Trau, brau, wem

Passend zur sibirischen Jahrhundertkälte da draussen habe ich erstmals russisches Bier probiert. Von selbst wär ich da ehrlich gesagt nicht drauf gekommen. Ich mag Bier. Aber ich bin nicht der Typ, der Stammkunde im Alle-Biere-dieses-Planeten-Getränkeshop ist und sich durch jede Pfütze trinkt.

Ein Kumpel, der ursprünglich aus Novosibirsk kommt, hat mir welches geschenkt. Und zwar, und das war aus meiner Warte extra spannend, mitsamt den passenden russischen Snacks!

Wie sagen die Weinfachleute: „What grows together, goes together“. So gesehen, passte das schon zusammen. Das Stary Melnik ist ein Helles mit 4,6 % vol. Alkoholgehalt. Hat ein nettes Schäumchen und schimmert goldgelb.

Eiskalt serviert ist es zurückhaltend angenehm im Geschmack. Kann man vermutlich Kübelweise runterschütten. Vor allem, wenn man dazu die deftigen Snacks dazu vertilgt.

Aromatischer, etwas kräftiger und dunkler ist das Baltica 3. Ein Lager mit 4,8 % vol. Alkoholgehalt. Was sich gerne als Russlands bestes Bier bezeichnet, ist tatsächlich sehr trinkbar.

Die Snacks haben da eindeutig weniger Klasse. Die getrockneten, silbergrau-schimmernden Anchovis (Antschous) schmecken ernüchternd langweilig. Kaum zu glauben, dass das mal ein Fisch war.

Als Kind kaute ich manchmal eine Ewigkeit auf dem Plastikstrohhalm herum, wenn die Cola ausgetrunken war. Diese Erinnerung war plötzlich unheimlich präsent.

Die Stückchen vom getrocknetem, geräuchertem Oktopus (Osminog) bieten da wesentlich mehr Gaumenspass. Geschmacklich durchaus identifizierbar, beschleicht einem aber das komische Gefühl, es könnte sich bei den uniformen, süsslichen Happen um essbares PVC handeln, denen man eine Aroma-Appretur verpasst hat.

Die hellen, würzigen  Zwiebackwürfel hingegen schmecken wiederum sehr nach Fisch. Etwa wie der Duft, der entsteigt, wenn man eine Fischfutterdose öffnet.

Die dunklen Zwiebacksticks sind richtige kleine Knoblauchstinker. Krachend gut, aber noch 24 Stunden nach dem Verzehr durch jede Hautpore zu riechen.

Beide Knabbergebäcke machen mächtig Durst und der lässt sich mit dem Melnik oder dem Baltica wunderbar löschen. Ein tückisches Wechselspiel!

Die Bier-Degustation ging aber noch weiter. Denn ich hatte noch mehr Bier geschenkt bekommen. Bier aus einer ganz anderen Liga allerdings.

Die Firma Braufactum, hat mir zur Probe eine bis ins Detail durchgestylte Box mit 2 Flaschen, 2 Spezial-Gläsern und 2 Pfund Marketingmaterial zugestellt.

Auch dazu wollte das Food & Beerpairing natürlich akkurat gewählt sein. Als Speise-Empfehlung zum grossartig gehopften Bitterbier Progusta mit 6,8 % vol. Alkoholgehalt wird Rindertatar empfohlen.

Gute Idee! Da kann ich mein Rezept sehr empfehlen. Die komplexen Aromen des rötlichen Gebräus harmonieren wunderbar mit dem Tatar!

Selbst der Klassiker Bier & Schnitzel wird auf ein brutal hohes Niveau katapultiert.

Langsam in der Bratpfanne mit Weisswein, Knoblauch, Lorbeer und Honig würzig-scharf gebratenes Huhn, kombiniert mit glasierten Vanille-Ingwer-Karotten war die Begleitung zum Nora.

Einer feinperligen italienischen Birra doppio Malto mit 6,8 % vol. Alkoholgehalt und einer geschmacklichen Wundertüte mit exaltiertem Fruchtfeuerwerk. Meine Frau fand andere Worte für das honiggoldig-trübe Getränk: Schmeckt wie Prosecco mit Multifruit-Juice!

Wie gesagt, ich mag Bier. Aber ich muss nicht jedes Bier mögen.

Von Braufactum werde ich bestimmt nicht Stammkunde, aber sehr gerne ein zur Richtigen-Gelegenheits-Trinker.


