Selbstbefriedigung.

Trofie Bärlauch Pesto

Eine Hand voll Glück – handgepflückt und handgemacht: Trofie mit Bärlauchpesto.

Der hoch geschätzte und gern gelesene Herr Seiler rechnet in seiner Kolumne knallhart mit dem Bärlauch ab. Er mag ihn nicht. Was ich ein wenig nachvollziehen kann. Zumindest, was die inflationäre Verarbeitung in tausend und einem Rezept und Lebensmittel jeweils im Frühjahr betrifft. Ist als Frühlingsbote dann etwa so attraktiv wie die Zeitgenossen, die beim ersten Schönwetteranflug ihre bleichen, schwabbeligen Körperteile mit Spaghettiträgern und Shorts frei legen und der Sonne entgegen recken.

Bärlauch muss jetzt wirklich nicht überall drin sein und er übertönt allzu oft gute, ausbalancierte Gerichte. Allerdings kann ich dem aromatischen Wildkraut und dem Umstand, dass es so früh im Jahr zu haben ist, durchaus etwas abgewinnen.

Bei mir ist es nämlich so, dass Bärlauch das erste frische Kraut ist, das ich sehe, wenn ich vor das Haus trete. Vor unserer Haustüre spriesst er ab Ende Februar und ruft jeden Tag: «Hier! Hier! Ich-ich-ich! Nimm mich! Ich bin dein Frühlingsbote und bringe dir Farbe und Freude auf den Teller!»

«Jaja, komm ja schon …» erwidere ich gedanklich. Und natürlich geh ich hin und pflücke die taufrischen Blätter. Es duftet zart und feinwürzig. Und dann freue ich mich auf die Zubereitung eines grellgrünen Pestos.

Bärlauch Eingang

Ich wasche ein kleines Bund und trockne die Blätter vorsichtig ab. Dann schneide ich sie mit dem Küchenmesser so fein wie möglich. Ich gebe sie mit Olivenöl in einen Mörser und mische mehr, als dass ich mörsere. Ich mag es nicht, wenn die Blätter zermantsch werden. Sie werden dann dunkel, breiig und riechen leicht modrig. Das muss nicht sein.

Weiter kommt eine Hand voll leicht gerösteter Pinienkerne, ebenso viel gut gereifter Parmesan, Salz und Pfeffer dazu. Hält sich bedeckt mit Olivenöl mehrere Wochen im Kühlschrank.

Bärlauchpesto

Meine liebste Pasta dazu sind Trofie. Genau, die ligurischen, die klassisch mit Basilikum-Pesto alla Genovese serviert werden. Soll jetzt niemand fragen, wo man Trofie kaufen kann. Ausser, ihr gehört zur Fraktion der Edelpastakäufer, die ohne mit der Wimper zu zucken gefühlte zwanzig Franken für und Päckli hinblättert.

Trofie selbst zubereiten ist nun wirklich keine Hexerei. Und mit der richtigen Einstellung sogar die reinste Meditation. Frühlingsputz für die Seele quasi!

Auf 400 Gramm feinstes italienisches Hartweizenmehl kommen 200 g Wasser und eine Prise Salz. Zu einem glatten, nicht zu weichen Teig verkneten. Zugedeckt 15 Minuten ruhen lassen. Dann Rollen mit einem Durchmesser von etwa 8 mm formen. Jeweils ein 2 cm langes Stück davon abzwacken und unter dem Handballen über die Arbeitsfläche zwirbeln.

Frische Pasta Trofie

Geht ganz einfach, wie ich in diesem Clip zeige:

Die fertigen Trofie auf dem gut bemehlten Pastabrett zwischenlagern.

Frische Trofie Pasta

Dann im siedeneden Salzwasser bissfest kochen, tropfnass mit einigen Löffeln Pesto mischen, auf Teller verteilen und mit weiterem Pesto, einem Faden Olivenöl und geriebenem Parmesan anreichern.

Vor dem ersten Bissen bitte den Kopf zum Teller neigen, den vitalisierenden grasigen Duft einatmen und „Danke“ für einen erneuten Neubeginn des Jahreszeitenkreislaufs aussprechen.

Trofie al Pesto


3 Kommentare zu Selbstbefriedigung.

  1. Paul am 13. April 2016 at 16:23:

    Trofie-Schnippen… Nice

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  2. limette am 18. April 2016 at 08:34:

    Das Trofie-Schnippen lohnt sich, es wird köstlich. Überhaupt das ganze Rezept 🙂 Danke!!

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  3. Christian am 27. April 2016 at 15:38:

    Das war so unglaublich lecker!

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