STICHWORT: MORGENLATTE

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Buna Ziua, liebe Freunde

Es ist etwa 07.00 Uhr in der Früh. Die Nacht war kurz. Die Passkontrollen morgens um drei.

Das 6er-Abteil stickig und die Engländer nebenan – what a surprise – ziemlich laut.

Wir haben Craiova passiert, durchqueren eben die Walachei und sind noch gute drei Zugstunden von Bukarest entfernt.

Ich klettere von meinen Hochbett, ohne die Anderen zu wecken und stelle mich verschlafen mit meinem zerknautschten Gesicht auf den Gang.

Diese Situation habe ich wohl das letzte Mal mit 17 erlebt. Damals war ich das erste Mal mit einem Freund in Norwegen unterwegs.

Heute, 20 Jahre später, im Zeitalter von Easyjet, fühlt es sich irgendwie genauso abenteuerlich an – mit ein paar Schlaffalten mehr im Gesicht – aus einem Abteil zu klettern und durch ein beschlagenes Zugfenster in eine fremde Landschaft zu starren, statt auf die urbane Signaletik von Flughäfen.

Vielleicht gibt es hier irgendwo Kaffee. Vielleicht da vorne.

«Coffee?», der Mann im blauen T-Shirt nickt freundlich und kramt energisch in einem Wandschränklein seiner 1.5 m2 Minimal-Küche zwei Plastikbecher und einige Tüten mit Pulver hervor.

Ein dunkles und ein helles Pulver. Er füllt den Becher mit dunklem und hellem Pulver, Zucker, heissem Wasser und präsentiert mir sein sein Werk, als hätte er für mich ein 8-Gang-Menu kreiert. Dafür knöpft er mir die letzten Scheine Ungarische Forints ab.

Ich weiss immer noch nicht genau, was ich dafür bezahlt habe – ein Vermögen vermutlich.

Aber glaubt mir, ich habe den iPod montiert, meinen Kopf durchs offene Fenster in die rumänische Morgenluft gestreckt und selten so genussvoll an einer derartigen Plörre genippt, wie in diesem Moment – einfach herrlich!

Walachei


Anwar F(r)ick
Ehrlich, Leute, wer immer dieses Plakat beschmiert hat, Anwar hat es wirklich nicht verdient!

Da gibts doch echt fiesere Fressen, denen man Schwanz, Hörner oder Zahnlücken aufmalen kann.

Obwohl – vielleicht ist er ja ein Lump und eine verschmähte Liebhaberin oder ein kalt abservierter Liebhaber wollte sich an ihm rächen?

Anwar Frick ist Chefs on Fire

Der sexiest und coolste Caterer ever. Allein für den Artikel über ihn loht es sich das tendenziöse Heftli «Basel geht aus» für 18(!) Franken zu kaufen (nicht aber für den latschigen Essay von Robi Stalder).

Im Magazin gibt es einen sehr lesenswerten Ausschnitt über ihn.

Anwar, du hast doch mal erzählt, dass du jetzt eine Sendung auf Food Network bekommst – was geht?

So sieht Anwar übrigens unbefleckt aus:

Ramstein Frick


Viel Fress, viel scheiss

Alles, was keine Miete zahlt, muss raus. Die Frage ist nur, in welchem Zustand?

Es gibt viele Menschen, mit denen ich nicht gross übers Kochen oder Essen reden kann. Mitunter ein Grund, weshalb ich nächtens diese Seiten mit Pixeln vollkacke. Aber ich glaube, ich kenne niemanden, der sich nicht früher oder später als wahrer Experte in Sachen Scheissen entpuppt hätte.

Sehr gerne werden diese expliziten Vorträge am Esstisch serviert. Wie aufmerksam.

Einem gehört jedoch dickes Lob gezollt: dem Maddin. Von ihm stammt der überaus aufschlussreiche Shitbarometer®, den er mal auf der Kundentoilette platziert hat. Damit kann man quasi eine Darmspiegelung ohne Lästigen Eingriff dokumentieren. Und erst noch mit der, der anderen Klobenutzer vergleichen.

Meine Lieblingskonsistenz – die Rayonwurst, benannt nach der cremigen Milchschokolade mit den Lufteinschlüssen – wurde von Maddin konsequent diffamiert, und er hat sie auch nie in seinen Shitbarometer kalibriert.

Schade. Für mich die Idealwurst – ein Blatt reicht meistens.

