Lukullische Lesereise

Christian Seiler ist ein Angefressener. Geht es ums Essen, geht der Autor und Journalist den Dingen gerne auf den Grund. Wird zum Besessenen, der nicht ruht, bis er befriedigende Antworten auf Fragen findet, die ihm ein Loch in den Bauch bohren.

In seinem aktuellen Buch «Reise zum Geschmack» (Echtzeit Verlag) nimmt er uns mit auf zwölf kulinarische Ausflüge. Jede Reise beginnt mit einer simplen Frage: Wie schmeckt das wirklich? Die Salade niçoise. Das Wiener Schnitzel. Die Pizza Margherita. Die simple Antwort lautet: Schauen wir doch nach.

Da es für Seiler in kulinarischen Recherchen nie ein Ziel, sondern nur einen Weg gibt, kommt die Leserschaft in den Genuss von Texten, die – bildhaft wie in einem Skizzenbuch – Menschen, Orte und Gerichte in einprägsamen Episoden festhalten.

Wenn Lesen Reisen im Kopf ist, dann sind Seiler‘sche Reportagen ein wahrer Fresstrip: «Du konntest dieser Sauce ansehen, dass sie wie ein Schwamm alles aufgesogen hatte, was ihr in die Nähe gekommen war: Wein, Fleisch, Saft, Knochen, gute Worte, und ich bin sicher, dass man mit ihr auch ein Haus bauen könnte, wenn einem einmal der Mörtel ausgeht, so gehaltvoll war die Konsistenz.»

Manchmal den Leser jovial bis resolut an der Hand nehmend, manchmal völlig vergessen mit sich und dem Teller vor der Nase, schwingt der Ton zwischen Wiener Saturiertheit und der Selbstironie eines patscherten Monsieur Hulot in den Ferien.

Eine wunderbare, amüsante Lektüre, die mit reiner Leidenschaft zubereitet wurde. Mit einigen exemplarischen Rezepten zum Nachkochen und vielen persönlichen Reiseempfehlungen, fabelhaft illustriert von Markus Roost.

Der Echtzeit Verlag serviert damit ein weiteres delikates Buch in seiner kulinarischen Nische, in welcher sich schon Schmankerl finden wie Geschmack der Liebe, Aus Frankreichs Küchen oder Um die Wurst.


5 Kommentare zu Lukullische Lesereise

  1. Finkus Bripp am 4. November 2010 at 00:37:

    Super Tipp! Ich freue mich schon drauf!

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  2. Mike am 4. November 2010 at 00:40:

    Danke, für den Tipp. Werde ich gerne lesen. „Wie schmeckt ein Wiener Schnitzel?“ Eigentlich eine banale Frage. Aber jetzt, wo er’s schreibt … lohnt doch eine Recherche, oder Claudio?

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  3. patrick am 4. November 2010 at 09:47:

    herrlich! genau mein style!
    allein schon wegen des covers.
    nennt man das gefährt auf dem das säuli durchs bild flitzt nicht „schwalbe“?

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  4. Armin am 4. November 2010 at 10:55:

    aarrgh! Ich will doch Vegetarier werden!
    der Tipp ist kontraproduktiv.
    Trotzdem finde ich die blogs herrlich und werde weiter lesen.

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  5. alex am 6. November 2010 at 02:43:

    den seiler kannte ich schon aus einem text, welcher ‚mal im tagi-magi veröffentlicht wurde. (zum reinschnuppern: http://dasmagazin.ch/index.php/die-pizza-perfetta/ ) habe das buch nun gelesen und kann claudio nur beipflichten; viel herzblut steckt in und um die geschichten. die philosophie des autors ist mir mehr als sympathisch.

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