Geniesser-Gang Bang

Rinderschinken

Rinderschinken? Sagen wir lieber: Prosciutto di Roastbeef Artigianale affumicato e stagionato. Ich liebe es! So was suche ich immer wieder – die Delikatesse ist aber leider nicht oft zu finden.

Es ist tatsächlich italienisches Roastbeef. Aber keines zum Anbraten, sondern zum roh essen. Luftgetrocknet und leicht geräuchert. Verarbeitet also zu einem leicht süsslichen, nussigen, intensiv fleischigem Schinken.

Am ehesten vergleichbar mit Bresaola.

So beginnt mein Menü für Gäste, von dem meine Frau sagen wird: Toll! Endlich hast du dich mal zurückgehalten und nicht zehn Gänge gekocht. Das ist ernst gemeint. Diese Freunde, die gerne guten Wein mitbringen und gutes Essen lieben, sassen schon von Mittag bis Mitternacht bei uns am Tisch.

Wir sind quasi eine eingeschworene Genuss-Gang.

Antipasti

Als Antipasto eine knusprige, aromatische Pizza Bianca. Gelingt mir immer besser mit meiner eigenen Mutterhefe (lievito madre) und langer Teigführung. Dazu eine frühlingshafte Frittata mit wilden Spargeln und Cipollotti. Und eine scharfe Paprikasalami aus Kalabrien.

Foie Gras

Zur scharf gebratenen Foie Gras etwas Marmelade von den ersten Tropeazwiebeln und ein Ragout, das eigentlich ganz gut für sich selbst stehen kann: Knackig gegarte weisse und grüne Spargeln, frische Erbsen, frische Fava-Bohnen und frische Morcheln. Alles in Butter glasiert und mit etwas Essig abgeschmeckt.

Lauwarm servieren – in Frühlingsgefühlen schwelgen.

Weissweine

Grandios dazu der Gewürztraminer 2008 von Boxler!

Der mineralischere Sauvignon Blanc 2008 von Mattmann begleitete die Meersuppe mit Jakobsmuschel und Basilikumöl.

Meersuppe

Diese Meersuppe besteht im Grunde nur aus dem Sud der gekochten Miesmuscheln (mit Sellerie, Schalotten, Chili, Riesling, Hühnerfond und Rahm). Aromatisiert mit Dill und selbstgemachtem, intensivem Basilikumöl. Dazu eine scharf angebratene Jakobsmuschel. Hm, hätte ich gerne jeden Tag auf meinem Speisezettel!

Malfatti

Die Malfatti mit Ricotta und Spinat aus meinem eigenen Kochbuch entpuppen sich als wahrer Renner. Man kann sie wunderbar vorbereiten und lange warm halten. Sehr entgegenkommend bei einer längeren Menüfolge.

Überhaupt – ich glaube, dieses Menü war das erste überhaupt, das komplett vorbereitet war, als unsere Gäste an der Türe klingelten. Manchmal mag ich zwar das Improvisierte, etwas Chaotische, wenn man gemeinsam kocht.

Aber ich schätze es immer mehr, Gäste nicht nur gut vorbereitet zu bekochen, sondern auch mit einer gewissen Gelassenheit und Ruhe Gang für Gang mitzuessen – ohne, dass lange Pausen entstehen oder alle in der Küche anpacken müssen.

Eine glasierte Kalbshaxe kommt da ebenfalls sehr entgegen. Weil man diese auch extrem gut vorbereiten kann und dann sehr lange warm halten kann – es macht sie sogar noch zarter und aromatischer, als wenn man sie genau auf den Punkt zubereitet und dann sofort anschneidet uns serviert.

Kalbshaxe

Brutal gut dazu der Rosso del Bepi 2002 von Quintarelli. Zum Niederknien und sich bekreuzigen! Der arme Barolo Rocche di Castiglione 1998 hätte etwas blass ausgesehen daneben – aber er passte hervorragend zu den vorgängigen Malfatti.

Rotweine

Oh! Und dann dieses Rhabarberkompott zum Dessert: Meisterhaft – nach dem Rezept von Meisterkoch Meinrad Neunkirchner aus «Österreich vegetarisch». Mit Riesling und Himbeeren. Himmlisch.

Rhabarber

Zum Caffè noch diese erfrischenden Lemon Bars. Liegt man nie falsch damit.

Lemonbars

Nächste Inspiration, nächstes Menü, nächste Gäste, bitte!


10 Kommentare zu Geniesser-Gang Bang

  1. franziska am 16. Mai 2015 at 21:00:

    Die Malfatti habe ich heute ebenfalls gekocht – sehr fein…leider nur eines probiert, der Rest wurde eingefroren als Mittagsmenu zum mitnehmen! Bin immer wieder begeistert von den Rezepten aus Deinem Buch (der rohe Spargelsalat, ein Gedicht!!!)

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  2. Nathalie am 17. Mai 2015 at 07:43:

    Nächste Gäste? Hier!
    :-))

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  3. capitan am 17. Mai 2015 at 19:21:

    Gäste?
    ICH ICH ICH!!!

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  4. Claudio am 21. Mai 2015 at 22:46:

    Freut mich, franziska! Muss mal über einen Tavolata nachdenken, capitan und Nathalie.

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  5. Rösch am 25. Mai 2015 at 09:50:

    wir wären dann wieder zurück aus SA, nur falls du leere Stühle hast…

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  6. Dominik am 31. Mai 2015 at 23:52:

    Immer wieder begeistert und Mundwasserziehend!

    Aber mal eine Frage: Du schreibst hin und wieder von deiner „lievito madre“, der sagenhaften Mutterhefe. Wie hast du sie gezogen, und wie hegst und pflegst Du sie und machst, dass sie sich wohl fühlt?

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  7. Claudio am 1. Juni 2015 at 22:41:

    Dominik, ich habe inzwischen mehrere Mutterhefen. Muss wohl mal einen gesonderten Beitrag dazu machen. Ein detailliertes Rezept mit Joghurt und Mehl findet sich in meinem Buch „Italien vegetarisch“. Grundsätzlich kannst du sie aber auch nur mit Wasser und Mehl ansetzen. Oder mit vergorenen Früchten wie Birne oder Rosinen. Über 10 bis 14 Tage wird die Hefe dann täglich mit Mehl und Wasser gefüttert. Ist sie mal stabil, wird sie im Kühlschrank aufbewahrt und muss nur noch einmal pro Woche aufgefrischt werden. Wenn du italienisch verstehst, kannst du dich mal durch die Blogs lesen, hier zum Beispiel eine Videoanleitung: https://www.youtube.com/watch?v=jgI2qC8PBbk und der Brotdoc hat auch mal eine Variante auf Deutsch gebloggt: http://brotdoc.com/2014/03/11/lievito-madre/

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  8. Toni am 8. Juli 2015 at 18:22:

    Ohlala. Da wird mir ja schwindlig von diesen Anblicken. Zum niederknien !
    Sag mal, was ist denn das für ein schönes Messer im ersten Bild ?

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  9. Claudio am 13. Juli 2015 at 07:50:

    Toni, ds ist ein Pontormo von der italienischen Messerschmiede Berti.

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  10. Heidrun am 8. März 2018 at 19:28:

    Tolles Menü 👍
    ich liebe es zwischenzeitlich auch, alles vorzubereiten 🙂
    Ich bekomme hier übrigens auch das roh geräucherte Roastbeef, ein Gedicht.

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