Shit Barometer


Dicke Rippe riskiert

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Danke Malika, minha menina bonita!

Extra an mich gedacht in den Ferien und diese oberversaute Menükarte aus Portugal mitgebracht.

Sie steht stellvertretend für so viele Lachkrampf auslösende Speisekarten, die man immer wieder im Ausland aufgetischt bekommt und ja – sie stossen uns nicht mal auf, nein. Es sind sogar richtig witzige Appetizer!

Irgendwo auf der Karte steht: Neste estabelecimento existe livro de reclamações.
Das halte ich eher für eine dreiste Schutzbehauptung.

Meine Favoriten: Weiber Wein, Dicke rippe, Bohnen chweken, Schrauben und Paniert Titenfische. Aber checkt das doch gleich selber aus, Mahlzeit!

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Leckerbissen Portugal

Weiber Wein


Coole Saeue

Aranci_Spanferkel

Gleich vorweg: Das Fleisch war eher mediokre Qualität. Aber das Herzstück dieser Metzgerei in Golfo Aranci auf Sardinien ist sowieso das Einkaufserlebnis.

Aranci_Metzger_1Die Coolness, mit der die beiden Metzger ihren Laden schmeissen, ist schwer zu toppen. Flotte Sprüche lassen sie ebenso oft krachen, wie das Hackbeil, das unentwegt auf Knochen und Bank landet.

Ich glaube, die zerlegen mindestens 100 Lämmer pro Tag. Was komisch ist. Denn wenn ich 1 Kilo Lammkoteletts bestelle, gibt er mir nur 6 Stück und streckt den Rest mit Teilen vom Gigot.

Auch wenn ich fünf Minuten lang der einzige Kunde bin und nur eine Wurst kaufe, hacken die zwei auf Fleisch herum, als müssten sie halb Texas beliefern.

Aranci_Metzger_2Toll ist, wie man schon beim ersten Mal mit «Fratello» oder «Amico mio» angesprochen wird. Das gibt gleich so eine verschwörerische Unabhängigkeits-kämpferverbundenheit à la Fidel Castro.

MetzgerpapierAber am liebsten war mir die Knochengeste (ein unfehlbares Zeichen, ob man es mit einem guten Metzger zu tun hat!). Wann immer ich nach (2-3) Saucenknochen fragte, hackte er hektisch verschiedene Stücke ab und füllte mir nie weniger als 1 Kilo in einen Sack – meistens noch mit ordentlich Fleisch am Knochen. Was will man mehr?


Schaschlik

SchaschlikAh, endlich! Jetzt kann ich das Gourmet-Menü nachkochen, das die beiden Schwuchteln James Bond auf dem Schiff in «Diamonds are forever» serviert haben. Am Schluss gabs dann Bombe Surprise und den Hund hats mit eingeklemmtem Schwanz zerrissen.


Bella figura

Rifiuti PiktoDas Littering-Problem hierzulande ist ein Kommunikations-Problem. In Italien klärt ein Pikto auf dem Zigipäckli auf: Minghia, entsorg deinen Abfall, aber lass es cool aussehen – fahr ihn mit der Vespa zum Mülleimer!


Alles, was ein Koch braucht

Kochmesser

Gute Messer und ein Wetzstahl. Vor allem, wenn er vor hat, in den Ferien zu kochen. Und ich habe das eigentlich immer vor (es sei denn, ich lasse mich in einem Gourmet-Hotel mit Vollpension mästen wie eine Stopfgans.)

Ein einziges, bitteres Mal hatte ich vergessen, meine Messer mitzunehmen, als ich ein Ferienhaus gemietet habe – unverzeilich.

Aber ich habe meine Lektion gelernt: nach Sardinien kamen deshalb mein grosses Kochmesser mit Wetzstahl, ein gezacktes Küchenmesser sowie anständige Salz- und Pfeffermühlen mit.

Irgendwann hat man einfach keinen Bock mehr auf hässliche Schnittwunden durch billige Messer mit stupfem Laserschliff und zickig-dünnem Plastikgriff. Und ich lasse mir meine Kochwürde auch nicht durch Pfeffergläschen mit integrierter Plastikmühle nehmen. Nein, nein, nein!

A propos Würde, schier unerträglich lang, aber irgendwie kultig, ist diese Anleitung zum Messerschleifen: http://www.kochmesser.de/video-anleitung-messer-schleifen.php



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