Tarocco Orangenpapier

Wenn da mal nicht die Lollobrigida Patin gestanden hat.

Dem Charme von eingewickelten Orangen, kann ich fast nicht wiederstehen. Es gibt gar Menschen, die ihr virtuelles Orangenpapiermuseum als Opium bezeichnen.

Ganz so blauäugig wie die Orangenlollo sollte man beim Einkauf jedoch nicht sein.

Bei Blutorangen bevorzuge ich «Tarocco» den anderen beiden Sorten «Moro» und «Sanguinella». Die Haut muss dick und matt sein. Ich meide dünnhäutige und stark glänzende Orangen – bei Blondorangen übrigens genauso. Und ein kurzes Wägen in der Hand muss mich auch von Gewicht und Konsistenz her überzeugen, bevor die Frucht ins Körbchen kullert.

In diesen kalten Wintertagen fragen sich vielleicht nicht wenige, was nur sollen wir tun, wenn es noch lange nicht Sommer werden will und die Geduld, aber auch die Wiederstandskraft gegen allerlei Erreger und Aufreger (Banker, Politiker, Päpste etc.) nachlässt?

Eine korrekte Antwort wäre: Vitamine tanken. Aber bitte nicht in Form einer Brausetablette. Das ist genauso deprimierend wie einige künstliche Bemühungen, die Krise abzuwenden.

Eine Kombination, die das Potential der Gesundung wie auch die Potenz der Libido steigert und erst noch ein knackiges Vorspiel bietet, ist der Sellerie-Orangen-Salat.

Man kann diesen Salat übrigens auch mit fein geschnittenen Fenchelscheiben zubereiten. Er ist geschmacklich etwas raffinierter, aber der Stangensellerie hat mehr Biss. Abgesehen davon, das dem Sellerie nunmal die grössere aphrodisierende Wirkung anhaftet als dem Fenchel.

Fenchel heisst auf Italienisch ja Finocchio. Aber nicht nur.

Es gibt einen alten Witz, der geht in etwa so: «Qual è il colmo per un fruttivendolo? Avere un figlio finocchio.» Was ist der Gipfel für einen Gemüsehändler? Einen schwulen Sohn zu haben.

Die Orange mit einem scharfen Gemüsemesser so schälen, dass die feine innere Haut gleich mitgeschnitten wird. Anschliessend in 1 cm dicke Scheiben schneiden.

Tarocco geschaelt

Sellerierippen mit dem Sparschäler abziehen, waschen und kleinschneiden. Gut abgetropft auf einem Teller verteilen und mit bestem Olivenöl extra vergine und weissem Essig beträufeln. Zurückhaltend salzen und pfeffern.

Selleriesalat ohne Orangen

Die Orangenscheiben auf den Sellerie betten, mit etwas kleingehackten Sellerieblätter bestreuen und ebenfalls mit Öl und Essig beträufeln. Und bitte nicht in Kühlschranktemperatur servieren.

Orangen Sellerie Salat

Erweitern lässt sich das Liebesmenü mit Muscheln, wie zum Beispiel Linguine alle Vongole, die hier auch schon auf den Tisch gekommen sind: Lesen

Linguine e Vongole close up

Linguine e Vongole

Was oder wen man danach noch vernaschen will, sei jedem selbst überlassen.


14 Kommentare zu Gegen frieren hilft aphrodisieren

  1. Kirsten am 2. Februar 2009 at 10:13:

    Na, dann hast Du ja schon etwas Feines für den Valentinstag! Ich finde, es sieht sehr lecker aus! Dazu noch ein Glas Sekt oder einen guten Wein, ein Paar Kerzen und schöne Musik….

