Blumen besorgen nicht vergessen

Knoten in die Serviette machen lohnt sich: Makelloser Risotto mit Zucchiniblüten.

Bisschen komisch ist es schon, gerade jetzt damit zu kommen. Denn Zucchiniblüten gehören ja in den Sommer. Ich wundere mich auch.

Nur, die folierten Schälchen mit den hübschen italienischen Blüten begegnen mir praktisch das ganze Jahr über in den Gemüseabteilungen.

Gewöhnlich lass ich sie kopfschüttelnd, und auch ein bisschen wehmütig, liegen. Ebenso wie Treibhaus-Zucchini und andere saisonverirrte Gemüse.

Jetzt war ich das erste Mal froh darum. Denn ich musste die Fiori di Zucchine für ein Kundenmagazin fotografieren.

Danach habe ich sie  zu einem blütenreinen Risotto verarbeitet. Und diesen Risotto sollte man sich – bitteschön – im kulinarischen Kalender für kommenden Sommer dick anstreichen.

Er ist grazil. Cremig. Mild. Und irgendwie sophistiziert. Endlich ein Risotto, bei dem man den Eigengeschmack des guten Reiskorns tatsächlich wahrnimmt, so fein ist das Aroma der Zucchiniblüten.

Als Vorspeise eine gute Hand voll guten Carnaroli superfino und vier Zucchiniblüten pro Person rechnen.

Den Topfboden gerade eben mit Olivenöl bedecken. Eine fein geschnittene Schalotte darin langsam glasig schmelzen. Geputzte, kleingeschnittene Zucchiniblüten dazugeben und anschmoren, bis sie in sich zusammenfallen.

Mit Salz, Pfeffer und  wenig Muskat würzen. Herausnehmen und beiseite stellen.

In derselben Pfanne den Reis einrühren und gleichmässig auf Temperatur bringen. Ein halbes Glas trockenen Weisswein angiessen und komplett reduzieren. Nach und nach selbst gemachte, warme Gemüsebrühe angiessen.

Man soll einen Risotto keine Sekunde aus den Augen lassen und ihm die gebührende Aufmerksamkeit widmen. Klar. Aber ständiges Rühren, wie oft beflissen kolportiert wird, ist nicht nötig.

Es reicht, den Reis einmal kräftig durchzurühren, sobald die Brühe aufgesogen ist. Dann gibt man eine weitere Suppenkelle voll Brühe dazu und wartet wieder, bis sie aufgesogen ist, bevor man wiederum kräftig rührt.

Mit jedem Mal löst sich Stärke aus dem Korn und der Reis wird immer cremiger – behält jedoch den gewünschten Biss.

Erreicht man den Punkt, an welchem das Reiskorn weich, aber eben noch Biss hat, wird der Reis mit Butter und Parmesan glattgerührt – mantecare wie man in Italien sagt: Dazu die beiseite gelegten Blüten zum Risotto geben und 25 g kalte Butter und 25 g geriebenen Parmesan darunterschlagen.

Vor dem Servieren zwei Minuten ruhen lassen.

Erreicht man den Punkt, an dem man erkennt, dass vollkommener Genuss nicht dann erreicht ist, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann, sollte man sich für seinen Mut zur Schlichtheit mit einem Schluck kühlen Weisswein beglückwünschen.


Bluetezeit geniessen

Wer diesen Sommer noch keine dieser delizösen Zucchini- oder Kürbisblüten als Antipasto fritto hatte, findet mit etwas Glück dieser Tage beim Gemüsehändler noch ein paar schöne Exemplare.

Unbedingt versuchen, ich liebe frittierte Zucchiniblüten!

Blüten vorbereiten: Stiele, kleine Blättchen am Strunk sowie allfällige Insekten und den Stempel im Innern entfernen. Kurz mit Wasser abspülen und trockentupfen.

Einen flüssigen Teig (etwa in der Konsistenz von Jogurt) herstellen, Faustregel: 2 Teile eiskaltes Wasser, 1 Teil Mehl, ein wenig Hefe plus ein verklopftes Ei (eines auf 10 Blüten). Kein Salz! Der Teig wird knuspriger, wenn er ungesalzen frittiert wird.

Ehrlich gesagt, schmecken mir schon ungefüllte Zucchiniblüten sehr gut. Dann gebe ich einfach noch etwas geriebenen Parmesan, Petersilie und Muskatnuss zum Teig.

Ausgebacken werden sie im Olivenöl aus. Nicht zu heiss. Das Öl darf nicht rauchen und nicht unangenehm riechen. Wer ein Thermometer benutzen will: mit 170 Grad ist man sicher unterwegs.

Wenn sie goldgelb sind herausnehmen und kurz auf Küchenkrepp ablegen. Etwas salzen und sofort heiss servieren.

Ich finde, Eier vermählen sich am besten mit dem zarten Geschmack der Zucchiniblüten. Meine liebste Füllung geht darum so: Verklopfte Eier, Petersilie, klein geschnittene Frühlingszwiebel, Mie de Pain, Salz, Pfeffer und Muskatnuss.

Alles zu einer homogenen, weichen Paste mischen und dann mit einem Spritzbeutel in die Blüten füllen. Die Spitzen der Zucchiniblüte zudrehen, durch den Teig ziehen und goldgelb ausbacken.

Die klassische, würzig-cremige Variante alla Romana geht so: Blüte mit einer halben in Öl eingelegten Sardelle und ein paar kleinen Würfeln Mozzarella befüllen, zudrehen und wie gehabt durch den Teig ziehen und frittieren.

Wer Lust hat, kann seinen Gästen ja gleich mehrere Varianten servieren. Sie lassen sich nämlich gut vorbereiten und dann à la minute frittieren.

Diese hier mag ich auch sehr gerne. Sie haben eine köstliche Füllung aus Ricotta di Capra (Ziegenricotta) und San Daniele Schinken. Deliziosi!



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