Sorry, aber wer trinkt sowas?

Cabernet Tetra

Nein, falsche Frage. Warum trinkt jemand sowas?

Cabernet Trinkhalm


Fear and Loathing in Basel

Biertraumwelt

Oder aber wir halten es schlicht für nicht möglich, sich durch dieses Plakat in eine Biertraumwelt – was immer das sein mag – verführen zu lassen.

Auch wenn wir – zugegeben – für einige Sekunden in den Bann gezogen werden.

Erstens, um sich kurz der eigenen Vorstellung hinzugeben, was wohl für welche Klientel eine Biertraumwelt darstellen könnte. Und zweitens, wegen der entschlossenen Typographie, die unter Anwendung raffinierter Satztechnik bis ans Äusserste geht und mit einer Tilde anstelle eines Umlautzeichens über dem Ö für einen (vermutlich unbeabsichtigten) Eyecatcher sorgt.

Vielleicht kann sich ja die liebe Nina von Sehsucht einen Reim darauf machen.

Jedenfalls, proscht Nägeli!


Deftig abgetischt

Schlafzimmerdecke

Aua. Ich mag kein frittiertes Hirn. Schon gar nicht, wenn es mein eigenes ist. Schon seit Tagen amüsiert sich irgend so ein geltungssüchtiges Virus, meinen Körper bei extrem- niedrig-garenden 40 Grad zu pochieren. Widerlich, einfach widerlich.

Typisch auch, dass mein eifrig Fieberträume produzierendes Hirn jetzt wieder dieses Bild sendet: Ich als zwölfjähriger Ferienbub in der Küche meiner Bauerngastfamilie im Zürcher Oberland. Rös, die Mutter, führt einen in gespannter Vorfreude grinsenden Mann herein und heisst ihn, zu warten. Dann steigt sie die knarrende Treppe zum Keller hinab. Stille. Die Blicke ruhen auf dem wuchtigen, abgeschabten Holzschneidebrett auf dem Esstisch.

Dann hört man sie fröhlich pfeifend wieder hinaufstaksen. Der Mann wiegt sich in freudiger Erwartung von einem Fuss auf den anderen, so als wolle er der Bäuerin helfen die Treppen zu erklimmen. «So!», stösst sie aus, und zeigt das Objekt der Begierde unter ihrem linken Arm – einen Schweinekopf. «Nur den Halben, haben Sie gesagt?», der Mann nickt.

Sie setzt den Schädel genau vor mir aufs Schneidebrett. Das Schwein – sein Schädel – reckt mir die kalte Schnauze mild grinsend entgegen. Die Lider mit weissblonden Wimpern bespickt, sanft geschlossen. Und dann spaltet sie mit einem schweren Metzgerbeil der Sau die Rübe mit einem einzigen Schlag entzwei: «Wlamm!»

Dabei kippen die beiden Schädelhälften auseinander und etwas Hirn auf den Tisch. Ein Bröckchen, so gross wie eine Honigkaramelle vielleicht. Und – schwupp! – in einer eleganten Wischbewegung mit Zeige- und Ringfinger holt sich Rös den Happen vom Tisch und steckt ihn sich genüsslich in den Mund!

Diese letzte Sequenz wird nun von meinem Hirn in einer Endlosschlaufe projiziert, als wäre es ein Pipilotti Rist Video. Und ich kann ja nicht mal wegsehen! Auch wenn ich die Augen schliesse – sind ja meine eigenen Bilder im Kopf!

Überhaupt scheint mein Hirn irgendwie gar nicht zu checken, wie dreckig es mir gerade geht. In einer Art Amokmodus produziert es lauter solche nervtötende Bilder. Aber auch Musik: «Das alte Haus von Rocky Docky … und dann wieder von vorn, «Das alte Haus …». Oder auch: «I wanna be Daylight …», «I wanna be Daylight …», «I wanna be Daylight …», von den No-Angels. Richtig, Engel können das keine sein. Repetitiver Nonsens erster Güte, um mich zu quälen und zu foltern.

An Essen, immerhin meine absolute Lieblingsthematik, ist nicht zu denken. Hab ich eigentlich schon einmal erzählt, dass ich vor Jahren einmal nach einer Virusinfektion oder eventuell sogar als Nebenwirkung der Antibiotika (Ciproxin) über ein Jahr lang meinen Geschmacks- und Geruchssinn verloren habe? Nein?

Na gut, davon vielleicht ein andermal, ich will hier niemanden überstrapazieren. Bin ja nicht so ein seelenloser Quälgeist, wie mein Hirn.


