Je weniger desto mehr

Ragù lecca baffi_s

Auf Italienisch leckt man sich den Schnurrbart – nicht die Finger.

Es gibt Gerichte, die lecken alle Wunden, trösten alle Herzen und machen aus einem lumpigen Tag einen Lichtblick.

Das Gute: Dafür braucht es weder Renommee noch Portemonnaie. Nur ein wenig Kultur und simples Savoir-faire.

Samstag war zwar eher Finger lecken. Gab wieder mal sizilianische salsicce al finocchio. Muss nicht vom Grill sein. In der Eisenpfanne langsam gebraten kommt das sehr gut. Dazu ein paar Friardelli, die kleinen krummen Peperoni, Glas Rotwein, perfetto.

Da ist man gut beraten, wenn man etwas mehr von den Salsicce einkauft und damit ein Ragù für die sonntäglichen Tagliatelle macht.

Je weniger Zutaten desto besser: Olivenöl, Zwiebeln und das ausgedrückte Wurstfleisch. Die Wurst hats natürlich in sich: Bestes Fleisch, Fenchelsamen, Peperoncino. Wunderbar ausgewogen und hocharomatisch.

Bisschen anbraten, eine Dose Pelati dazu, fertig. Für die nächsten vier Stunden soll das unterm Deckel diskret blubbern.

Diese Datterini-Tomaten sind von Mutti. Also nicht von meiner Ma – vom Konservenhersteller aus Parma. Gibt ja Leute, die Hemmungen haben, zu Dosentomaten zu greifen. Meinen, das sei mindere Ware. Kommt drauf an von wem. Gute Konserven sind allemal besser als irgendwelche dubiosen „frischen“ Wintertomaten, die nach gar nichts schmecken.

Am liebsten verwende ich ja passierte Tomaten aus dem Glas. Dabei nehme ich es lupengenau: Bei den Zutaten darf nur Tomaten und Salz stehen. Nichts anderes. Keine Konservierungsstoffe, Säuerungsmittel oder irgendwelche grässlichen Gewürze. Eben so, wie in Italien hausgemachte Tomaten eingemacht werden. Tomaten vom eigenen Garten ramassieren, einkochen, salzen, sterilisieren.

So. nach vier Stunden sieht das Ragù so aus. Schön eingezogen und dickflüssig.

Mit Salz und Pfeffer abschmecken und ab auf die Tagliatelle.

Ist nun wirklich nicht schwer, oder? Also der Geschmack schon. Der ist tonnenschwer tief. Kaum zu glauben.

Tagliatelle al ragù ist übrigens die einzige Pasta, die nicht zwingend in der Sauce durchgeschwenkt werden muss. Das Ragù wird mittig auf die Nudeln gesetzt. Das ist Gesetz. Wie traurig alles andere ist, hab ich hier mal beschrieben.

Ragù Salsiccie e Tagliatelle_s

Mischen is possible – aber bitte im eigenen Teller.

Ragù Salsiccia con Tagliatelle_s

Reicht mir jemand bitte den Käse? Grazie.


13 Kommentare zu Je weniger desto mehr

  1. capitan am 25. Februar 2014 at 22:25:

    äähhh, warum genau postet man solche rezepte nachts um 22:30h??? nun hab ich hunger! aber gut, ich habe ja gerade ein frisches brot aus dem ofen geholt. und glücklicherweise heute morgen mortadella gekauft… welch schwacher trost 😉

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  2. Meike Kreher am 26. Februar 2014 at 03:19:

    ne kleine Prise Zimt und vielleicht noch eine Gewürznelke dazu und es wird, sofern das möglich ist, noch leckerer 🙂

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  3. Antonio am 26. Februar 2014 at 08:34:

    @Meike
    Das sind Tagliatelle mit Salsiccia und nicht Dresdner Stollen oder Magenbrot…..
    —-
    Ich muss ehrlich gestehen, das Thema Tomatendosen ist völlig überzogen und auch überbewertet. Ob von Mutti, Vaccaro, Oro di Parma (Hengstenberg), Lidl, Rewe oder sonst wer:ich mache dir
    eine pomodoro die pp. Schmeckt ohne auf die Marke der pelati zu schauen. Und eine Salsiccia muss
    Beide auch nicht 4 Stunden lang im Topf sterben sondern. Es geht auch kurzer. Viel kürzer. Und am liebsten habe mache ich sie mit Orecchiette fresche.
    (Achtung, mir ist ne Laus über die Leber gelaufen!)

