Robuchon vs. Carla Bruni

Robuchon

Letzten Samstag war ich in Paris.

Ich habe eine Ausstellung bei Colette. Und was kann dann besseres passieren, als Claudios sofortige Reaktion:

«Geh zu Joel Robuchon, lö Superstar-Koch, der seine Sterne an Michelin zurückgab, weil er fand, die Welt sollte preiswerter von seinen Tellerchen essen können. Aber billig ist das trotzdem nicht, damit dus weisst.»

Mit biegen, brechen und bluffen («Salut, c‘est Claudio! Ecoute: Comeniüs vient à Paris, il me faut absolument une table pour lui!») hat es Claudio geschafft, vom Freitag auf den Samstag einen Tisch für zwei zu organisieren.

Unser Taxifahrer hat uns ebenfalls bestätigt, dass es einfacher sei, Carla Bruni ins Bett zu bekommen, als bei Robuchon einen Tisch zu ergattern.

Wie ein kleines Rehlein bin ich ins Robuchon gehüpft, weil ich wusste, da drinnen erwartet mich die ganz grosse französische Küche. Einmalig und exquisit. Unbezahlbar bezahlbar.

Kaum drinnen, haben uns fünf männliche Supernannys an den Tisch geführt. Und bevor ich die Karte studieren konnte, habe ich mich zu einem glas Champagner überreden lassen.

Wir hatten einen wunderbaren Tisch, danke Claudio. In der Mitte rechts an der Wand, so platziert, dass man das Restaurant visuell spielend im Griff hatte.

Keiner konnte sich unbemerkt an mir vorbeischleichen. Voyeurismus pur!

Selbst die schmatzende Foodkritikerin neben mir blieb nicht unerkannt. Mit ihrem Stift und Schreibblock hat sie nach jedem Bissen laut kauend und sinnierend an die Decke hinauf geschaut.

Ich denke mal, ich bin ein schlechter Foodkritiker. Ich hatte weder Stift noch Schreibblock, und an der Decke konnte ich auch nichts entdecken!

Wir haben uns dann für das Menu entschieden, um einen möglichst breiten Eindruck seiner Kochkunst zu bekommen:

Menu Decouverte

Es ist zu aufwendig, jeden Gang auseinander zu nehmen und die verschiedenen Ebenen dieses Menus zu kritisieren. Ich kann’s nur grob umschreiben.

Daumen nach oben oder nach unten?

Es war gut. Es hat uns geschmeckt. Ein bisschen fischlastig, aber es war echt gut. Aber es war keineswegs das Aha-Erlebnis der Sonderklasse. Es war nicht mal ein normales Aha-Erlebnis. Es war einfach klassische nouvelle Cousine, mit Liebe und Verspieltheit zum Detail.

Paris

Die Ambiance war eher kalt und klassisch. Also nichts für einen anonymen Koch.

Für mich ganz klar: Das Verhältnis Essen/Geld ist dermassen verschoben, dass ich einen Daumen nach unten halten muss.

650(!) Euro sind entschieden zuviel.

Wenn man Robuchon mit einer Kleidermarke vergleichen müsste, wäre er Hugo Boss. Unspektakulär, bieder, ohne Kreativität.

Robuchons Zeit ist vorbei. Er lebt vom Mythos, den leichtgläubigen, reichen, mediengeilen oberen Zehntausend von Paris und ein paar Touristen wie mir.

Für mich ist der Fall klar: Ich will definitiv lieber mit Carla Bruni ins Bett!

Bonap!

PS: Claudio, ich bin in vier Tagen nochmals in Paris, kannst du was organisieren?
PPS: Ich wüsste nur zu gerne, wer diese Foodkritikerin war und für wen und was sie geschrieben hat … damn! Den Bericht hätte ich gerne gelesen. Aber ich bin mir sicher, dass sie «Robuchon Paris – the end of days» geschrieben hat.


10 Kommentare zu Robuchon vs. Carla Bruni

  1. Mike Seeger am 6. März 2008 at 18:54:

    Wohl dem, der von seinem Namen leben kann. Mit 650 Euro könnte man sicherlich einiges anfangen, das mehr Aha verspricht. Für Carla Bruni wird es trotzdem nicht reichen. Aber, lieber Comenius, tröste Dich: Sex wird überschätzt!

    -
  2. Bolli am 6. März 2008 at 19:56:

    Du warst im Atelier, dem Tisch nach zu urteilen und der Karte? Oder im 16., aber da hätte es Tischdecken gegeben.
    Das Atelier ist meine Kantine, und wenn Du 650EU ausgegeben hast, dann sag doch wenigstens zu wie vielen Ihr essen ward, ob Ihr Champagne und wieviele Flaschen Wein und Wasser Ihr getrunken hat! Wir zahlen meistens zu 2., mit Wein so um die 300EU.
    Und, das Atelier hat rund um die Uhr geöffnet ( na ja 12- 23), ab 12:30 und 20:00 werden keine Reservierungen angenommen, wer als erster kommt, kriegt nen Platz…..