Lizenz zum Wegblasen

Zu-und Abluft

Das Problem ist, ich kann leider nie von dieser technischen Gastrorevolution profitieren. Mich verbläst es schon „mit alles“, bevor ich auch nur einen Fuss da rein gesetzt habe. Aber das ist auch irgendwie gut so.

Das Lunch-Checks-Logo hingegen ist immer noch der Renner. Wir sollten wirklich mal was daraus machen, Sardenny!


Oil de Toilette

Globus Huile d’Olive

Gesehen bei Globus, aufgebaut im Eingangsbereich. Ältere Dame die sich staunend heranpirscht: «Ist das jetzt dieses berühmte Parfüm?».

56 Franken für 70cl sind schon heftig für ein paar Tropfen Château d’Estoublens (wer kennt es nicht, das berühmte Olivenöl-Luftschloss). Und die silbrige Geschenkbox kostet noch mal zusätzliche 13 Franken.

Ich geh mal zu Douglas und find out.

Globus Extra Vergine

Nachtrag: Eine sehr freundliche Angestellte der Globus Delikatessa hat sich heute Morgen bemüht, bei der Einkaufsabteilung genauer nachzufragen, um mich kurz darauf zurückzurufen.

Das Öl kommt aus der Vallée des Beaux de Provence. Und tatsächlich aus dem Château d’Estoublens. Die verwendeten Olivensorten sind Grossane, Saloneque, Dijeoline und Berruguette.

Jetzt kann ich mir also statt Cognac oder Whisky zur Abwechslung mal ein paar Tropfen dieses Luxusöls hinter die Ohren tupfen.


Nadia ist traumhaft, Maria ein Traum

Spiaggia Senigaglia

Keine Frage, bei «Da Nadia» isst man traumhaft gut. Es gibt natürlich keine Karte in dieser traditionellen, kleinen Fisch-Trattoria.

Alles hängt vom Tagesfang ab. Den besorgen die lokalen Fischer und verkaufen ihn frühmorgens in der Fischmarkthalle.

Das Ambiente ist familiär. Und es scheint immer noch gerade eben dieser Tisch dort frei zu sein. Was für ein Glück. Das Essen wird nicht bestellt, es wird vielmehr rezitiert und dann aufgetragen. Man will sowieso von allen vier, fünf Sachen probieren, die heute Abend zubereitet werden:

Sardoncini marinati

Mazzoline (Knurrhahn) mariniert, mit sauer eingelegtem Fenchel.

Cozze gratinate

Cozze (Miesmuscheln) gratiniert

Tagliatelle al pesce

Tagliatelle (hausgemacht, was denn sonst?) all Pesce

Gnocchetti ai Gamberetti

(Fluffig zarte Kartoffel-) Gnocchetti ai Gamberetti

Sogliole alle olive

Sogliole (butterzarte Mini-Seezungen) alle Olive

Anders bei «Da Maria», ebenfalls in Fano an der Adria. Ihre rustikal-authentische Reputation schlägt hohe Wellen. Man kann fast nicht bescheidener essen als hier, aber auch fast nirgends besser.

Sie hat nur sechs Tische im Innern der Trattoria und sechs weitere im Freien (wenn das Wetter mitspielt). Das heisst, man muss ein paar Tage vorher reservieren.

Aber noch wichtiger: Sie hat nur zwei, drei Fischer die sie berücksichtigt. Jeder von ihnen fischt mit einem kleinen Boot nach einer bestimmten Beute.

Für Calamari und Seppie ist Ivan zuständig. Enrico geht auf Seezungen, Butt und Seeteufel. Ein weiterer besorgt Muscheln wie Vongole, Cozze, Cannochie und Krustentiere.

Und Maria und ihre Tochter Domenica sind kompromisslose Köchinnen. Erschreckend kompromisslos. Denn wenn kein Fisch gefangen wird, die See stürmisch war oder, wie in meinem Fall, während einer ganzen Woche(!) Netze und Boote geflickt werden, dann bleibt die Trattoria eben geschlossen. Aus. Zu.

Weil ein anderer Fisch als der, den sie seit 37 Jahren von ihren Lieblingsfischern geliefert bekommt verarbeitet Maria nicht. Mit anderen Worten, Gäste sind überflüssig, wenn es keinen frischen, küstennahen und handverlesenen Fisch gibt.

Ist das nicht der grösste Respekt, den man seinen Gästen zollen kann? Ist das nicht Luxus in seiner reinsten Form?

