Dezember 2008 at 09:33:

    Idee gespeichert – für’s nächste Jahr – das scheint mir erfolgversprechender zu sein, als meine Versuche, die Tafeltraubenreste, die im Spätherbst noch an den Stöcken hängen, in 3 bis 5 L Bonbonnen zu Weißwein zu verarbeiten, der dann irgendwann wegen mangelnder Überwachung doch oxydiert auf der Strecke bleibt… und Gelierzucker gibt’s zum Glück in meiner Pampa massenhaft:-).

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  11. Claudio am 11. Dezember 2008 at 09:41:

    Nicht an Bonbonnen, aber an Bonbons hab ich auch schon gedacht: süss-saure Traubenfruchtgummis könnte man auch mal ausprobieren.

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  12. Anonyme Köche » Archiv » Falls es wen interessiert am 13. Dezember 2008 at 17:52:

    […] nur kurz Bescheid sagen: Das Traubengelee (die beiden güldenen Kügelchen da vorne) ist nach zwei Wochen Reifezeit ganz okay (zu den […]

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  13. Anonyme Köche » Blog Archive » Geistige Reife am 22. November 2009 at 22:04:

    […] Veranda winden sich die Trauben bis zum ersten Stock hinauf. Letztes Jahr habe ich daraus ein Gelee – ich formuliere es mal so: gepanscht. Das Resultat war nicht gerade […]

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