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  4. Joerg Utecht am 26. Februar 2014 at 11:43:

    Friardelli? Kennt selbst Google nicht…

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  5. maxim am 26. Februar 2014 at 12:22:

    salsicce al finocchio vom pippo – st. johann für immer!

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  6. chantal am 26. Februar 2014 at 12:24:

    ciao a tutti

    Also ich muss Claudio (auf fb) und Antonio rechtgeben. Ziemlich egal woher die Passata stammt, wichtig ist das NUR Tomaten und Salz drin sind. Dann natürlich was man sonst noch in den Sugo gibt. Meine liebste Art mit Salsiccia ist diejenige mit der übrigen grillierten Salsiccia (gibts leider selten, ist immer schon alles weg) nur kurz im Sugo al pommodoro aufgewärmt. Vielleicht sogar noch mit costine und pancietta.. mmmhh

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  7. Claudio am 26. Februar 2014 at 14:30:

    Hey, capitan, hast wenigstens davon geträumt und dir heute hoffentlich alle Zutaten besorgt? Meike, das schreibst du nur, um mich zu ärgern, ja? Grazie, Antonio, wenn ich dich nicht hätte 😉 Joerg, wäre nicht ganz so lang wie Matzes Fischbeitrag, aber müsste man auch mal genauer beschreiben. In Kürze: Friggitelli oder Friardelli (mit „d“) sind milde, kleine grüne Peperoni (ähnlich wie Pimientos de Padrón). Friarielli oder Friarelli (ohne „d“) hingegen sind Broccoletti oder zu Deutsch Stängelkohl und die werden gerne zusammen mit Salsiccia gegessen (Kampanien und Apulien). Achtung, maxim: Weil Pippo manchmal ausverkauft ist (oder zickig drauf), Maestro Capizzi in Lörrach nicht vergessen (manche behaupten gar, seine wären besser als die von Pippo. Ich wechsle salomonisch ab – mal da, mal dort). Grazie, Chantal, dazu und zu Antonio kann ich noch sagen: Ich mag die schnellen Sugos mit Salsiccia ebenso. Aber der milde homogene Ragù-Geschmack braucht eben schon seine Zeit, bis er soweit ist.

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  8. Claus am 26. Februar 2014 at 21:21:

    Die von Mutti gibts hier in der Metro auch. Good Stuff! Und ich mische doch! Und setze dann den Klacks Sugo obendrauf. Doppeltgemoppelt hält besser…wie man im Rheinland sagt.

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  9. Alexia am 27. Februar 2014 at 17:57:

    also den Teller hättest du ruhig auch sauber auslecken können, nicht nur die baffi… hehe

    Muss ich auch wieder mal machen. Danke, für die Erinnerung!

    In Ermangelung einer salsiccia con finocchio e perperonicino, nehme ich gerne auch dünne Grillwürstchen und mische dazu selber leicht geröstete und gemörserte Fenchelsamen sowie peperoncino dazu.
    Wenn die selbst eingekochte Paradeissoße fertig ist, greife auch ich zu Dosentomaten natürlich nur mit Salz angereichert.
    Durch dieses lange Kochen wird ein Sugo erst richtig gut – butterweich-zart-schmelzig. Ein himmlisch-einfach-gutes Essen.

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  10. steve am 11. März 2014 at 19:48:

    Hallo Claudio,

    ich kann doch sicher eine Salsicce-Füllung ersatzmäßig nachbauen oder? Was gehört Deiner Meinung nach hinein? Neben dem Fenchel? Hier in der DDR ist es schwer mit Salsicce…

    Grüße

    Steve

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  11. Alex am 16. März 2014 at 08:46:

    In deinen wenigen Zeilen ist eigentlich alles enthalten, was mich kulinarisch glücklich macht, mehr bräuchte ich nicht 🙂
    Ich habe auch mal Ragù mit Zimt gekocht und es schmeckt gar nicht schlecht, allerdings kein Ersatz für das Original. Man kehrt dann doch immer wieder zur puristischen Version.
    Salutoni!

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  12. Aaron am 21. März 2014 at 18:40:

    Das sieht richtig lecker aus 🙂 werde ich vielleicht nachkochen 🙂

    Aaron
    http://reciperucksack.blogspot.de/

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  13. Dieter am 29. Mai 2014 at 16:01:

    Endlich hab Ichs geschafft und zwar ganz streng nach dem Original. Großes Kino, ein besseres Sugo hab ich selten verspeist.

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