Konfliktherd Kaffeekueche

Gibt es eigentlich irgendwo eine einzige Büroküche, die konfliktfrei funktioniert?

Ich meine, abgesehen von der TV-Serie Mad Men, in welcher der chauvinistische Sozialdruck der Sixties die Arbeitsteilung eisern regelt.

Als Freischaffender interessiert einen die Frage kaum. Wenn man zu faul ist, seine Tasse abzuspülen oder frische Milch zu besorgen, geht man höchstens sich selbst auf den Sack.

Aber wie sehr sich ein Arbeitsklima aufgrund von Kollegen mit mangelhafter Soft Skill «Küchenkompetenz» aufheizen kann, wird mir so regelmässig wie ungezügelt zugetragen. Und nur zu lebhaft erinnere ich mich an eigene Erfahrungen in diversen Firmen – immer sorgten eigentliche Banalitäten des Büroküchenbetriebs für sozialen Sprengstoff.

Egal ob es sich um einen einfachen Pausenraum oder eine Kaffeeecke mit Kochnische handelt. Es sind immer die Emotionen, die mit besonderer Vorliebe hochgekocht werden.

Klar, am einfachsten wäre es, eine professionelle Kantine zu betreiben. Oder, in kleinen Betrieben, eine bestimmte Person zum Küchendienst zu verdonnern. Oft geht aber beides nicht, weil die Mittel dazu fehlen – einmal die flüssigen, andererseits die arbeitsmoralischen.

Eigentlich dürfte man doch heute von selbständigen, erwachsenen Menschen erwarten, dass sie ein Minimum an Umgansformen und Gemeinsinn in ihren Arbeitsalltag einbringen können.

Aber je flacher die Hierarchie, desto triefender die Fettnäpfchen: Es gibt das Krümelproblem, das Abwaschproblem, das Geruchsproblem, das Entsorgungsproblem, das Milchproblem (immer zu viel, zu wenig oder schon hinüber), das Kaffeemaschinenreinigungsproblem, das Tassen-, Becher- und Geschirrproblem, das Fruchtfliegenproblem, das Vorratsproblem und eigentlich müsste am «Endlager» Kühlschrank eh ein Warnkleber «Biohazard» haften.

Gut, man muss  fragen, wie schlimm ist es? Aber verglichen mit was, Salmonellen?

Flankiert werden die Probleme mit einem Reigen renitenter Ausreden, wenn man versucht, sie zu lokalisieren: «Das war ich nicht, ich war gestern gar nicht da.», «Ich hab meine eigene Tasse und die wasch ich immer gleich ab.», «Lass nur, ich machs dann schon noch.»

Dazu gesellt sich eine Grauzone an Allgemeindelikten, gegen die es leider keine gesetzliche Handhabe gibt: Zum Beispiel Oversize-Tassen im Diddl-Look benutzen. Frühmorgens Stullen mit Zwiebelkompott schmieren oder die Geschäftsräumlichkeiten mit Kohldämpfen zu versüssen.

Man würde die Missetäter zur Strafe am liebsten öffentlich auspeitschen lassen, sofern man sie in flagranti ertappte oder Strassburg darin keinen Verstoss gegen die Menschenrechtskonvention monierte.

Vielleicht würde es aber auch helfen, deren Passfoto auf A4-Grösse zu pumpen und an die Küchenwand zu pinnen, darunter ein paar Dartpfeile und der Hinweis: «Ernie, Küchenschlampe der Woche».

Oder hat irgendwer ein Patentrezept, wie man die Kaffeeküche-Krux lösen kann?


11 Kommentare zu Konfliktherd Kaffeekueche

  1. nata am 23. Januar 2011 at 19:31:

    Damit ist das Problem doch jetzt gelöst. Ich finde, Enrie, die Küchenschlampe, sollte die Ganze Schuld bekommen.

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  2. lamiacucina am 23. Januar 2011 at 20:21:

    Die Einpersonenfirma.