13 Kommentare zu Trau, brau, wem

  1. Herr MiM am 13. Februar 2012 at 06:48:

    Mir persönlich gefällt das Tatar sehr gut und dass Sie, die Snacks einem kleinen Test unterzogen haben.

    Ein toller Posts für uns Jungs. Danke.

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  2. Pepe Nero am 13. Februar 2012 at 08:46:

    Da hattest Du es ja richtig streng, bis Du Dich durch die vielen Biere gekämpft hast…

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  3. Tom am 13. Februar 2012 at 15:16:

    Ganz ehrlich, auf das Huhn hätte ich jetzt mehr Lust als auf eines dieser Biere. Mag aber auch am Montag liegen 😉

    Gruß Tom

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  4. Claudio am 13. Februar 2012 at 17:18:

    Muss sogar sagen, MiM, das Tatar lässt sich ebenso gerne von einem guten Bier begleiten wie von einem Wein. Es gibt Unangenehmeres, Susann ;). Das wundert mich nicht, Tom, ich könnt auch schon wieder!

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  5. Claus am 13. Februar 2012 at 17:25:

    Da machste aber´n Fass auf. Themenmässig. Bier! Sehr, sehr interessant.

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  6. ameliese am 14. Februar 2012 at 13:29:

    Toller Post auch für uns Mädels! Das Huhn sieht auch am Dienstag noch verlockender aus, als das Prosecco-Multifrucht-Gebräu klingt.

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  7. Claudio am 14. Februar 2012 at 18:56:

    Claus, am besten machst du gleich noch ein Fass auf: Die Ameliese trinkt auch mit! Und falls ihr mal Durst auf einen Schluck Basel habt, das hier ist mein liebstes Lokalbier: http://www.uelibier.ch/

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  8. David am 16. Februar 2012 at 20:47:

    Die Edelbiere erinnern mich an Modena, wo ich die Totmacherwurst (https://www.anonymekoeche.net/?p=419) – die der Crew und mir als „tipicotipicotipico“ angepriesen ward – mit einem edlen Gerstensaft aus der Prosecco-Flasche runterspülte.

    Das Huhn hab ich heut nachgekocht. Dabei aber aus gegebenem Anlass den Knoblauch weggelassen. Geschmeckt hat’s trotzdem saugut.

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  9. Claudio am 20. Februar 2012 at 00:57:

    Dann empfehle ich dir ein weiteres “tipicotipicotipico”: https://www.anonymekoeche.net/?p=1028. Aber unbedingt in der puristischen Version zubereiten. Gabs heute. Delizioso!

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  10. Kirsten am 2. März 2012 at 23:54:

    Ich glaube, ich bleibe lieber bei unserem bayerischen Bier – konnte mich schon nicht für das laue Kölsch begeistern und glaube, dass das russiche Bier bei mir auch keine Begeisterungsstürme ausgelöst hätte…. Aber einen Russn (Weizen mit Zitronenlimo), wie der Bayer sagt, hätte ich schon getrunken 😉

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  11. Claudio am 3. März 2012 at 19:36:

    Russn? Kannte ich nicht. Gefällt mir!

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  12. carlo bernasconi am 5. März 2012 at 23:19:

    Caro Claudio
    An einem Sommerabend in Dushanbe (ca. 35 Grad so gegen Mitternacht zu), ist ein Baltica No. 9 die einzige Möglichkeit, in der trockenen Hitze ein wenig Schlaf zu finden – nachdem du vergeblich versucht hast, zum Abendessen mit Expats ein Glas Weisswein zu schlürfen (kann auch georgischer gewesen sein), weil der dann zimmerwarm serviert wird… aber bier? da sind selbst die tadschiken eisern: muss kühl sein.
    Apropos. Mein letztes westeuropäisches Bier habe ich Ende November 1999 in einer Hotelbar in Halle/Saale getrunken, seither kommt mir der Saft nicht mehr durch die Gurgel. Nur in eben geschilderten Notfällen (und das liest zum Glück meine aus der Oberpfalz, (dem Hopfenland Hollertau und Umgebung) stammende Liebste zum Glück nicht…

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  13. Claudio am 7. März 2012 at 00:47:

    Bemerkenswert, Carissimo Carlo. Muss das Bild wohl korrigieren. Ich hätte in jedem Quiz über berühmte Persönlichkeiten eine Million gesetzt, dass der Carlo gerne Bier trinkt!

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