Kohl-Dampf

mabe Riesenkohl Anzeige

Den Herrn auf dieser Anzeige für mabe (Mexico) kenne ich nicht. Wohl aber den netten Herrn Bönney, der mir heute diese Anzeige geschickt hat. Sali, Bani, Danki!

Ich darf dazu noch folgendes anmerken: Ich mag kein XXL. Seltenst.

Bei Gemüse schon gar nicht. Immer liege ich mit der älteren Gärtnersgeneration im Clinch. Ich will meine Beeren hängen lassen, bis sie zuckersüss werden, die militanten Gartenrentner rupfen sie mir stocksauer (die Beeren, machmal auch die Rentner) vom Busch. Dazu rügen sie mich mit einer Verständnisslosigkeit, als wär ich die faule Pechmarie.

Im Gegenzug jedoch lassen sie ihre Gemüse schwellen, als müssten sie Dolly Buster beweisen: Es geht noch dicker! Gerade Zucchini werden so lange liegen gelassen, bis mir der Appetit danach vergeht. Mit geradezu infantilem Stolz präsentieren sie dann, wer den Grössten hat.

Nur geniessen kann man das nicht mehr; wässrig, zähe Schale, wallnussgrosse Kerne. Was soll denn das?

Ich meine, wenn ich schon den Luxus betreibe, eigenes Gemüse zu ziehen, dann will ich mir auch den Luxus leisten, zarte Zucchiniblüten zu pflücken und zu geniessen. Oder Zucchini abzunehmen, die noch so klein und zart und fein im Aroma sind, wie man sie nirgends sonst zu kaufen bekommt (ausser auf gut sortierten italienischen Märkten, dort wo man sich ebenfalls über die Monstergemüse-Hobbyanbauer krumm lacht).

Ach, was erzähl ich da. Der nächste Beitrag – wieder mal ein Gastbeitrag – handelt genau von so einer monströsen Zucchini.

Jenseits des Atlantiks liebt man ja XXL. Bei Dollys und auch bei Lebensmitteln. Fällt mir jetzt wieder ein. Ich war zwar noch nie in USA. Aber Canada war auch nicht schlecht. Abgesehen von den, im Vergleich zu europäischen Massen, bis zu dreimal so grossen Cerealienpackungen oder Schokoriegeln, schockierten mich vor allem die überdimensionalen Früchte und Gemüse!

Äpfel in Handballgrösse, Kartoffeln – vermutlich in der Nähe eines lecken Kernkraftwerks gezogen, so missgebildet gross waren die, oder Erdbeeren mit den Ausmassen eines Reinigungsschwamms. Dazu natürlich alles makellos, ohne eine einzige Schramme oder Deformation (von der unnatürlichen Grösse mal abgesehen) und in einer Farbe und einem Glanz als wären die komischen Dinger von Jeff Koons in Polyester gegossen.

Obwohl, vielleicht ist das normal und bei uns ist alles winzig? Sind nicht auch, sagen wir mal, Insekten, vieeel grösser dort? Na, die muss ich wenigstens nicht essen.


14 Kommentare zu Kohl-Dampf

  1. Mike am 5. August 2009 at 23:59:

    Es tut mir leid, aber ich kann nicht anders: Doly Buster hat neulich einen Bankraub verhindert! Sie hat dem Bankräuber die Brust auf die Pistole gesetzt!

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  2. Doc Barney am 6. August 2009 at 07:52:

    Also ich mag es schon gern gross. zB: Felsenkeller Binningen: Cordon Bleu.

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  3. Boris Zatko am 6. August 2009 at 09:09:

    Jetzt hast du Größe bewiesen, Claudio. Bravo!

    Viele liebe Grüße

    Boris

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  4. hanna am 6. August 2009 at 09:16:

    danke für den beitrag, der ist mir so richtig aus dem herzen gesprochen, resp. geschrieben.
    ich dachte immer, diese gigantomanier sei deutschen kleingärtner nur eigen. hauptsache masse, inhalt? geschmack? egal!!!

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  5. Ellja am 6. August 2009 at 10:05:

    du hast vollkommen Recht, ich hab vor kurzem in meinem New-York-Bericht darauf hingewiesen: alles ist größer, fetter, süßer…. und dadurch überhaupt nicht besser. Endlich bringt das mal einer auf den Punkt, der einzig zulässige Stolz bei großem „Fang“ ist vielleicht beim Fisch!

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  6. thunfischdurchbrater am 6. August 2009 at 10:14:

    Hey, doc barney,
    Meinst du „unser Binningen“?

    Gruß aus Cochem

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  7. Claudio am 6. August 2009 at 14:00:

    Und was ist dann passiert, Mike? Touché, Doc Barney! I just focus on the extraordinary among the ordinary, Boris. Nee, nee, hanna, diese grössenwahnsinnigen Kleingartenterroristen operieren weltweit! Nicht mal beim Fisch, Ellja, macht zwar optisch was her, aber schmecken tun die Kleineren allemal besser, Seezungen zum Beispiel.

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  8. katha am 6. August 2009 at 15:55:

    ausnahme: richtig grosse ochsenherz-paradeiser oder ähnliche sorten. stimmt’s?

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  9. Claudio am 6. August 2009 at 16:28:

    Halber Punkt, Katha. Cuore di Bue, ja. Aber auch da lieber die Kleineren als die Grösseren. Und lieber grünere als (zu) rote.

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  10. katha am 6. August 2009 at 17:19:

    oder gelborange! valencia oder gelbe fleischtomaten, so was schönes und gutes, dass ich die erst letztes jahr entdeckt habe, wundert mich selbst.

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  11. Claudio am 6. August 2009 at 17:33:

    Werde Ausschau danach halten, danke. Schau, die Margit (mit ihrem schönen Garten in Wien) weiss mehr:
    http://wachsenundwerden.blogspot.com/2008/01/tomatensorten-2007-valencia.html

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  12. Chefkoch Andy am 6. August 2009 at 20:33:

    …ich denke mal, dass der Kohl mit Sicherheit auch nur bitter schmeckt. Jedenfalls der Farbe nach zu beurteilen. Ich bleibe da auch lieber dem jungen Gemüse treu.

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  13. Eline am 7. August 2009 at 09:44:

    In der Steiermark wird jedes Jahr der grösste Kürbis prämiert – globaler Grössenwahn, eine bekannte Krankheit -GG, bei Gemüsezüchtern als GGG besonders schlimm.
    Wattige, ausgewachsene Riesenzucchini mit harte Schale sind ein besonders drastisches Beispiel, die riesigen „gefärbten Rüben“, die schon im Februar als Erdbeeren verkauft werden, ebenso.
    Solospargel ist nicht automatisch besser als mittelgrosser, das gilt auch für Solokrebse. Nur bei magerfleischigen Fischen sind manchmal grosse schon besser als die kleinen (Zander, Hecht), das Gegenbeispiel: Kapfen, Wels.

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  14. Gabor am 13. August 2009 at 09:26:

    Wie so einer die deutsche Einheit hingekriegt hat, ist mir schleierhaft.

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