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  3. Daniela am 23. Januar 2011 at 21:01:

    Wir haben eine Kollegin, die dafür Geld bekommt und deswegen motiviert ist 🙂 Außerdem haben wir seit einiger Zeit eine große Kaffeemaschine geleast, die idiotensicher und schnell ist und zudem leckeren Kaffee produziert.

    Kann also funktionieren.

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  4. Utecht am 24. Januar 2011 at 10:47:

    Trotz aller löblichen Ansätze funktioniert das nie, nimmer niemals nie. Ich nenne es immer das Entfremdungs-Mysterium.

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  5. Mike am 24. Januar 2011 at 16:53:

    Da ich allein im Büro sitze, sind Zwiebeln, Kohl und Knoblauch letztlich nur mein olfaktorisches Problem. Und sonst bin ich suuuper ordentlich, meistens.
    Lösungsvorschlag: Webcam in die Kaffeeküche und in alle anderen Büros übertragen, und überall Buzzer installieren. Saut einer rum, buzzern und alle haben es gesehen. Big-Brother-Kaffeeküche.

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  6. Claudio am 24. Januar 2011 at 18:55:

    Der Buhmann ist immer derselbe, nata, das stimmt. Was den Nachteil hat, Robert, dass immer der Gleiche das Znüni holen muss. Clever, Daniela, das nenn ich gut investiertes Schweigegeld! Entfremdungs-Mysterium oder zu gut Deutsch: Kameradenschwein, Utecht. Du bist nicht nur allein, du bist auch ein Küchenprofi, Mike, deshalb läufst du ausser Konkurrenz 😉

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  7. Teha am 25. Januar 2011 at 11:45:

    Bin seit 10 Jahren selbständig, daher hab ich damit kein Problem. Aber in einer früheren Anstellung hatte ich mein kleines Alessi-Kaffemaschinchen im Büro, mit guten Bohnen versteht sich. Denn das Vollautomaten-Zeug wollte ich mir nicht antun. Die befremdlichen Blicke à la „bist wohl was besseres, was ?“ waren mir sicher.

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  8. Claudio am 25. Januar 2011 at 13:16:

    Haha, der Klassiker, Teha. Aus der Reihe tanzt es sich auf ganz dünnem Eis!

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  9. Filuzi am 25. Januar 2011 at 15:27:

    Klassischer Missbrauch der Allmende.
    Ich bin fest überzeugt, dass alle Leute zuhause in der Küche vom Boden essen könnten (nicht, dass das bei uns üblich wäre;)).
    Ich hab ja Glück, denn ich trinke keinen Kaffee und bin mit einem Glas Leitungswasser hie und da zufrieden.
    Beim Anschauen vom Firmenkühlschrank hab ich jedoch das Gefühl, es lebt vielleicht.

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  10. multikulinaria am 29. Januar 2011 at 18:26:

    Angesichts deiner hinreißenden Zeilen, mag man am Status quo eigentlich gar nicht ändern…

    Wenn man das winzige, fensterlose Kabuff, was wir seinerzeit Kaffeküche nannten und in welchem sich die gesamte Belegschaft mittags mit ihren Broten zusammenrottete, überhaupt Küche nennen darf, dann hatten wir eigentlich genannte Probleme nicht. Mangels Herdplatte oder Mikrowelle war der Handlungsspielraum arg eingeschränkt. Der Grusel-Kaffee hat uns abgehärtet und die Enge zusammengeschweißt. Den Rets hat die Putzfirma erledigt. Glaube ich…

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  11. minella am 13. Februar 2011 at 13:18:

    suuuper beobachtet und witzig kommentiert =)) als entertainer blickt mir der verursacher heute aus dem spiegel entgegen…ich erinnere mich jedoch sehr gut an die zeit in grossraum und anderen büros -> genauso war’s! wohl das WG-syndrom. je mehr personen, desto diffuser werden die verantwortlichkeiten und desto grösser der chaosfaktor. die krümel vom boden fegen? tritt sich fest! kühlschrank säubern? ach, irgendwer macht das schon! und ja, für die kaffeequalität ist das in der tat sehr abträglich…

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