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  2. katha am 2. Februar 2009 at 10:31:

    tarocco und moro sind auch meine blutorangenlieblinge, sanguinella hatte ich – glaube ich – noch nicht. mit sellerie habe ich den salat noch nie probiert, immer mit fenchel, den gibt’s bei uns im winter, bis uns orangen beim rechten und fenchel beim linken ohr rauswachsen – oder umgekehrt. oder nur mit roten zwiebeln, auch nicht schlecht. ich finde ja, dass jedes feine, leichte essen aphrodisierend wirken kann.

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  3. Mike Seeger am 2. Februar 2009 at 14:42:

    Das mit dem aphrodisieren kann auch nach hinten losgehen. Aber die Tarocco sind klasse!

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  4. Zoolicious am 2. Februar 2009 at 18:58:

    Toll, bin schon ein Fan von den Tarocco-Orangen, seit ich sie als Schüler beim örtlichen Obsthändler kistenweise herumgehievt habe. 😀
    Das Gericht sieht klasse aus, nur die Orangen hätte ich vielleicht filetiert (ja, ich weiß, mehr Arbeit). Warum? Bei solchen Orangenscheiben stört mich immer etwas das knorpelige Innere, was dem Geschmack allerdings sicher keinen Abbruch tut.
    Eine gelungene Abkehr von den langen Kerls und strammen Jungs – vitaminreich und verlockend. 😉

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  5. Claudio am 3. Februar 2009 at 00:28:

    Na ja, lieber nicht zu viel aufs Mal, Kerstin, siehe Link von Mike! Dann unbedingt Sellerie probieren, Katha, auch in der Kombination Sellerie-Sommertrüffel-Parmesanspähne. Priceless, Mike! Geht natürlich auch, Zoolicious, wie auch kleinere Stücke anstatt Scheiben, ist dann praktischer zum essen.

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  6. lamiacucina am 3. Februar 2009 at 06:19:

    wunderschön geschält, meine sehen nach dieser Prozedur würfelförmig aus.

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  7. Claudio am 3. Februar 2009 at 08:48:

    Dann nenne deine Schnittkunst doch einfach «Quadratur der Orange», Robert 😉

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  8. Scott at Realepicurean am 5. Februar 2009 at 20:54:

    I don’t understand a word of it (sorry) – but the celery dish looks just fantastic. My wife thinks she’s eaten something similar before in Poland?

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  9. Claudio am 5. Februar 2009 at 21:26:

    Thank you, Scott. Who needs german (or any language) knowledge to know if something that looks good tastes good? My greengrocer who gave me the inspiration for this traditional salad is from Sicily. That’s how they combine Tarocco orange with celery. Maybe your wife ate it at an Italian restaurant in Poland?

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  10. zorra am 6. Februar 2009 at 11:29:

    Ich liebe Tarocco-Orangen. Leider gibt’s hier keine zu kaufen, deshalb haben wir kleine Sanguinelli-Bäumchen gekauft, welches leider keine sind, sondern Bitterorangen, wääähk.

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  11. Mario am 6. Februar 2009 at 12:31:

    Ab heute werde ich auch bei (Blut)Orangen ein Markenbewusstsein entwickeln 🙂 …ich habe da nämlich schon ein-zwei Supermarktfehltritte hinter mir. Danke für die Schatzkarte.

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  12. Claudio am 7. Februar 2009 at 13:54:

    Musste ausser Saison auch schon auf Navelinas ausweichen, Zorra, und die waren echt auch ganz okay – solange sie eine dicke, matte Schale hatten. Nur aus Fehltritten lernt man, hoffentlich, Mario, viel Freude mit dem neuen Markenbewusstsein!

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  13. joerg lehmann am 21. Februar 2009 at 18:38:

    das will ich sofort essen, aber sofort!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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  14. Claudio am 22. Februar 2009 at 21:44:

    Lieber Joerg. Entweder bist du ein Heuchler oder die gemeinen Spitzenköche, die du fotografiert hast, haben dich hungern lassen. Deine Fotografien sind umwerfend schön! (Und das ist jetzt nicht geheuchelt.)

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