Der Fuchs und das Maedchen
Diesen Film habe ich Ostern im Dorfkino des Originaldrehorts gesehen.
Das Kino hätte eine Aura von Cinema Paradiso, aber bei den vorherrschenden Wintertemperaturen war es mehr ein Cinema Polaris-Erlebnis. Ein passendes Setting für die Reise der Pinguine, der andere Film von Luc Jacquet.
Alle sassen in dicken Daunenjacken und Wollmützen da und liessen sich von den gewaltigen Naturaufnahmen verzaubern, während die Nasenspitze zu einem Eiszapfen geronn.
Als wäre man wieder Kind. Eingemummelt unter der Bettdecke. Während der Nonno auf der Bettkante sitzt und eine Fabel erzählt. Und draussen schwere Schneeflocken wie Millionen kleiner Fallschirme hinabziehen.
Dem Fuchs und dem Mädchen nicht unähnlich, ist das spannendste und weit herum bekannte Wirtepaar im Dorf. Ihr rustikales Hotelrestaurant Plistia wird von Slow Food-Touristen regelrecht heimgesucht.
Zu recht. Denn die bezaubernde Laura, die Schwester übrigens vom weltbesten Pizzabäcker Cesidio, bereitet traditionelle abruzzesische Gerichte in solider und nahezu kulturhistorischer Qualität zu.
Ihr Mann, Cicitto, hingegen, ist eine Art wandelndes Manifest, dass Serge Gainsbourg diese Erde noch nicht ganz verlassen hat.
Jeder Frau, die sein Etablissement betritt, drückt er einen dicken Handschmatzer auf. Auch wenn er sie (oder gerade deshalb) zum ersten Mal sieht.
Läge ein Knigge in der Nähe, würden sofort Flammen der Entrüstung daraus züngeln und das Buch würde als Asche zu Boden rieseln.
Wobei, sein autochthoner Charme würde auch dies sofort im Keim ersticken. Denn die Damen zeigen alle eher spontane Entzückung denn blankes Entsetzen.
Die Wände sind geschmückt mit Frivolitäten. Und es stört ihn nicht, wie er verkündet, unsere (minderjährigen) Kinder und die (minderjährigen) unserer Begleiter, zwei Räume nebenan speisen zu lassen.
(Cicitto hatte mir schon beim Reservieren erklärt, er könne leider nur uns sechs Erwachsene im Salotto platzieren, da alles ausgebucht sei. Aber er mache gerne einen Kindertisch nebenan, keine Sorge, die finden das grossartig.)
Gerade als ich die Ratlosigkeit im Gesicht meiner Freunde auflösen will, eröffnet er ihnen sachlich: «Keine Angst, ich lege ein Porno-Zeichentrickfilm ein, dann habt ihr eure wohlverdiente Ruhe während dem Essen.»
Noch so eine Gainsbourg‘sche Gleichung die beweist, wie weit ein Wirt gehen kann, ohne dass ihn seine Kunden mit Konsumverweigerung strafen.
Beim Ostermenü gabs nichts zum aussuchen. Wie schon andere Mahle zuvor, wird einfach ein Menu Degustazione aufgetragen. Diesmal sollten es etwa 12 Gänge sein:
Eine Platte mit fein geschnittenen Champignons, Rucola und Grana mit delikatem Olivenöl und Balsamico steht schon bereit, als wir unseren Tisch zugewiesen bekommen. Es folgen nacheinander Schafskäse und Salami, Bruschette mit Schweinepaté und Wachteleier.
Danach ein luftig frittierter Baccalà (Stockfisch), ein Minestrone mit schwarzen Ceci (Kichererbsen), ein Cannellone mit Ricotta und Orapi (wilder Spinat) sowie ein Rotolo mit Lammragù und Artischocken.
Die Patate Maritate sind eine lokale Variante des Kartoffelgratins, mit Pecorino statt Rahm, Olivenöl statt Butter und Paniermehl statt Käsekruste.
Das Osterzicklein kam aus dem Ofen und in der traditionellen (wers mag) Version «Cacio e Ova», also Ei und Käse – nicht so mein Ding.
Das versprochene Spanferkel über dem Kaminfeuer ging leider nicht in Erfüllung (Lieferengpass).
Dafür gab es die luftigsten Profiteroles, die ich je hatte.
Auch sehr süss: Tochter Simona – normalerweise lässt ihr Vater die Sau raus.
Das Essen, mmmhhh, Simone, mmmmhhh. die Bilder….
-Ich wusste, dass du als Erster anbeissen würdest 😉
-Ha, das erinnert mich an den alten Joker. Kennst du das noch? Das Restaurant nähe Aeschenplatz? Gibt’s nicht mehr, aber der Wirt war ein bekannter Slowake, mit einem Mundwerk wie eine dreckige Mähdresche. Der schaffte es auch regelmäßig, seine Gäste mit seiner offen frivolen XXX-Sprache aus der Fassung zu bringen. Ich habe dort meinen 23 Geburtstag gefeiert, und es war legendär!
Viele liebe Grüße
Boris
-So eine schöne Nudelmaschine, das wär’s. Sieht alles sehr ansprechend aus. Wie viel Kilo hast Du denn im Urlaub zugelegt?
-Boris: Jockey! Du meinst Jockey! Ja, klar, legendär.
-Mike: Ich hab doch nix zugelegt, ich hab bloss schwere Knochen 😉
Richtig! Jokey. Ja, wir werden älter …
Viele liebe Grüße
Boris
-Also Claudio, wie magst Du den Osterzicklein? Ich werde nämlich eins aus Sardegna bekommen, ca 4 kilo soll es sein und wüsste gern, wie Du es am liebsten zubereiten würdest. Ich denke da eher was simples aus dem Ofen, mit Rosmarin und Kartoffeln…. Bin aber offen für Vorschläge!
-Hach, du glückliche Hande! Sardegna? Das schreit natürlich nach Mirto! Aber ob du welchen (also Blätter) bekommst? Ansonsten, du sagst es, simpel aus dem Ofen. Mariniert mit Olivenöl und Knoblauch und vor dem Braten gut mit Salz und Pfeffer eingerieben. Ich gebe die aussen knusprig und innen zartrosa gegarten Stücke dann gerne auf eine mit Bärlauchblättern (ist bei uns an Ostern aktuell) ausgelegten Platte, von der sich dann alle bedienen können.
-Aber natürlich habe ich Mirto: http://twitpic.com/28p41 und http://twitpic.com/28p80 zwar nicht frisch, aber meckern kann man nicht, oder? Vielen Dank für den Tipp, natürlich, ist ja nahe liegend! Also wird es so gemacht….mmmhhh. Bärlauch muss ich gucken, letztes Jahr habe ich hier keine gesehen, ob ich selber welchen finde?
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