Winter? Iss doch Wurst.

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In diesem Glas sind keine ermordeten Bären!

Ich gebe zwar zu, ich war dort. Genau zu diesem Zeitpunkt. Aber ich bins nicht gewesen, weil ich hab nämlich ein Alibi: Und das wiegt etwa 5 Kilo.

Dieses Übergewicht habe ich mir dort systemtisch angefressen und deshalb war ich jederzeit schlicht zu voll, um irgendwelche vergiftete Köder in unwegige Gelände zu schleppen und dort auszusetzen.

Aber wer immer das getan hat, gehört erschossen. Also vergiftet, mein ich.

Nein, dieses Glas enthält die für die Region Abruzzo typischen Salsiccie sott‘ Olio. Diese Schweinswürste gibts frisch (zum Braten oder für einen robusten Tomatensugo), getrocknet (ohne Edelschimmel) oder eben in Öl eingelegt, für die dunklen und eisigen Wintermonate in den Bergen.

Als Variante gibt es sie auch als unwiderstehliche Wildschwein-Salsiccia, oder aber in der sehr strengen Lebervariante (die getrocknet aussieht, wie ein Finger von Tutanchamun und die Zunge total pelzig macht, wenn man davon isst).

Im Öl halten sie sich theoretisch gut ein Jahr. Praktisch sind sie natürlich noch vor Weihnachten verputzt!

Dieses Jahr hatte ich allerdings Pech. Grosses Pech. Am Abreisetag hab ich nämlich keine offenen Würste mehr gefunden, die ich – wie immer – zuhause selbst in Öl hätte einlegen können. Also musste ich bereits eingelegte kaufen.

Die Händler beschwören mich zwar immer ungläubig: «Was!? Du willst sie selber in Öl einlegen? Dann musst du aber gutes Öl verwenden! Nimm lieber unsere.».

Also ich kann nur sagen, das ranzige Sonnenblumenöl mit Haselnussverschnitt, das in diesem Glas ist, können sie damit nicht gemeint haben, porca miseria!

Aber was hätte ich tun sollen? Aufmachen zum probieren ging nicht. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist bitter.

Ich verwende selbstverständlich nur bestes Olio di Oliva extra vergine. Das macht dann auch den einmaligen Geschmack aus, der in die Wurst eindringt. Leider habe ich jetzt aber versaute Schweinswürste und die machen so gar keine Freude.

Ich kann sie weder essen, noch wegschmeissen. Zu schön ist der Anblick. So werde ich das Glas wohl als nostalgischen Blickfang überwintern.

Aber so einen Bären werde ich mir nie mehr aufbinden lassen!

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8 Kommentare zu Winter? Iss doch Wurst.

  1. LarsB am 29. Oktober 2007 at 14:23:

    Na, wenigstens auf dem Foto macht die salsiccia eine gute Figur, schaut zum Reinbeissen lecker aus. Das mit dem billigen Öl ist echt ärgerlich, eine sichere Methode, um gute Nahrungsmittel zu versauen!

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  2. Matthias Metze am 30. Oktober 2007 at 17:08:

    Hallo Claudio,

    zur Wurst passt der Weißburgunder von Wittmann zwar nicht (schon gar nicht mit dem Öl!), aber vielleicht magst du ihn trotzdem einmal probieren und es fällt dir eine andere Begleitung dafür ein – er soll dir jedenfalls als Preis der Genußblogs-Awards ins Haus kommen!

    Habe deine Email-Adresse hier im Blog nicht gefunden, kannst du mich mal kontakten zwecks Abstimmung der Zoll-Formalitäten ;-))

    Viele Grüße
    Matthias

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  3. comenius am 30. Oktober 2007 at 17:28:

    hi matthias

    auf dieser site hat’s aber 3 autoren mit gleichem recht. sollen wir den wein dritteln ?
    oder bist du da anpassungsfähig ? 🙂
    prost

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  4. Ché Borko am 31. Oktober 2007 at 01:05:

    sieht total lecker aus – schade, wenn es nur „show“ it…

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  5. Anonyme Köche » Archiv » Entwaffnend einfach am 17. Dezember 2007 at 16:06:

    […] Als Begleitung eignet sich ein würziger Pecorino – cremig frisch ebensogut wie gereift bröckelig – oder eben eine schöne Salsiccia. […]

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  6. Anonyme Köche » Archiv » Leber, Leber und nochmal Leber am 27. November 2008 at 00:32:

    […] zu schweigen von der grossartigen Salsiccia di fegato, bei deren Genuss es einem fast die Schuhe […]

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  7. Salsiccia di Cinghiale sott’ Olio oder Winterwurst auf italienisch | Olivenoelblog am 9. August 2010 at 15:18:

    […] durch Claudios Beitrag bei den Anonymen Köchen habe ich heute meine restlichen Wildschwein-Salsiccia eingelegt, um sie haltbar und noch […]

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  8. NUR DAS GUTE ZEUGS » Blog Archiv » Wenn so ´ne arme Sau… am 5. Januar 2011 at 15:26:

    […] Kochbuch macht sich Gedanken, Katha macht sich sowieso Gedanken, Claudio auch, und natürlich Arthurs Tochter, auch die macht sich […]

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