Wolfsbarsch_1

Lustig, gerade gestern hab ich das neue Buch Depardieu trifft Trettl aufgeschlagen. Schau, schau, dachte ich. Der Herr Depardieu isst und trinkt nicht nur gerne auswärts. Er kocht auch gerne dort.

Zum Beispiel im «Ikarus» im «Hangar 7». Das ist ja hochinteressant. Logisch, muss man da sofort ein Buch darüber schreiben.

Ob er auch Pflaumentüten macht? Wäre eine schöne Reminiszenz an einen seiner ersten Filme: «Die Ausgebufften» (Les Valseuses).

In der deutschen Synchronversion kommt dort mein Lieblingswort numéro un für Höschen vor: Pflaumentüte («Jean-Claude, schau mal, die Schlampe trägt ja nich mal ne Pflaumentüte!»)

Roland Trettl hat mich etwas erschreckt. Nicht, weil ich ihn nicht kannte (ich hab ja so was von keinen Plan über das Who‘s who am Sternekochhimmel).

Nein, seine Frisur ist es. Ich hatte mal so was ähnliches auf dem Kopf. Heute wär mir das peinlich.

Lieber Roland, du hast noch eine Gnadenfrist bis 40. Dann, spätestens, sollte dieses Schaut-alle-her-was-ich-für-ein-wilder-Hund-bin-Nest von deinem talentierten Köpfchen verschwunden sein. Du bist nämlich schon lange angekommen.

Dann bin ich abends bei Nikos Weinwelten wieder über Depardieu gestossen und habe dieses Interview mit ihm gelesen.

Überraschendste Aussage darin: «Für mich ist Italien das Land Nummer eins für Essen. Denn dort werden die Produkte noch respektiert. Die französische Küche hingegen ist Dekoration, die Präsentation des Essens.»

Hoppla! Irgendwie wird dieser Mann immer sympathischer. Vielleicht kauf ich sein Buch doch noch.

Ich mag nämlich undekoriertes Essen ebenso. Ich hätte um eine Schuppe diesen Post hier nicht gemacht, weil ich die Fotos zu undekoriert fand. Aber eben, wie Herr Depardieu schon sagt, es geht hier nicht um die Präsentation des Essens.

Endlich hab ich mich an einen Wolfsbarsch gewagt. Dazu gibt es ja eine Vorgeschichte. Der Zufall wollte es so. Eigentlich waren Forellen vorgesehen.

Aber als ich die vier Prachtskerle in der Auslage sah, habe ich angebissen.

Seit meiner Erkenntnis des Lebens gelingt mir jeder Fisch auf dem Grill. So wurde auch dieser Wolfsbarsch richtig gut abgetrocknet, mit Meersalz bestreut, noch mal abgetrocknet und dann mit nur einer Prise Salz im Bauch auf den knallheissen Rost gelegt.

Loup de mer

Wolfsbarsch_3

Die dazugesellte Forelle und der Mais bilden übrigens das Kindermenü.

Auf dem Tisch standen zwar Salz und Pfeffer bereit. Aber das blieb unangetastet. Alles, was dieser deliziöse Fisch zu sehen bekam, war ein Fädlein mit einem Hauch Zitrone aromatisiertes Olivenöl. Basta.

Loup de mer 2

Es kostet einige Anstrengung, alles weg zu lassen. Aber wie einfach das auch aussehen mag, man macht sich keine Vorstellung, wie göttlich das schmeckt.

Wolfsbarsch_2

Vielleicht ist es das, was Gérard mit Respekt gegenüber den Produkten meint.


16 Kommentare zu Wer hat Angst vorm Wolfsbarsch?

  1. Alex am 13. August 2008 at 17:41:

    Wow, lecker sieht das aus, wie immer! Wollte erstmal ein Kompliment loswerden, Euer Blog ist im Nimbus meiner Favorite Blogs ziemlich weit oben angekommen, macht weiter so! Kann mich erstens gut mit eurem Geschmack identifizieren, zweitens auch mit eurer gelebten kulinarischen Internationalität, hoffe Ihr könnt mir folgen.

    Dann hab ich mich auch sehr über Depardieu’s Aussage gefreut, nicht weil ich nicht gerne französisch esse, sondern weil so eine Aussage sehr schwer aus einem Franzosen herauszukriegen ist. War selbst auf einer französischen Schule und hab ein paar Jahre in Südfrankreich gelebt und hatte schon einige sackgassenartige Diskussionen.

    Gruss,

    Alex

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  2. Claudio am 13. August 2008 at 19:14:

    Yeah, kann dir absolut folgen. Danke für deine Anerkennung. Ich mag französisches Essen übrigens auch, aber dieses Aufmontierte kannst du einfach nicht aus der Welt schaffen. Und weisst du, was wirklich unerträglich ist? Italienische Gastronomen, die auf französisches Schickimicki machen, brrr!

