Das Thema Essen selbst in die Hand nehmen, möglichst in seiner Ganzheit.

«Wir wollen dieses wichtige Thema nicht den Marketingabteilungen von Grossverteilern überlassen, sondern unsere eigenen Geschichten vom Essen erzählen», schreiben die Menschen, die hinter dem Crowdfunding für ein neues Magazin vom Essen stehen.

Es heisst schlicht «gut» und verspricht im besten Sinne gut zu werden: ernsthaft, fundiert, facettenreich und vor allem – werbefrei. Die Chefredaktorin heisst Anna Pearson und ich mag alles, was sie tut, denn sie macht es: gut.

Gestern ist das Projekt auf der Platform wemakeit gestartet. Nicht zufällig gleichzeitig mit einem gleichgesinnten digitalen Medienprojekt, das ebenso konsequent einen hohen Anspruch an guten Journalismus und Unabhängigkeit stellt: Republik.

Ich empfehle, beide Formate zu unterstützen, weil sie auf Qualität statt Klicks setzen.

Wie viele Gleichgesinnte habe auch ich es satt, jeden Tag mit hohlen Food-Botschaften bombardiert zu werden. Man wird andauernd angelogen und für blöd verkauft. Es scheint medial nur zwei Positionen zu geben: Entweder werden Lebensmittel und Ernährungsformen total gehypt und geradezu hysterisch für super yummy und gesund erklärt, oder sie werden gebasht, verteufelt und in die dunkle Pfui-Ecke verbannt. Alles ohne einen Funken Reflexion. Jeder plappert jedem dasselbe Blabla nach.

Erst gestern habe ich wieder einen Artikel gelesen in dem Stand: «Wir alle wissen, dass Pasta ungesund ist.» «Einen Scheiss wisst ihr!», habe ich enerviert ausgerufen.

Es ist dasselbe Muster, das sich vermehrt in Gesellschaft und Politik manifestiert, wo zusammenhangslos zugespitzt, übertrieben und manipuliert wird und sich extrem gegensätzliche Lager anfeinden. Allen scheint das Mass der Vernunft zu entgleiten. Die Balance, die goldene Mitte, der gesunde Menschenverstand.

Auch wenn es ums Essen geht. Manchmal ist es wirklich unpackbar, wie sehr sich die Gesellschaft von der Normalität entfernt. Bloggerin Nicole erzählte mir, dass es in ihrem Bekanntenkreis Leute gibt, die Poulet nur essen, wenn keine Knochen dran sind (was bleibt da ausser Pouletbrüstli und zur Unkenntlichkeit panierte Nuggets?). «Wie bitte?», fragte ich unwissend. «Ja, sie ekeln sich davor!» Knochen erzeugen Ekel, weil ihnen dann bewusst wird, dass es ein totes Tier ist.

Und diese Leute mit ihrem angelesenen Halbwissen schwafeln dann in aller Naivität von gesunden Lebensmitteln. Lasst euch mal was sagen: Wer nur das isst, was gesund sein soll, ist krank.

Vier Mal im Jahr widmet sich «gut» einem Thema und bringt es in einen kulinarischen Kontext. Über drei Monate verteilt macht «gut» ein Thema wie «Ei», «Hand», «Tod» oder «Nacht» auf verschiedenen Ebenen erlebbar.

Während das Crowdfunding läuft, wird im Mai zum Beispiel das Ei gefeiert– in all seinen Facetten.

Deshalb habe ich zugesagt, hier einen passenden Beitrag zum Thema Ei zu teilen. Ich erinnerte mich an das einschneidende Erlebnis, als ich das erste Mal ein Huhn geschlachtet habe. Ich habe es vor etwas mehr als drei Jahren aufgeschrieben.

Hier gehts zur Geschichte aus dem Archiv: Am Sonntag sind Köpfe gerollt.

Welches denkwürdige Essen ich dann aus dem ganzen Tier zubereitet habe, lässt sich hier nachlesen: Respect the cock.


9 Kommentare zu Vom Essen schreiben, und zwar gut.

  1. Houdini am 28. April 2017 at 09:23:

    „Es ist dasselbe Muster, das sich vermehrt in Gesellschaft und Politik manifestiert,..“ Genau. Jede richtige oder falsche Meldung wird von den Medien kritiklos, ohne einen Gedanken zu verschwenden, warm angerichtet weitergegeben oder der Tendenz entsprechend verschwiegen. Zur Zeit die schlimmsten Fake und False News sind die US-dienlichen Meldungen zu Syrien und gegen Russland.
    Beim Essen werden gegensätzliche Keto Diät und Veganismus propagiert und sektiererisch verbreitet wie Links- und Rechts-Extremismus. Schade um den möglichen Genuss beim Essen und beim Zubreiten.
    An den Post mit dem Huhn erinnere ich mich gerne. Schön, dass wir den stolzen Hahn diesmal sehen durften.

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  2. Houdini am 28. April 2017 at 09:24:

    Sorry, das Huhn 🙂

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  3. zuckererbse am 28. April 2017 at 10:47:

    Vielen Dank für diesen Beitrag!

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  4. Eulenspiegel am 2. Mai 2017 at 06:34:

    „Wer nur das isst, was gesund sein soll, ist krank.“ Wahre Worte, wahre Worte!

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  5. eat-it am 7. Mai 2017 at 11:01:

    Danke. Danke für diesen Beitrag. Der ist so auf den Punkt wie gute Pasta.

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  6. craftedatseven am 8. Mai 2017 at 23:33:

    Klasse Beitrag! Danke, dass du da etwas aus deiner Archivschatzkammer geholt hast. Top! Teile deine Haltung und bin sehr gespannt, was sich da mit dem „gut“ Projekt tut.

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  7. Claudio am 9. Mai 2017 at 23:35:

    Danke, craftedatseven und ich freu mich auf den Start von deinem Blog! Viel Erfolg.

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  8. alexia zöggeler am 10. Mai 2017 at 10:00:

    fantastisch geschrieben!!!! kann ich so unterschreiben. danke

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  9. Claudio am 11. Mai 2017 at 15:05:

    Grazie, Alexia!

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