Ich habe es leider nicht geschafft in der Trattoria Da Maria zu essen. Es bleibt aber mein Traum. Und das nächste Mal werde ich ihn einlösen. Ivan, Enrico, tut mir den gefallen, geht fischen!

Hier ein schöner Artikel von Slow Food Italia: slowfood11_28-1.pdf


Zur Abwechslung mal Couch-Potato

Delicious Days

Eine unwiderstehlich einladende Kombination, um sich genüsslich lesend auf der Couch zu räkeln: Wochenende, frische Thorntons Toffees aus London und das noch frischere Kochbuch delicious days von  Nicole Stich aus München.

Für die Foodbloggerin mit der coolsten Website (Time Magazine) ging vor einem Jahr ein Traum in Erfüllung, als sie einen Buchdeal vom grössten Kochbuchverlag Deutschlands angeboten bekam.

Und wie es sich für eine passionierte Foodbloggerin gehört, hat sie nicht nur einfach ihre schönsten Rezepte zwischen zwei Buchdeckel gepackt, sondern alles auch noch mit eigenen (brillanten) Fotos und Layoutideen garniert. Erfrischend authentisch also das Ganze!

Für mich ging auch ein kleiner Traum in Erfüllung, als ich Nicky diese Woche zum ersten Mal persönlich treffen konnte. Als Sahnehäubchen gabs natürlich ein signiertes Exemplar.

Danke Nicky, ich wünsche dir viel Erfolg mit dem Buch und weiterhin Unmengen von dieser unbändigen Inspiration, die du mit deiner Hingebung verbreitest.

deliciousdays


Fast Sea Slow Food

Pesce Azzurro Food

Von Slow Food empfohlen, obwohl es ein Fast Food Restaurant ist.

Die Idee ist verlockend: Fischer tun sich zusammen und eröffnen eine Kneipe, wo sie ihren Fisch so zubereiten, wie sie ihn zuhause am liebsten essen.

Das heisst, einfach zubereitet. Nach traditionellen Rezepten. Und günstig. So soll es sein: Das täglich wechselnde Fünfgang-Menü, das entsprechend dem Tagesfang zusammengestellt wird, kostet wässrige 10 Euro – inklusive einem (zu) lieblichen Viertelliter Wein, Mineralwasser, Brot und Coperto!

Damit erschöpft sich jedoch jegliche Romantik, die da eventuell aufschwappen mag. Denn das Gastrounternehmen der Fischereikooperative «Coomarpesca» mit Namen Il Pesce Azzurro ist riesig und auf Massenverpflegung ausgerichtet.

Täglich bildet sich vor dem Restaurant (das ein wenig aussieht, wie die Kantine eines maritimen Vergnügungsparks) ein Pulk von Landratten, die einen von tausend Plastikstühlen an den langen Plastikbänken ergattern wollen, um daran Plastikschalen voller Fisch leer zu essen.

Pesce Azzurro Schlange

So abtörnend das für viele sein mag. Das Essen schmeckt gut. Wirklich gut. Und es ist der Beweis (und deshalb nicht ohne Stolz bei Slow Food vermerkt), dass Massengastronomie in Selbstbedienung eben nicht gleich Junkfood bedeutet.

Pesce Azzurro Ausgabe

Ich hatte als Antipasto in Essig eingelegte Sardellenfilets und herrlich knusprig panierte Sardinen. Als Primo gab es gedämpfte Vongole und die beiden Secondi waren butterzarte Calamari mit Erbsen in Tomatensauce und eine Pasta (Casareccie) mit Thonsugo.

Pesce Azzurro Caffè

Bei einem grossen Plastikbecher Caffè freddo ist mir aufgefallen, wie viele Grossfamilien da waren. Viele Einwanderer, Nordafrikaner oder Leute, die sich offensichtlich kein Essen in einem normalen Fischrestaurant für 40 Euro leisten können (oder wollen, wie Pauschaltouristen). Sie müssen trotzdem nicht auf anständigen Fisch verzichten.

Pesce Azzurro Innen

Für Roberts Gruselkabinett gibts noch ein ekliges Mitbringsel: Nicht den ganzen Kunststoffkoch, dafür das grusligste Detail – seine pink lackierten Fingernägel!

Pesce Azzurro Koch


Herr ueber Feuer und Flamme

Licence to grill

Guter Rat ist Feuer – aber wie sieht der absolut perfekte Grill aus?

In unserer Rubrik «Gefragt» bittet ein Leser um Hilfe: Sein Weber Grill ist für ihn nur noch ein Ablöscher. Jetzt sucht er die ultimative Alternative, die sein Grillfieber erneut entfacht.