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  3. Alex am 13. August 2008 at 19:33:

    Haha! Hab ich nie erlebt, kann’s mir aber gut vorstellen. Ist aber nicht sogar ein Deutscher Sternekoch in Rom? (evtl ein Deutscher, der sich als Italiener ausgibt, mit Affinität für Frankreich hehe – ne. alles nur subjektive Fiktion).
    Zur franz. Küche noch: Man kann ja feststellen, dass es zwischen der ital. Küche und der gehobenen franz. Küche eine „Transitions-Zone“ gibt, nämlich südfranz. Küche, die mediterraner und rustikaler wird, épaule d’agneau, daube, pissaladière, cassoulet usw, hinzu kommt klar auch nordafrikanischer Einfluss mit leckeren Merguez-Würsterl, Couscous hier und da und anderen Leckereien, aber wem sag ich das! 😉
    So, nun erstmal zu meinen Lamm-Koteletts, die erwartet nämlich ein Bad in Salbei, Zitrone, Knoblauch und Olivenöl.

    ciao

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  4. Zoolicious am 13. August 2008 at 19:34:

    Claudio, Du quälst mich.
    Nicht nur, dass ich jetzt rastlos durch München eile und Fleisch suche, nein, jetzt zwingst Du mich auch noch zum Fischhändler.
    Dabei hab‘ ich doch gar keinen Balkon zum Grillen.
    Und wie war der Leitspruch (den ich übrigens sehr schätze – im Moment bereite ich gerade Fond)? „Das Leben macht Spaß mit demiglace“. Das geht so gar nicht mit der französischen Küche überein, nicht wahr? 😀
    Aber Du hast Recht, diesen Monster-Gerichten aus der klassischen französischen Küche kann ich auch eher wenig abgewinnen.

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  5. lamiacucina am 13. August 2008 at 20:49:

    ich grille sozusagen nie, aber sollte ich in meinem Leben je noch ein Feuerchen entfachen, muss mir ein Fisch auf die Glut.

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  6. Frenk am 14. August 2008 at 08:49:

    Mon cher frangin, sacré poisson, nom de dieu! A plus!

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  7. Claudio am 14. August 2008 at 11:13:

    Du meinst Heinz Beck, Alex. Das ist wirklich ein Faszinosum für mich. Er gilt als einer der drei besten Köche Italiens! What can I say? Schickimicki, aber faszinierend. Eine Einladung zu ihm würde ich auf keinen Fall ausschlagen 😉 Easy, Zoolicious, konzentrieren wir uns erst mal auf dein sehr schönes Côte de Boeuf! Robert, ich hab schon am Rheinweg (beim roten Schnägg) gegrillt: Herrlich! (Mal abgesehen von den durstigen Besuchern aus dem Männerheim oder den nervösen Junkies, die (anstatt Essen zu erbetteln) nach einer blöden Zigi fragen. Ah, ouais, Frenk, dé-li-cieux!

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  8. BerlinKitchen am 16. August 2008 at 11:43:

    „Pflaumentüte“………..ha,ha,ha……köstlich! Mit diesem Ausdruck kann ich sicherlich meine Frau schocken! 😉

    Alles Gute,
    Martin

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  9. Nina am 25. August 2008 at 14:14:

    Liebster Claudio, abgesehen von Deiner tollen Schreibe muss ich jetzt mal die Fotos loben. Die sind grossartig! Wie aus einem Kochbuch, das einem gleich beim Aufschlagen schon Appetit macht.
    PS und vaguely à propos Fisch: Habe vor ein paar Tagen das erste Mal «unausgepackte» Crevetten serviert bekommen, also die kleinen. War das ein Gefummel. 🙂

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  10. Claudio am 25. August 2008 at 18:19:

    Na, immerhin was zu fummeln 😉

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  11. Iris am 7. September 2008 at 10:41:

    Lange nicht mehr hier gewesen, dafür jetzt aber gleich jede Menge leckerer (:-)) Sachen gesehen, gelesen und auf der Zunge zergehen lassen. Sollte Euch doch endlich mal bookmarken!

    Die Köchin, die nur kocht, wenn „ihre“ Fischer frische Fische angeliefert haben, kommt in meinen Kochhimmel – und da gibt es garantiert keine vegetarischen Würstchen, aber viel fleischlose italienische (oder hausgemachte südfranzösische) Kost frisch aus Garten und Kräuterbeet…

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  12. Claudio am 7. September 2008 at 21:40:

    Schön, dass es dir hier gefällt! Dann bis bald.

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  13. Bolli am 11. September 2008 at 09:33:

    Ich habe keine Angst vorm bar, den gibt’s oft bei uns.

    Haste gut gemacht!

    Andere Frage, wie ist denn das Buch von den beiden Köchen? Lohnt es sich oder nicht? Klassische frz. Küche oder eher Bistro? Ich wollt’s mir in D. anschauen, habs aber dann vergessen.

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  14. Kornblume am 2. August 2009 at 19:09:

    Ja, so puristisch ist MAL sehr gut! Doch die Schuppen und die Flossen (außer dem eh überragenden Schwanz) haben wir natürlich entfernt, denn das Hornaroma braucht keiner…

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  15. Annina am 21. Dezember 2009 at 11:01:

    Claudio, herzlichen Dank für die besten Fischtipps! Und wunderbar auf Deiner Seite eine Bestätigung für weniger ist mehr zu finden. Wie mir manchmal das beste Fleisch und der bester Fisch vom Grill leid tun, wenn sie in einer klebrigen, nicht identifizierbaren Sauce schwimmen. Aber eine Frage: funktioniert das auf den Schuppen ohne Öl grillieren auch in der Grillpfanne?
    Auf bald und liebe Grüsse, Annina

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  16. Claudio am 7. Januar 2010 at 16:36:

    Hi, Annina. In der Grillpfanne hab ich’s noch nie versucht (hab keine). Probiers doch einfach!

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