    Falls Du wieder in Paris bist, dann geh doch ins Chez Benoît, Bistroküche von Herrn Ducasse, Ze Kitchen, Fogon…….Allerdings muss ich Dich vorwarnen, ob man nun gut oder schlecht isst, teuer ist es halt immer in Paris.

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  3. BerlinKitchen am 6. März 2008 at 23:08:

    „Für mich ist der Fall klar: Ich will definitiv lieber mit Carla Bruni ins Bett!“

    :))

    Chapeau, ist einfach köstlich zu lesen!

    Grüße aus Berlin,
    Martin

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  4. Barbara am 7. März 2008 at 12:31:

    Ich schätze mal, mir wären die fünf männlichen Supernannys lieber als Carla Bruni, aber wer weiß… 😉

    Lustig: Am Samstag war ich ja auch in Paris, Bolli hat unser Abendessen verbloggt. Nach dem, was ich bei Euch lese, habe ich den Joker gezogen! 😉

    Ich finde das auch immer heftig mit den französischen Sterneläden und ihren Preisen.

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  5. comenius am 7. März 2008 at 21:33:

    ///mike, well. schöner einwurf, dennoch verneine ich lautstark den song 🙂
    ///bolli, ich war im 16. essen. da alles schwarz in schwarz dekoriert war, kann höchstens ein stevie wonder beurteilen, respektive erfühlen ob es eine tischdecke hatte oder nicht. um ehrlich zu sein, ist mir dieses detail auch ein bisschen entgangen.
    wir waren zu zweit essen. je 1 glas champagner und danach 2 flaschen wein. aber definitiv auf der billigen seite, auf der wein-etikette stand definitiv nicht petrus …
    ich werde deinen rat, wo anders essen zu gehen, annehmen..
    ich lass dich dann auch wissen wie es dort war. ich hoffe zumindest auf einen minimalistischen aha-effekt.
    essen darf teuer sein. aber das produkt und die atmosphäre muss dann definitiv zu 150% stimmen, oder?
    wie dem auch sei, ich halte dich mit den teuren restaurants auf dem laufenden.
    (ein freund von mir es geschafft diesen september im el bulli ein paar stühle zu ergattern und ich darf mit von partie sein. warst du schonmal dort?)
    ///martin, danke 🙂 neue geschichten bahnen sich an!
    ///barbara. nimm doch die 5 männlichen supernannys UND carla bruni als dessert.
    ich gönne es dir, dass du den joker hattest. lass mich doch die adresse wissen und ich werde mich auch dort in den finanziellen ruin stürzen.

    by the way. ich werde vom 24-30märz in new york sein. kann mir jemand ausser bourdain’s restaurant etwas nettes empfehlen? vieleicht mal etwas preiswertes zur abwechslung? (alles, aber bitte nur nichts vegetarisches!)

    so long so good, bonap!

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  6. Bolli am 9. März 2008 at 17:10:

    Dann geh doch jetzt mal ins Atelier de Robuchon, ich dachte, da seist Du gewesen!
    Ist Stil Tapasbar, Du sitzt an ner Bar und kannst wählen, ob Du die Gerichte als kleine oder grosse Portion isst, und, Kostenpunkt so um die 150EU pro Person, allerdings, keine Reservierungen! Da must Du schon früh hin, so gegen 18:30 oder 12 UHr. Aber wahrscheinlich hast Du jetzt die Nase voll von Robuchon….
    Übrigens, Barbara war bei mir……http://www.bolliskitchen.com/2008/03/chez-barbara-et-bolli.html

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  7. Claudio am 10. März 2008 at 01:47:

    Comenius, sorry! Ich versuch die ganze Zeit an Carla ran zu kommen, aber ich glaub die hat zurzeit ziemlich Beziehungsstress. Dauert bestimmt nicht mehr lang.

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  8. fressack am 11. März 2008 at 01:51:

    Also, Carla Bruni würde ich jetzt nicht mehr wollen, wo der komische Sarkozy dran war. Bäh.

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  9. Rudi am 12. März 2008 at 17:18:

    WOW, 650€ – dafür fahren HVI-Empfänger 2 Wochen in Urlaub – Vollverpflegung. Was hätte es wohl mit Michelin* gekostet? 1500€?

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  10. burberry am 13. September 2010 at 05:47:

    Franchisees say McDonald’s expansive menu—it offers everything from high-priced salads and

    cheap snack wraps to cappuccinos
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    and smoothies—appeals to a broader swath of consumers. In its latest quarter, McDonald’s

    revenue rose 5% and its net income was up 12%, while Burger King’s latest quarterly revenue
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    Several restaurant chains have gone private this year, perhaps due to relatively low

    valuations that have attracted buyers. Rubio’s Restaurants was recently taken private by

    Mill Road Capital; CKE Restaurants, owner of Hardee’s and Carl’s Jr., was
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    sold to Columbia Lake Acquisition Holdings, an affiliate of Apollo Management VII LP; and

    earlier this week, Logan’s Roadhouse, a casual-dining chain, announced it would be sold to

    Kelso & Co

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