Ist es der marrokanische Tongrill, der mit Kerzenwachs und einer rostigen Blechdose als Kamin entfacht wird? Ist es ein längs aufgesägtes Ölfass, in welches man vier ungeöffnete Kohlesäcke legt, mit Benzin übergiesst und dann ansteckt, um ganze Schweinehälften darauf zu rösten? Oder die argentinische Variante; stundenlang direkt am Boden feuern, stundenlang im richtigen Abstand mit der richtigen (verdammt nicht nachvollziehbar niedrigen) Temperatur grillen?

Vermutlich hat jeder seine eigene Methode, mit seinem eigenen Grill und natürlich ist das der beste Grill und die beste Methode.

Deshalb starten wir auf diesem Blog zum ersten Mal eine Rally!

Mailt uns eure heissesten Tipps und glühendsten Argumente, weshalb ausgerechnet euer Grill der perfekte Grill sein soll als Link oder Trackback im Kommentar.

Wer einen Banner braucht, soll ihn sich selber basteln, ich hab keine Ahnung, wie so was geht.

Nichtblogger, die unbedingt eine Foto ihres Grills oder das Arschgeweih ihres Girls zeigen wollen, können mir das Bildmaterial auch auf claudio[at]anonymekoeche.net mailen. Ich weiss aber noch nicht, ob ich auch wirklich alles veröffentliche.

So then – the heat is on – gebt Gas!


Verband

«Cut! Nochmal, ohne diesen Depp, bitte», hätte ich am liebsten ausgerufen.

Stattdessen schoss mir Blut in den Kopf und nach (einundzwanzig, zweiundzwanzig) ein paar Sekunden aus den Fingern. Ich blickte nur stumm und ungläubig.

Wie es passiert ist, darf ich niemandem erzählen. Jeder würde mich für einen kompletten Idioten halten. Zu recht.

Nicht etwa, als ich vorhin eine kleine Schalotte zielsicher in allerfeinste Würfelchen geschnitten habe – geschnitten, nicht gehackt! (Oh, wäre das nicht ein cooler neuer Spruch für Mister Bond? Jetzt, wo es ihm scheissegal ist, ob der Vodka Martini geschüttelt oder gerührt ist. Muss morgen grad mal den Marc Foster anrufen.)

Nein, ich wollte meinem fünfjährigen Sohn eine neue Nocke in den kaputten Saugnapfpfeil (was für ein Wort) schneiden.

Das ist der Schlitz am Pfeilende, der auf die Bogensehne gesetzt wird. Linke Hand: Pfeil. Rechte Hand: Messer. Aufgestützt: nirgends.

Wir reden hier von einem billigen (und darüber hinaus sehr eigensinnigen) Plastikpfeil mit einem Durchmesser von knapp vier Millimetern.

Und wir reden hier von einem WMF-Chefmesser mit einer Klingenlänge von über zwanzig Zentimetern.

Das Messer ist scharf. Ich habe es gewissenhaft über den Stahl gezogen, bevor ich die Schalotte geschnitten habe. Und ich habe beim Schneiden keine einzige Träne vergossen (was einiges über die Schärfe des Messers aussagt, und auch über meine Schneidetechnik, aber ich glaube, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um mich damit zu brüsten).

Wie auch immer: Es tut mir auch weh, wenn ich das jetzt lese. Nicht nur das Lesen.

Für CSI-Fans und Schadenfreudige: Nachdem mir auf Druck mit der Klinge der Pfeil wie durch Hexerei abschmierte, säbelte das Messer mittig auf die Daumenkuppe. Selbst der Fingernagel konnte den rasanten Fall nicht stoppen und teilte sich willig zu einer perfekten Nocke. Dazu kam, aber das bemerkte ich erst viel später, ein klaffender Schnitt auf dem Mittelglied meines Zeigefingers.

Keine Frage, es gibt interessantere Samstagabendbeschäftigungen als so was. Aber nachdem ich erst viele, viele Wundgazen später die Blutung einigermassen eindämmen konnte (poch, poch, poch) musste ich mich fragen, wie interessant ist ein Besuch in der Notaufnahme am Samstagabend?

Ich wollte das nicht auch noch herausfinden.

Man kann nicht Bill Buford‘s Hitze mögen und dann den Warmduscher raushängen.

Immerhin kann ich noch mit acht Fingern diesen Post hier schreiben. So schlimm wird es also nicht sein. Ich sehs ja dann morgen früh.

Warum nur gibt es im Leben keine Rewind-Taste?

Chefmesser

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