Catch me if you can

Crevetten

Mythos oder nicht, ich weiss, was ich schmecke.

Diese Crevetten waren die reine Poesie. Schau sich mal einer nur diese Farben an! War da jemand mit dem Airbrush dahinter?

Natürlich lag es am hübschen Setting. Auch daran, dass ich gerade total entspannte Ferien auf der total bezaubernden Insel Sardinien machte.

Oder lag es an der Fischverkäuferin? Als sie sagte, diese hier, diese Crevetten sind fangfrisch von heute morgen, die könne ich bedenkenlos roh essen. Roh!

Pescheria

Die anderen da nicht, die sind aufgetaut. Auch ganz toll, für auf den Grill zum Beispiel, aber eben nicht frisch.

Wie soll man denn anders, als schwärmen? Warum schmeckt in den Ferien der billigste Fuselwein wie ein Zungenkuss, aber so bald du ihn heim nimmst wie eine schallende Ohrfeige?

Und warum hat die Schweiz ALLES, nur kein Meer? Ein Land, wo Milch und Honig fliessen – sich sogar den America’s Cup krallt!

Und ich muss mich hier mit tiefgefrorenen Crevetten zufrieden geben?

Eines meiner liebsten Meeres-Gerichte heisst: Linguine con Gamberi. Und nichts ist einfacher, als dabei alles falsch zu machen.

Ich habe es sehr oft, sehr gut zubereitet, am Meer bekommen. Und sehr oft in der Kombination: Linguine–Gamberi–Zucchini–Pomodoro.

Darum habe ich das meistens auch so nachgekocht. Aber in Sardinien hab ich sogar auf die Zucchini verzichtet.

Die schnörkelloseste Zubereitung, die ich anbieten kann, geht so:

– Linguine kochen, z.B. von De Cecco

– Crevetten (um Gotteswillen mit Kopf!) abspülen, Rücken auftrennen, Darm entfernen, Schale dran lassen

– Knoblauch in reichlich Olivenoel erhitzen (reichlich Olivenöl, die Linguine müssen flutschen und die Mundwinkel triefen beim Essen!)

– Crevetten 1 Minute darin wenden (1 Minute sind 60 Sekunden, schon vergessen?)

– wenig frische Tomaten oder passierte Tomaten aus dem Glas dazu

– salzen, pfeffern, mit glatter Petersilie bestreuen- Abgetropfte Linguine dazu (weite Pfanne) eine halbe Minute einheizen/vermengen

Für alle da draussen, die sagen, ich hätte ja gerne Fisch gerne, aber irgendwie hab ichs einfach nicht gerne: Ihr könnt mich mal nicht lecken – das mach ich selber, und zwar jeden Finger einzeln!

Jetzt reut es mich, dass ich die Muräne nicht gekauft habe.

Ich hätte sie in Stücke hacken, im Mehl wenden und im heissen Oel frittieren sollen.

So schmecke sie am besten, meinte die Fischverkäuferin. Und Hummer und Languste hab ich auch nicht gekauft bei ihr.

Aber das Bild sieht auch cool aus!

MurenaAragosta


4 Kommentare zu Catch me if you can

  1. Boris Zatko am 6. September 2007 at 16:20:

    AH! …

    Da ist sie wieder. Eine dieser im Nachgeschmack leicht wertenden Aussagen: „Um Gotteswillen mit Kopf!“. Sie wird mit einer solchen Wehemenz dahingeschmettert, dass man gar nicht zu fragen wagt: „Warum denn nicht ohne Kopf?“ – man fühlt sich dann nämlich als „Blöde“. Ich wünschte mir ab und an eine reichende Hand für uns Kochdilletanten, die uns als Nachschlag noch einen wohlwollende Erklärung liefert, weshalb der Kopf nicht fehlen dürfe.

    Bitte.

    Viele liebe Grüsse

    Boris

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  2. Claudio am 6. September 2007 at 22:16:

    Boris, mein Guter.

    Das ist eine sehr, sehr wichtige Frage. Und eine gute dazu!
    Eigentlich passt sie perfekt in unsere Kategorie «Gefragt».

    Wäre ich ein schnoddriger Saukerl, würde ich dir schreiben, geh und lies unter «Autoren», welche Hausaufgaben dir Comenius aufgetragen hat, dann müsstest du nicht so „blöd“ fragen.

    Aber ich will dir hier gerne einen klärenden Einblick in den Topf gewähren.

    Der Kopf ist ein enormer Geschmacksträger. (Anatomisch gesehen, ist ja das, was wir bei der Garnele «Schwanz» nennen, der Abdomen. Am Kopf, also dem Teil, der beim Essen abgetrennt wird, hängt aber auch der Thorax. Und darin, also in der Brust, befinden sich auch die Organe dieses leckeren Schalentiers: So zu sagen das „Le Parfait“.)

    Die Basis für die richtig guten Saucen und Suppen ist eben nicht ein Maggiwürfel. Sondern das Auskochen von Knochen, Schalen, Köpfen oder Karkassen (keine Angst, wir werden hier noch einiges posten, das mit Rezepten näher darauf eingeht, z.B. für hausgemachte Taglierini mit gebratenen Langustinenschwänzen an einer Rahmsauce, dessen Basis ein zweistündiges Auskochen der Köpfe in Butter und Weisswein mit Schalotten erfordert).

    So gesehen, freue ich mich für dich über deine Neugier. Denn wenn du einmal weisst, wie viel mehr Geschmack und Genussfreude ein ganzes Krustentier hergibt, wirst du nie mehr etwas von sterilen „Garnelenschwänze, geschält und gekocht“ wissen wollen – die schmecken im besten Fall wie Zellulose.

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  3. Boris Zatko am 7. September 2007 at 10:00:

    So ist’s Recht!

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  4. Anonyme Köche » Archiv » Darf man hier etwas Meer erwarten? am 22. April 2008 at 01:25:

    […] auch selbst gefischt hat und jetzt mit dem Tagesfang im Laden steht. Wo kochen und einkaufen Dolce Vita war. Hier mündet Fisch kaufen oft in bitterer […]

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